(openPR) Bonn, 27.11.2013. Rampen für Rollstühle, behindertengerechte Toiletten im öffentlichen Raum und an die Bedürfnisse von blinden Menschen angepasste Fußgängerampeln sind längst ein gewohntes Bild. Doch es gibt Handicaps, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. "Rheumakranke stoßen häufig auf Hindernisse, die man nicht auf den ersten Blick erkennt, etwa zu schwere Brandschutztüren, die sie nicht ohne Hilfe öffnen können, oder Drehknöpfe und Griffe, die man mit rheumatischen Fingern nicht bedienen kann", betont Professorin Dr. Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga. "Auch zu hohe Treppenstufen oder der Einstieg in eine normale Duschwanne in einem Hotelzimmer stellen Rheumakranke mit Knie- oder Hüftproblemen vor unlösbare Probleme." Auch rheumatologische Praxen und Therapieeinrichtungen seien noch lange nicht alle barrierefrei erreichbar, kritisiert die Deutsche Rheuma-Liga und fordert eine Barrierefreiheit, die sich an den Bedürfnissen aller Menschen mit Einschränkungen orientiert.
Gromnica-Ihle: „Eine große soziale Ungerechtigkeit kommt hinzu: Wer finanziell gut aufgestellt ist, kann körperliche Einschränkungen relativ gut kompensieren, etwa durch ein eigenes Auto. Betroffene mit einem geringeren Einkommen können sich diese Barrierefreiheit nicht selbst erschaffen, sondern sind auf die staatliche Unterstützung und die Politik angewiesen. Inklusion muss jedoch für alle gelten.“
Im September 2014 wird der UN-Fachausschuss zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention die Situation in Deutschland unter die Lupe nehmen. Dabei wird man auch den Schattenbericht berücksichtigen, den 78 behindertenpolitische Organisationen – darunter die Deutsche Rheuma-Liga – im März 2013 veröffentlichten: www.brk-allianz.de
Auch wenn man ihnen die Erkrankung nicht oder erst auf den zweiten Blick ansieht, fällt es Betroffenen mit einer Rheumaerkrankung häufig schwer, längere Strecken zu laufen, lange zu stehen oder schwere Lasten zu heben. Auch die Beweglichkeit der Finger ist meist eingeschränkt. Typisch für die Erkrankungen sind auch steife Gelenke am Morgen und eine chronische Erschöpfung, Fatigue genannt. "Wir müssen in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür schaffen, dass unsere Gesellschaft nicht nur aus gesunden kräftigen jungen Menschen besteht. Es gilt, allen Menschen einen Zugang zu allen Lebensbereichen zu ermöglichen, egal, welche körperlichen Einschränkungen jemand hat", unterstreicht Erika Gromnica-Ihle. "Die Deutsche Rheuma-Liga fordert Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen."
Dabei betreffen rheumatische Erkrankungen nicht nur ältere Menschen: Bundesweit leiden etwa 20.000 Kinder und Jugendliche an chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Jährlich erkranken etwa 1.500 Kinder neu. "Insbesondere rheumakranke Kinder und Jugendliche haben in der Schule mit großen Vorurteilen zu kämpfen", weiß Bundeselternsprecherin Barbara Markus. Betroffene Schüler haben beispielsweise Probleme, so schnell zu schreiben wie gesunde Gleichaltrige, und können auch beim Schulsport meist nicht mithalten. Außerdem fehlen sie häufig aufgrund ihrer Erkrankung. Diese Kinder haben einen Anspruch auf so genannten Nachteilsausgleich, bekommen also zum Beispiel für eine Klassenarbeit mehr Zeit zur Verfügung oder erhalten kostenlos einen zweiten Satz Schulbücher, damit ihr Schulranzen nicht zu schwer wird. "Doch häufig müssen Eltern und Kinder dafür kämpfen.“
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen ist ein von den Vereinten Nationen ausgerufener Gedenk- und Aktionstag. Er soll alljährlich am 3. Dezember das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Handicaps schärfen.
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