(openPR) • Keine spürbare Belebung der Neubau-Investitionen in Nordhessen
• Dramatische Entwicklung für Einkommensschwache
• Regierungsinitiative für Wohnraum darf Nordhessen nicht vergessen
Während auf Bundes- und Landesebene aktuell die besonderen Wohnungsmarkt-probleme in den großen Ballungsräumen wie Hamburg, München oder Frankfurt thematisiert werden, sitzt die Stadt Kassel in einer Wohnungsmarktfalle. So nimmt die Wohnraumnachfrage in der Stadt deutlich zu, doch bleiben die Neubau-Investitionen stärker als in den Ballungszentren zurück. „Hier wird die Angebotslücke sprunghaft größer, wir erwarten deshalb in den nächsten Jahren gerade im Raum Kassel noch eine weitere Verschärfung der Wohnungsmarktlage“, sagt Rudolf Ridinger, Vorstand des Verbandes der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW südwest), anlässlich der Präsentation einer neuen Studie des Darmstädter Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) am Donnerstag in Kassel vor Pressevertretern.
Erstmals Pro-Kopf-Wohnfläche rückläufig
Die Anspannung zeige sich laut Ridinger in einer völlig neuen Entwicklung. So sei in Kassel erstmals seit Jahrzehnten die Pro-Kopf-Wohnfläche rückläufig. Eine ähnliche Entwicklung sei aktuell in Nordhessen nur in Bad Hersfeld zu beobachten, die dort allerdings durch den Wohnungsnachfrageschub durch die Arbeitsplätze im Zusammenhang mit einer Großinvestition in der Region geprägt und damit eher ein vorübergehendes Phänomen darstelle. Die Entwicklung des Rückgangs der Pro-Kopf-Wohnfläche sei in den vergangenen Jahren nur in den Großstädten, und dabei insbesondere in den Universitätsstädten in Süd- und Mittelhessen, beobachtbar gewesen. Nun zeige auch die Stadt Kassel deutliche Indizien der Anspannung am Wohnungsmarkt, so Ridinger.
Investitionsschub in Nordhessen bleibt aus
Während allerdings vor allem in Südhessen die Neubauinvestitionen deutlich anzögen, bleibe der Investitionsschub in Nordhessen aus. Ridinger führt dies darauf zurück, dass zwar auch in Kassel die Mieten angezogen und sich dabei der Abstand zum durchschnittlichen Mietenniveau in Hessen verringert habe; gleichzeitig seien aber in den vergangenen Jahren auch die Baukosten stärker gestiegen. „Damit rechnen sich die erforderlichen Neubauinvestitionen lediglich in ausgewählten Lagen, aber nicht in der erforderlichen Breite.“
Einkommensschwache brauchen mehr Unterstützung
Besonders dramatisch sei die Entwicklung für die Bezieher mittlerer und unterer Einkommen. Dabei sei gerade in Kassel bereits heute der Anteil der Bezieher von Unterstützung für Wohnkosten besonders hoch. Der Anteil liege bei rund neun Prozent und sei damit in Hessen nur noch mit Offenbach vergleichbar. Die wohnungssuchenden einkommensschwachen Haushalte hätten, laut Ridinger, gleich unter zwei negativen Entwicklungen zu leiden. So würden die Mieten steigen und gleichzeitig keine preisgünstigen Wohnungen frei. Denn wer auf angespannten Wohnungsmärkten eine preisgünstige Wohnung habe, zeige keine Umzugswilligkeit. Ridinger weist darauf hin, dass durch diese Entwicklungen auch auf die öffentliche Hand stärkere Belastungen zukomme, da sie die Kosten der Unterkunft für Hartz-IV-Empfänger zu tragen habe.
Wohnfördermittel des Landes müssen auch nach Nordhessen fließen
Ridinger begrüßt vor diesem Hintergrund das von der Landesregierung Anfang der Woche angekündigte neue wohnungspolitische Maßnahmenpaket. Dieses sei auf die Beschleunigung der Investitionstätigkeit ausgerichtet und enthalte mit dem Erwerb von Belegungsrechten auch kurzfristig wirkende Instrumente. Obwohl die Landesregierung faktisch nahezu eine Verdoppelung der Ausgaben für Wohnraumförderung in den nächsten fünf Jahren angekündigt habe, rechne er trotzdem nicht mit einer kurzfristigen Entspannung der Wohnungsmärkte. „Darauf müssen wir wohl mindestens fünf Jahre warten“, prognostiziert Ridinger. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der von dem Verband vorgelegten Studie fordert er allerdings, die Stadt Kassel bei der Förderung nicht zu vergessen.












