(openPR) Die Bundestagsabgeordnete und behindertenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Gabriele Molitor, war kürzlich zu Gast im Euskirchener Caritas-Servicezentrum Demenz und Hospiz „Café Insel“. Molitor, die auch Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages ist, nahm sich gut zwei Stunden Zeit, um gemeinsam mit Fachleuten von der Caritas, Ehrenamtlichen und Angehörigen von demenziell Erkrankten zu sprechen.
„Mich interessieren die Stimmen an der Basis, die ganz konkreten Sorgen und Nöte der Menschen. Das nehme ich dann mit nach Berlin, um es in meine Arbeit im Gesundheitsausschuss oder als behindertenpolitische Sprecherin meiner Fraktion einzubringen“, so Molitor. Die Zahl der Demenzkranken werde künftig weiter steigen. Aufgrund der demografischen Entwicklung werde nach wissenschaftlichen Prognosen in einigen Jahren nahezu jeder zweite 75 bis 80 Jährige an Demenz erkranken.
Caritas-Chef Franz Josef Funken begrüßte die Abgeordnete und sprach auch gleich einige Probleme aus Sicht des Wohlfahrtsverbandes an: „In der Tagespflege haben wir heute 95% an Demenz erkrankte Gäste, aber 15 Jahre alte gesetzliche Standards, welche nicht mehr zu diesen Realitäten passen.“ Hier müsse grundsätzlich neu gedacht werden. Auch sei es in der ambulanten Pflege mittlerweile so, dass eine Pflegekraft über 40% ihrer Arbeitszeit mit der Dokumentation ihrer Tätigkeit zubringe.
Molitor verwies in ihrer Antwort auf die, von der Bundesregierung beschlossene, Beitragserhöhung der Pflegeversicherung, welche künftig rund 1 Mrd. Euro Mehreinnahmen in die Pflegekassen bringen wird. „Wir müssen schauen, dass wir einen Teil dieser Mittel dazu einsetzen, pflegende Angehörige stärker zu entlasten“, so die Politikerin. Auch seien neue Formen des Zusammenlebens von pflegebedürftigen und nicht pflegebedürftigen Menschen auszuloten. Allerdings sei das Tischtuch begrenzt und einen Sozialstaat als Vollkaskoversicherung könne es aus ihrer Sicht nicht geben. Was die wachsende Bürokratie in der Pflege betreffe, seien hier Reformen durch die föderalen Strukturen Deutschlands immer schwer umzusetzen.
Im anschließenden Gespräch mit pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen hatte die Politikerin noch reichlich Gelegenheit, Eindrücke von der Basis zu sammeln. Da wartete jemand mit Demenz sechs Monate auf eine Pflegestufe, überhaupt wurde das Antragsverfahren als undurchsichtig bemängelt. Die Krankenkassen verführen bei der Abrechnung von Pflegeleistungen sehr uneinheitlich, was bei der einen Kasse kein Problem darstelle könne bei einer anderen zu komplizierten Verwicklungen führen. Eine pflegende Angehörige beschrieb ihren Wunsch nach einer gemeinsamen Erholungsmaßnahme mit ihrem erkrankten Ehemann: „Ich versorge seit 16 Jahren meinen Partner, wir waren vor 10 Jahren zuletzt gemeinsam weg.“ Dies scheitere bislang an der Finanzierung. Molitor sagte zu, sich für dieses Anliegen besonders einzusetzen, da für sie die Entlastung pflegender Angehöriger gemeinsam mit der Qualifizierung und dem Einsatz von Ehrenamtlichen eine hohe Priorität habe.
Die Gewinnung und Ausbildung Ehrenamtlicher ist der Caritas Euskirchen ein wichtiges Anliegen, allerdings nicht als Ersatz für qualifizierte hauptamtliche Profis, sondern als sinnvolle Ergänzung, wie Caritas-Chef Funken betonte. „In Kürze startet ein neuer Qualifizierungskurs zum Demenzhelfer“, so Christel Eppelt vom Team des Caritas-Servicecenters Demenz und Hospiz „Café Insel“. Interessenten können sich bereits vorab unter der Rufnummer 02251/126712 bei der Caritas über den Kurs informieren.