openPR Recherche & Suche
Presseinformation

"Verlierer sind die Patienten"

14.05.201416:44 UhrGesundheit & Medizin

(openPR) Patientenvertreter des Netzwerks Schädel-Hirnverletzte NRW haben gestern, 13. Mai 2014, Experten und Interessierten in Düsseldorf ihre Forderungen für eine bessere Versorgung schädelhirnverletzter Patienten in Nordrhein-Westfalen vorgetragen. Die eigentlichen Adressaten des Memorandums, das NRW Gesundheitsministerium und die Krankenkassen, waren trotz Einladung zu der Fachveranstaltung nicht erschienen.



„So, wie derzeit in Nordrhein-Westfalen die Versorgung neurologisch schwerstbetroffener Patienten organisiert ist, vereitelt sie Lebenschancen.“ Mit diesen deutlichen Worten leitete Manfred Ernst, Sprecher des Netzwerks Schädel-Hirnverletzter in NRW CERES e.V. die gestrige Veranstaltung „Für ein selbstbestimmtes Leben Schädel-Hirnverletzter in einer solidarischen Gesellschaft in NRW!“ in Düsseldorf ein. Betroffene würden nicht fachgerecht behandelt, es fehle an Betten für eine adäquate Versorgung und viel zu oft umgingen die Krankenkassen aus Kostengründen die ärztlichen Empfehlungen. Er forderte das Gesundheitsministerium, die Landesarbeitsgemeinschaft Neuro-Rehabilitation NRW und die Krankenkassen auf, zusammen mit den Selbsthilfegruppen sowie den Akut- und Rehakliniken endlich in eine bedarfsgerechte Fachplanung einzusteigen. Auch der neue Krankenhausplan NRW 2015 biete bislang keine Lösung, um die Situation in NRW zu verbessern. „Solange sich die Verantwortlichen nicht gemeinsam an einen Tisch setzen und planen, wird sich die Versorgungslage für neurologisch schwerstbetroffene Patienten in NRW nicht verbessern. Verlierer sind die Patienten, die nach einem schweren Sturz, Unfall oder Schlaganfall auf unsere Hilfe angewiesen sind“, ist sich Ernst sicher.

Eindrucksvolles Beispiel

So wie Susanne Altemeyer. Die Zahnarzthelferin aus Essen fiel am 31. März 2000 mit 25 Jahre für drei Jahre ins Wachkoma. Ursache war ein Virus, der ihr Gehirn befallen hatte.13 Monate wurde sie auf der Intensivstation in der Essener Uni-Klinik versorgt. Als die Ärzte dort nichts mehr für sie tun konnten, wurde sie zunächst in ein Hospiz, dann in ein Mühlheimer Pflegeheim verlegt. Die Mutter von Susanne Altemeyer wandte sich an die Selbsthilfegruppe in Gelsenkirchen. Gemeinsam mit Manfred Ernst erreichten sie nach drei Jahren eine Verlegung der jungen Frau in die neurologische Rehaklinik nach Meerbusch,gegen den Widerstand der Kassen. Dort lernte sie wieder selbstständig zu schlucken, zu essen und zu gehen. Im Mai 2004 verließ Susanne Altemeyer fast vollständig rehabilitiert die Klinik. Heute lebt die junge Frau in ihrer eigenen Wohnung und meistert ihr Leben selbstständig. „Susanne steht hier heute stellvertretend für die Gruppe der aus dem Koma Wiedererwachten. Ihr Fall zeigt, was möglich ist, wenn die Betroffenen die richtige Behandlung erhalten. Ihre Geschichte zeigt aber leider auch, dass Patienten in NRW sich nicht darauf verlassen können, dass sie die beste Versorgung erhalten. Sie bzw. ihre Angehörigen müssen allzu oft für ihr Recht kämpfen und sich gegen Widerstände, z. B. seitens der Kassen durchsetzen. Das schaffen nicht alle. Hier muss das Land eine Versorgungssicherheit für alle schaffen. Nur das ist gerecht“, forderte Ernst. Er wies darauf hin, dass in der Bundesrepublik zur Zeit 244 Menschen – mit einer unbekannten Dunkelziffer – aus dem Koma oder Wachkoma erwacht sind.

