(openPR) Sprachförderung für mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit
Grund- und Hauptschule Ostheim fördert mehrsprachige Kinder in einem Sprachprojekt mit Studierenden der Logopädieschule des EMK
Das beste Integrationsrezept heißt immer noch: Deutsch - möglichst früh, möglichst viel. Wie das gehen kann, zeigt die Grund- und Hauptschule im Stuttgarter Stadtteil Ostheim. Dort sind von 648 Schülerinnen und Schüler 500 Einwandererkinder. Der größte Teil der Eltern aus 78 Nationen lebt im eigenen Kulturkreis. Meist kann nur der Vater etwas Deutsch, die Mutter spricht nur in ihrer Muttersprache. „Auch ein Vater, der Analphabet ist, darf sich für seine Kinder wünschen, dass sie studieren. Bei uns lacht da niemand“, versichert die Schulleiterin Gudrun Greth. Dafür setzt sie sich ein.
Kinder brauchen sich für nichts zu schämen
Das Projekt „Sprachförderung mehrsprachiger Kinder in der 2. Klassenstufe“ ist ein Beispiel für ihr Engagement. Studierende des Euro-Medizinal-Kollegs (EMK), einer Berufsfachsschule für Logopädie in Stuttgart, unterstützen die individuelle sprachliche Entwicklung der Zweitklässler/innen. Fünf bis sechs Kinder aus jeder der vier Parallelklassen erhalten jede Woche in einer 1:1-Betreuung Sprachförderung. Die Studierenden spielen Geschichten mit den Schüler/innen, üben mit Wortschatzkisten und achten genau auf jedes einzelne Kind. „Die Kinder sollen kompetent mit ihren Schwächen umgehen lernen, ihre Lücken nicht verdecken und nachfragen, wenn sie etwas nicht verstehen und systematisch sprachliches Wissen erwerben.“ Dieses Ziel ist der Lehrlogopädin Melanie Berg und stellvertretenden Leiterin des EMK ganz wichtig. Auch die Rektorin betont: „Die Kinder fühlen sich in der Sprachförderung wichtig, und brauchen sich für nichts zu schämen.“ Kinder, die sich der deutschen Sprache nicht sicher sind, können dort ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern, verlieren ihre Außenseiterposition und stärken ihr Selbstbewusstsein.
Für die Kinder ist der Erwerb der deutschen Sprache oft belastend. In der Schule werden die Kinder nach ihren Fähigkeiten in der deutschen Sprache beurteilt. Sie können oft keine positive Beziehung zu dieser Sprache aufbauen. Und die reguläre Unterrichtszeit reicht nicht aus, die Sprachdefizite zu beheben. So kommt es vor, dass sich diese Kinder immer mehr zurückziehen und die Leistungen schwächer werden – trotz Begabung. Die Eltern sind oft hilflos, da ihre Sprachkenntnisse nicht ausreichen und sie das deutsche Schulsystem nicht kennen.
Sprachförderung auch für Mütter
Deshalb legt die Schule in Ostheim auch großen Wert auf Sprachförderung für Eltern. Es gibt einen Sprachkurs für Mütter mit wenig Deutschkenntnissen. Der Kurs „Mama lernt Deutsch“ findet zweimal in der Woche statt und wird von der Stadt Stuttgart subventioniert. Die Mütter bezahlen 40 Euro für 75 Stunden Unterricht. Für türkische Mütter bietet die Schule einen zusätzlichen Kurs in türkischer Sprache an, damit die Mütter mit einer deutschen Schule umgehen lernen und ihre Vorbehalte abbauen. „Wir haben ein waches Auge und fragen die Eltern bei jeder Gelegenheit, ob ihre Deutschkenntnisse ausreichen, um ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen zu können“, erklärt Greth. So schafft sie es, die Mütter für die Kurse zu gewinnen. Die Schulleiterin ist begeistert: „Abgesehen vom Spracherwerb, bekommen die Mütter einen guten Draht zur Schule und das Vertrauensverhältnis wächst. Wir wollen die Eltern befähigen, dass sie für ihre Kinder entscheiden können, z. B. in welche Schulart sie gehen sollen, welche Betreuung sie brauchen oder welche Hilfe sie annehmen können.“
Regelmäßige oder verlässliche Finanzierung fehlt
„5000 Euro sollten wir für das Projekt aufbringen. Mit Betteln bekommen wir einen Teil davon“, bedauert die Schulleiterin. Trotzdem geht das Projekt im neuen Schuljahr in die sechste Runde. Die Studierenden dieses Durchlaufs veranstalten den Elternabend für das kommende Schuljahr mit der nächsten Gruppe. Berg kennt es aus den Vorjahren: „So können sie aus dem Vollen schöpfen, von ihren Erfahrungen berichten und die Eltern kompetent informieren. Das ist überzeugender und für die Studierenden ein guter Abschluss des Projekts.“
Ein Abschluss für alle und ein besonderes Ereignis für die ganze Schule ist ein Fest mit Darbietungen am Schuljahresende. Die ausgewählten Projektkinder stellen ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in Auszügen den Inhalt der Sprachförderung vor. Damit wird diese besondere Förderung in die Klassengemeinschaft eingebunden.
Als Fazit schreibt die Logopädin im Projektbericht: „Insgesamt ist das Projekt ein Schritt in die richtige Richtung, wenn es darum geht, interdisziplinär zusammen zu arbeiten, Wissen unterschiedlicher Fachrichtungen zu nutzen und Formen zu finden, auf die immer komplexeren Probleme in der Arbeit mit den Kindern angemessen zu reagieren.“
Grund- und Hauptschule Ostheim mit Werkrealschule
Landhausstr. 115 + 117
70190 Stuttgart
Euro Medizinal Kolleg Stuttgart (EMK)
Kronenstraße 43
70174 Stuttgart
www.stuttgart-eso.de
Das Euro-Medizinal-Kolleg ist eine staatlich anerkannte Fachschule für Logopädie, die 1996 gegründet wurde. Die Schule ist Mitglied im Verband VDP, Verband deutscher Privatschulen. Das EMK gehört zur Qualitätsgemeinschaft der EURO-Schulen-Organisation (ESO). Sie ist als erster Bildungsträger nach der Norm DIN EN ISO seit 1996 zertifiziert. Die ESO hat seinen Sitz in Stockstadt am Main.






