(openPR) 22. August 2003
Die nationalrätliche Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (N-WBK) fährt auf der gleichen Schiene wie der Ständerat und gibt noch einen drauf: Ein dringlicher Bundesbeschluss soll die überzähligen Embryonen nun doch noch für die Stammzellenforschung retten. Der Basler Appell gegen Gentechnologie ist empört darüber, dass man sich über die Vorgaben aus dem Fortpflanzungsmedizingesetz (FmedG) hinwegsetzen will.
Noch immer sitzt die Forschungslobby am Rechenschieber: Wie viele der überzähligen Embryonen aus der Zeit vor Inkrafttreten des Fortpflanzungsmedizingesetzes sind tatsächlich vorhanden, wie viele Eltern werden ihre Embryonen überhaupt zur Verfügung stellen und wie viele gehen beim Auftauen kaputt? Fragen, die an Bedeutung gewinnen denn die N-WBK möchte mittels eines dringlichen Bundesbeschlusses erwirken, dass eben diese überzähligen Embryonen Ende Jahr nicht wie gesetzlich vorgeschrieben vernichtet werden. Und dies nur, um die wenig umsichtige Gier der Schweizer Forscher nach eigenen, schweizerischen Stammzelllinien zu befriedigen.
Prof. Hans R. Schöler ist der zur Zeit vielleicht populärste Stammzellenforscher der Welt. Er schrieb im Juli in einem Brief an den EU-Abgeordneten Peter Liese, dass es aus seiner Sicht keinen Grund dafür gäbe, weitere Stammzellinien zu produzieren, im Gegenteil: Die Forschung solle sich auf 5 bestehende Linien beschränken, dann würde die Vergleichbarkeit und Effizienz der Forschung und ihrer Ergebnisse entschieden verbessert werden.
Der Basler Appell gegen Gentechnologie ist nach wie davon überzeugt, dass die Schweizerische Verfassung sowie das Fortpflanzungsmedizingesetz die verbrauchende Forschung an Embryonen nicht zulassen. Und hierunter fällt nach unserem Ermessen auch die Stammzellengewinnung und nutzung. Dass nun ganz im Sinne der Forscherlobby auch noch der Artikel 42 Abs. 2 ( Aufbewahrung von Embryonen) des FmedG ausser Kraft gesetzt werden soll, setzt der Absurdität des Ganzen die Krone auf. Denn die Nutzung der überzähligen Embryonen ist nicht nur aus ethisch und moralischer Sicht unverantwortlich, sondern macht auch aus wissenschaftlicher Sicht absolut keinen Sinn.