Durchschnittlich 14 Tage Wartezeit

Aber auch wenn im Anschluss an die Akutversorgung von den Kassen eine Reha widerstandslos bewilligt wird, ist die bestmögliche Weiterbehandlung in NRW nicht gesichert. Prof. Dr. Dr. Schönle, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Neuro-Rehabilitation NRWund leitender ärztlicher Direktor der Maternus-Klinikfür Rehabilitation Bad Oeynhausen, führte aus, dass die durchschnittliche Wartezeit auf ein Frühreha-Bett für Betroffene derzeit im Schnitt zwei Wochen betrage, manchmal sogar vier. Dafür hatte Schönle die Daten von insgesamt 6.800 neurologisch-neurochirurgischen Patienten in den Jahren 2012/ 2013 ausgewertet. Er forderte die Landesregierung dazu auf, dringend mehr neurologische Frührehabetten zu schaffen. Schon 2012 hätte das IGES-Gutachten vorgerechnet, dass in NRW mindestens 700 solcher Versorgungsplätze fehlten. Für die Betroffenen bedeute dies eine starke Beschneidung ihrer Chancen auf Gesundung. Man wisse aus Studien, dass gerade die ersten Wochen nach dem Akutereignis wesentlich für die menschliche Reorganisationsfähigkeit seien.

Frührehawüste Aachen

Von Versorgungsengpässen und langen Liegezeiten berichteten auch Jutta Szodrak, Vertreterin des Arbeitskreises Sozialdienste Unikliniken NRW und Susanne Umbscheiden, Case Managerin der Klinik für Neurochirurgie an der RWTH Aachen. Schwierigkeiten, einen geeigneten Platz für schwer betroffene neurologische Patienten zu finden, ergäben sich insbesondere dann, wenn diese beatmet werden müssten oder eine wohnortnahe Versorgung erwünscht sei. Insbesondere Aachen stelle ein Beispiel für die neurologisch-neurochirurgische Frühreha-Wüste in NRW dar. Betroffene müssten von hier aus nach Köln, Bonn, Bad Berleburg oder sogar Rheinland-Pfalz verlegt werden – was für die Angehörigen eine zusätzliche Erschwernis ihrer Situation bedeute.

Hoher Beratungsbedarf der Patienten in NRW

Die unsichere Versorgungssituation neurologisch-neurochirurgischer Patienten in NRW führe zu einem überdurchschnittlich hohen Beratungsaufkommen, das vor allem die Selbsthilfegruppen und unabhängigen Patientenberatungen abdecken müssten. Dies berichtete der stellvertretende Geschäftsführer der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung, Carsten Freitag, auf der gestrigen Veranstaltung. Er zeigte sich erschüttert über die Entwicklung in NRW, das mal Vorreiter in der neurologischen Reha gewesen sei. „In Nordrhein-Westfalen kommt es nur deshalb nicht zum Aufschrei, weil die wenigsten verstehen, was hier passiert. Das System der medizinischen Versorgung mit seinen vielen Akteuren und Entscheidern ist zu komplex. Verlierer sind die Patienten und ihre Familien, die ihre Rechte nicht kennen“, so die Einschätzung Freitags.

Falsche Prioritäten gesetzt

Manfred Ernst zeigte sich abschließend mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden. „Alle Anwesenden waren sehr fachkompetent und haben wesentliche Informationen und Perspektiven zur Diskussion beigetragen.“ Enttäuscht zeigte er sich über das Nicht-Erscheinen des Ministeriums und der Kassenvertreter. „Ich glaube, dass hier falsche Prioritäten gesetzt wurden, wenn andere Termine heute wichtiger waren.“ Die Forderungen des Netzwerks werde er dem Ministerium per Post zustellen.

