(openPR) Königstein (pf) – Erfolg beflügelt. Erstmals hat im vergangenen Jahr Childaid Network die Ergebnisse der mittlerweile mehr als 200 Dorfschulen mit Abendunterricht, die von der Stiftung in den vergangenen sechs Jahren in den abgelegenen ländlichen Regionen Nordost-Indiens geschaffen wurden, extern umfassend evaluieren lassen. „Dabei wurde nachgewiesen, dass wir in den letzten vier Jahren mehr als 10.000 Jugendliche in Manipur und dem oberen Assam nicht nur alphabetisiert haben, sondern sie auch viele weitere Fähigkeiten wie Hygiene, veränderte landwirtschaftliche Methoden und Selbstbewusstsein erwerben konnten“, berichtet Dr. Martin Kasper. „Das Konzept ermöglicht 13-20Jährigen das Nachholen der Grundschulbildung. In 3-4 Jahren Abendkursen erreichen sie das Äquivalent der sechsten bis achten Schulklasse. Sie können damit Briefe schreiben, Zeitung lesen, werden auf dem Markt nicht mehr übers Ohr gehauen. Sie sind als Vertragspartner anerkannt, können ein Bankkonto öffnen und für ihre Rechte kämpfen. Darüber hinaus nehmen inzwischen etwa 1000 von ihnen inzwischen Führungspositionen in den Dörfern ein.“
Genau das hat sich die Königsteiner Stiftung Childaid Network auf ihre Fahnen geschrieben: Durch Bildung das Leben der Menschen in den Stammesgebieten nachhaltig langfristig zu verbessern und in den Dörfern eine neue Führungselite heranzubilden. Jetzt kann Dr. Kasper konstatieren: „Das Dorfschulkonzept für Jugendliche, die nie eine Grundschule besuchen konnten, ist bewährt und effektiv, es bringt gute Ergebnisse und breitet sich schrittweise in neue bedürftige Bezirke aus. Für 100 Euro monatlich transformieren wie so ein ganzes Dorf.“ Denn auch die in den vergangenen zwei Jahren in Karbianglong und im westlichen Assam gestarteten Dorfschulen arbeiten nach Anfangsschwierigkeiten inzwischen mit Erfolg.
Ebenso positiv sieht das Ergebnis bei den Berufsbildungszentren aus. Nachdem 2011 mit zwölf begonnen wurde, in denen 500 junge Menschen einen Beruf erlernten, ist die Anzahl der zumeist kleinen Zentren im vergangenen Jahr auf über 35 angewachsen - mit etwa tausend abgeschlossenen Ausbildungen in 2012. Neben Schneidern, Weben, Flechten und Sticken umfasst das Angebot inzwischen auch Schreinern, Schweißen, Ziegelproduktion, Zweiradreparatur, eine Bäckerei, Pilzzucht, Automechanik, Landwirtschaft, Hühner- und Schweinezucht und weitere Berufe. Besonders zukunftsweisend ist die umweltschonende Herstellung von Ziegelsteinen: Statt die Dschungel abzuholzen, um mit der gewonnenen Holzkohle Ziegel zu brennen, hat Childaid Network die Technologie des Club of Rome in Nordostindien eingeführt, mit Druck und Zement günstig Baumaterialien herzustellen. Derzeit noch in einer Pilotphase, verspricht dieses Gewerk mittelfristig vielfältige Vorteile in Herstellung und Lebensqualität.
Schon nach wenigen Ausbildungsmonaten werden die Handwerke vernünftig beherrscht. Davon hat sich Dr. Kasper bei seinen Besuchen im vergangenen Jahr erneut überzeugen können. Im lokalen Umfeld klappt es auch mit dem Vertrieb und dem Verkauf der Produkte. Bei steigender Produktion aber bleiben Preiskalkulation, Produktivität, Marketing und Verkauf vielfach eine Herausforderung. In Schulungen und Begleitung vor Ort haben Dr. Karl-Heinz Zinnecker und die beiden Accenture Managerinnen, die Ende vergangenen Jahres drei Monate vor Ort waren, wesentliche Impulse für Fortschritte geben können. Die meisten Zentren erwirtschaften bereits ihre Kosten, einige verdienen schon Geld. Und worüber sich Stiftungsgründer Dr. Kasper am meisten freut: Sie entwickeln einen erfreulichen Schneeballeffekt. „Die hohe Qualität und Motivation der Partner erlaubt auch unter diesem Aspekt eine sehr positive Bewertung der Arbeit und der Ergebnisse des Jahres 2012.“
Die Auseinandersetzungen, die im vergangenen Jahr zwischen den Bodos und Muslimen ausbrachen, die Militäreinsätze und Ausgangssperren, haben für Verunsicherungen gesorgt und das Care-Programm im westlichen Assam und im Distrikt von Bootheachang für Flüchtlingskinder und arme Dorfkinder beeinträchtigt. Obwohl die Schulen von Childaid Network nicht unmittelbar betroffen waren, ist ein Teil der Lehrer abgereist, haben sich Ausbaumaßnahmen verzögert. Dennoch blieb die Schülerzahl bei etwa 4500 stabil. Der Bau eines Internates wurde mit Mitteln von German Doctors und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit vorangetrieben, ein Lehrerfortbildungszentrum, das die Stiftung gemeinsam mit dem BMZ fördert, ist in Planung.
Erfolgreich arbeiten auch die sogenannten Intensivschulen, in denen 10-12jährige Kindern an das Schulsystem herangeführt werden. „In nur einem Jahr werden sie praktisch von Null bis zur Klasse 6 gebracht“, berichtet Dr. Kasper. „Das gibt den jungen Menschen, die anfangs noch nicht einmal ihren Namen schreiben konnten, vor allem ein unheimliches Selbstvertrauen.“ Für dieses Jahr plant die Stiftung daher nicht nur die Ausweitung in weitere Regionen. Sie hat für eine ausgewählte Gruppe von leistungsorientierten, bedürftigen und sozial engagierten Oberstufenschülern zusätzlich ein Stipendienprogramm aufgelegt. Und dass Studenten aus Maram sich um Schüler der umliegenden Dörfer kümmern und sie fördern, sieht er als Musterprojekt für die Mobilisierung der sozialen Verantwortung einer nachwachsenden Elite. „Die Maßnahmen helfen natürlich zunächst Einzelnen, beginnen aber schrittweise strukturelle Veränderungen anzustoßen“, stellt er fest.
Das alles gelingt, weil die Zusammenarbeit mit den lokalen Projektpartnern vor Ort effektiv und gut ist. „Besonders erfreulich ist der Stil der Zusammenarbeit auf Augenhöhe“, erklärt Dr. Kasper. Die Projektphilosophie, nicht in Steine, sondern in Lehrer zu investieren, gemeinsam mit den Dorfgemeinschaften klein anzufangen, die eigenen Kräfte vor Ort zu stimulieren und auszuweiten, wenn es positiv läuft, geht auf.
Auch das Netzwerk wächst weiter, das er mit viel Einsatz pflegt und ausbaut, dass immer mehr Helfer und Sponsoren motivieren, sich für die gute Sache zu engagieren. Das Teeprojekt mit dem Teehaus Ronnefeldt beispielsweise zählt inzwischen mehr als 700 Teilnehmer. Die Teeernte wurde von 30 Tonnen im Jahr 2011 auf fast 100 Tonnen in 2012 gesteigert. Das von Childaid Network geförderte kleine Trainingszentrum hat sich zu einem Kristallisationskern der Aktivitäten entwickelt. Jetzt ist eine Musterplantage in Planung, und erstmals hat Ronnefeldt auch Tee aus dem Projekt nach Deutschland importiert: „Der ist uns fast aus den Händen gerissen worden,“ berichtet Dr. Kasper von der Weihnachtsaktion mit schmucken kleinen Teegeschenkdosen.
Mit dem Projektpartner „Kinder von Bhandar“, der in Nepal rund 40 Schulen mit mehr als 100 Lehrern betreibt, plant Childaid Network in diesem Frühjahr die Fusion, um die organisatorische Neustrukturierung vor Ort besser fördern zu können. Im berufsbildenden Bereich sind erste gemeinsame Projekte geplant. Außerdem möchte die Stiftung ihre Aktivitäten dieses Jahr auf Laos und Myanmar ausweiten. Erste Projektvorbereitungen mit Partnerstiftungen laufen.
Auch finanziell geht es positiv voran. Die Zahl der Spender wächst langsam, aber erfreulich, ebenso die Durchschnittsspendenhöhe. Zu den Firmenspenden aus mittelständischen Partnerschaften kommen inzwischen einige Großspender, die auch Patenschaften für bestimmte Projekte übernehmen. Da Childaid Network sich darum bemüht, als Dachorganisation für Kleinstiftungen attraktiv zu werden, gibt es immer öfter auch Zuwendungen aus Förderstiftungen.
Ein besonderes Highlight waren im vergangenen Jahr die Erich-Kästner-Wochen, an denen sich 35 Königsteiner Vereine und Firmen beteiligten. Rund zehn Prozent aller Königsteiner besuchten eine der zahlreichen Veranstaltungen. Neben der Schulpartnerschaft mit dem Taunusgymnasium gibt es inzwischen eine enge Zusammenarbeit mit Kids Camp. Eine erste gemeinsame Veranstaltung findet am Samstag, 23. Februar, um 17 Uhr im Haus der Begegnung statt. Unter dem Motto „Königsteiner Kinder-Konzerte“ kommen der Schauspieler Frank Dukowski und das Pindakaas Saxophonquartett mit dem Stück „Die zauberhafte Welt des Herrn Alexander“ nach Königstein. Vorverkauf in Königstein bei Millennium, Burg-Apotheke und Kinder-Kunstwerkstatt.