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 795160
 1268

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „"Verlierer sind die Patienten"“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von Dr. Becker Klinikgruppe

In die Zukunft geschleust
In die Zukunft geschleust
Um Mitarbeiter/innen und Patienten/innen in Corona-Zeiten noch besser zu schützen, hat die Dr. Becker Klinik Norddeich ein Pilotprojekt mit dem Hygieneexperten CWS und der Sicherheitstechnik-Firma Emdion gestartet. Seit dieser Woche misst ein „Hygiene-Checkpoint“ am Eingang der Klinik alle Besucher/innen auf erhöhte Temperatur, um Symptome auszuschließen und so einer Wiederverbreitung des Corona-Virus vorzubeugen. Norddeich, 01.09.2020. Wer in diesen Tagen die Dr. Becker Klinik Norddeich betreten möchte, fühlt sich der Zukunft einen Schritt …
Ausgezeichnete Expertise: Chefarzt des Dr. Becker Neurozentrum Niedersachsen ist jetzt Professor
Ausgezeichnete Expertise: Chefarzt des Dr. Becker Neurozentrum Niedersachsen ist jetzt Professor
Die Universität Duisburg-Essen hat PD Dr. Tobias Leniger, Chefarzt des Dr. Becker Neurozentrum Niedersachsen, zum Professor ernannt. Grund dafür sind wissenschaftliche Untersuchungen zu einem selbstentwickelten neurologischen Rehabilitationskonzept mit dem Nachweis einer Nachhaltigkeit für die Rehabilitanden/innen. Bad Essen, 25.08.2020: Nachdem das Dr. Becker Neurozentrum Niedersachsen (NZN) im letzten Jahr sein 10-jähriges Bestehen feierte, folgen nun die nächsten Meilensteine in der Geschichte der jungen Rehaklinik. So soll im September d…

Das könnte Sie auch interessieren:

Bild: Gemeinschaftsfördernde Geburtstagsspiele als pädagogisches KonzeptBild: Gemeinschaftsfördernde Geburtstagsspiele als pädagogisches Konzept
Gemeinschaftsfördernde Geburtstagsspiele als pädagogisches Konzept
… sind Wettkampfspiele weit verbreitet, oftmals ohne dass Eltern wissen, welche Wirkung diese Spiele auf ihre Kinder haben. Der Ratgeber "Kindergeburtstage ohne Verlierer" stellt dagegen die Alternative der Gemeinschaftsfördernden Spiele vor. Während traditionelle Wettkampfspiele eine Atmosphäre von gegeneinander unter den Kindern hervorrufen, verstärken …
Rentendiskussion: Neues Aktionsplakat für den SoVD
Rentendiskussion: Neues Aktionsplakat für den SoVD
Die Rentendiskussion führt niemand gern – scheinbar gibt es nur Verlierer. Gerade deshalb braucht diese Diskussion etwas, woran sie sich entzünden kann und so erhielt Salz den Auftrag zur Entwicklung des neuen Motivs der SoVD Protestaktion. Das Motiv wurde am 30.6. an der Fassade des Berliner SoVD-Hauptgebäudes vor Medienvertretern enthüllt. Es verknüpft …
Bild: „Kindergeburtstage ohne Verlierer“ bewährt sich bei Eltern, Erzieherinnen, Gruppenleitern und PädagogenBild: „Kindergeburtstage ohne Verlierer“ bewährt sich bei Eltern, Erzieherinnen, Gruppenleitern und Pädagogen
„Kindergeburtstage ohne Verlierer“ bewährt sich bei Eltern, Erzieherinnen, Gruppenleitern und Pädagogen
Vor einem Jahr ist der Elternratgeber „Kindergeburtstage ohne Verlierer - Gemeinschaftsfördernde Spiele“ von Dr. Ayleen Birgit Hadenfeldt erschienen und findet inzwischen Verbreitung unter Eltern, Erzieherinnen, Gruppenleitern, Pädagogen, auf Freizeiten und in Sportvereinen. Der Ratgeber enthält ein vielseitiges Angebot fröhlicher, spannender, fantasievoller …
Offener Brief an den Ersten Kreisbeigeordneten Schellhaas
Offener Brief an den Ersten Kreisbeigeordneten Schellhaas
… Pressemeldungen auf ein MVZ in Reinheim verzichten und den Rechtsweg nicht weiter beschreiten will, so hat die Auseinandersetzung um dieses Kreis-MVZ doch schon jetzt zwei Verlierer. Dies ist das Kreiskrankenhaus Groß-Umstadt und dies sind die zutiefst verunsicherten Patienten der Region. · Sowohl die betroffenen und zu Recht empörten niedergelassenen Fachärzte …
Bild: DBfK und ver.di fordern gemeinsam: Mehr Pflegepersonal im KrankenhausBild: DBfK und ver.di fordern gemeinsam: Mehr Pflegepersonal im Krankenhaus
DBfK und ver.di fordern gemeinsam: Mehr Pflegepersonal im Krankenhaus
… Patientensicherheit in den Krankenhäusern zu sorgen. „Eine gründliche Reform des deutschen Krankenhauswesens ist lange überfällig. Der seit 10. Juni 2015 veröffentlichte Gesetzentwurf zeigt: Verlierer werden erneut die beruflich Pflegenden und ihre Patientinnen und Patienten sein. An den seit langem mehr als prekären Arbeitsbedingungen wird nichts verändert. …
Neuveröffentlichung: Schöne Verlierer. Erzählung
Neuveröffentlichung: Schöne Verlierer. Erzählung
David Bies schreibt über die Ästhetik des Scheiterns in seiner Neuveröffentlichung »Schöne Verlierer. Erzählung«, erschienen bei Lulu.com. Berlin - David Bies erzählt in seinem Buch »Schöne Verlierer. Erzählung« (www.lulu.com/content/475341) die Geschichte eines ehemals erfolgreichen Nachwuchsautors, der sich im Scheitern eine eigene Welt geschaffen …
PM zum Beschluss des Ärztetages zur Suizidhilfe
PM zum Beschluss des Ärztetages zur Suizidhilfe
Keine Duldung der Suizidhilfe bei Schwerstkranken mehr –Humanistischer Verband Deutschlands sieht viele Verlierer, aber auch Hoffnungszeichen (Berlin, 1/6/2011) Der Ärztetag in Kiel hat - wie zu erwarten - beschlossen, dass Ärzte in Zukunft keine Hilfe zur Selbsttötung bei todkranken Patienten mehr leisten dürfen. Dafür stimmten 166 Delegierte, dagegen …
Bild: Initiative APO-2010 - „Tag der Apotheke“ als MahnmalBild: Initiative APO-2010 - „Tag der Apotheke“ als Mahnmal
Initiative APO-2010 - „Tag der Apotheke“ als Mahnmal
… kann ein Konzern wie DocMorris auch über Jahre hinweg Verluste in Kauf nehmen, um sich Marktanteile gewaltsam zu erkämpfen. Die selbständigen Apotheken wären daher die ersten Verlierer eines solchen Konkurrenzkampfes. Der wahre Verlierer ist jedoch der Kunde oder vielmehr der Patient, der bei Krankheit auf seine Apotheke um die Ecke verzichten muss. …
Tagung „Patient 360°“ liefert Rezepte für alle Akteure in der Gesundheitswirtschaft
Tagung „Patient 360°“ liefert Rezepte für alle Akteure in der Gesundheitswirtschaft
… erst im Frühjahr mit den Ergebnissen einer Studie zur Versorgungssi-cherheit nach der jüngsten Gesundheitsreform für Aufsehen. Fazit der Er-hebung: „Die Patienten sind die großen Verlierer.“ Gleichwohl sieht Peter Eichhorn eine neue Generation von Patienten, deren Bedürfnissen und For-derungen man mit „Patient 360°“ auf die Spur kommen möchte. „Der Pati-ent …
Bild: Verlierer Patient: Wie Kliniken und Ärzte durch unnötige Operationen Kasse machenBild: Verlierer Patient: Wie Kliniken und Ärzte durch unnötige Operationen Kasse machen
Verlierer Patient: Wie Kliniken und Ärzte durch unnötige Operationen Kasse machen
… in vielen Regionen Deutschlands zu häufig Patienten operiert werden. Die Gewinner dieser Operations-Epidemie sind die Kliniken und die niedergelassenen Ärzte. Die Verlierer sind die Patienten. Das unabhängige Online Magazin www.tipps-vom-experten.de erklärt, wie diese Abzocke funktioniert. Die Klinikbetten und Operationssäle in Deutschland sind voll. …
Sie lesen gerade: "Verlierer sind die Patienten"