(openPR) Muslime fühlen sich ausgegrenzt
Elyas begrüßt Überwachung von Moscheen
FAZ-Gespräche mit den islamischen Verbänden in Deutschland
Die maßgeblichen muslimischen Organisationen in Deutschland distanzieren sich von jeder Art islamistischer Gewalt, beklagen zugleich aber eine Ausgrenzung von Muslimen im öffentlichen Leben und mangelnde Aufmerksamkeit von Medien und Politik für die Interessen der deutschen Muslime. Eine stärkere Überwachung von Moscheen, wie sie der bayerische Innenminister Beckstein (CSU) forderte, lehnen sie nicht rundweg ab. Zugleich bekräftigen mehrere Verbände ihren Plan, noch in diesem Jahr einen islamischen Dachverband gründen zu wollen. Das ist das Ergebnis von Gesprächen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitagsausgabe) mit den Generalsekretären und Vorsitzenden des Islamrats, des Zentralrats der Muslime, der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) sowie der Islamischen Gemeinschaft Milli Görus.
Alle Organisationen wollen sich Versäumnisse bei der Bekämpfung von Extremisten in den eigenen Reihe nicht vorwerfen lassen. "Wir haben keine Gelegenheit ausgelassen, Gewalt und Haß zu verurteilen", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Elyas. Das sei aber zuwenig beachtet worden. Der amtierende Ratsvorsitzende des Islamrats, Kizilkaya, sagte der FAZ, die Politik habe "leider noch kein vernünftiges Verhältnis zu den Muslimen" und trage mit ihrer Zurückhaltung zum "Mißtrauen gegen Muslime" bei. Die Muslime in Deutschland hätten deshalb nicht das Gefühl, anerkannt und Teil der deutschen Gesellschaft zu sein. Auch die Tatsache, daß die Verfassungssschutzämter alle relevanten islamischen Organisationen beobachteten, sei "integrationsschädlich". Elyas beklagte das "Unglück", daß Politiker den Umgang mit islamischen Organisationen vermieden, die in Verfassungsschutzberichten auftauchten. Die Berichte aber ließen es oft an "konkreten Angaben" vermissen und vernachlässigten "positive Veränderungen". Sowohl auf Bundes- wie auf Landesebene fehle es an einer Islampolitik, "die sich langfristig auf Integration ausrichtet und nicht nach der momentanen Sensationslage orientiert". Elyas begrüßte eine stärkere Überwachung von Moscheen: "Es hätte etwas Positives, sollten Moscheen bewacht werden. Denn dann wird sich der Eindruck durchsetzen, daß dort nichts Verurteilungswürdiges geschieht", sagte Elyas der FAZ.
Elyas forderte die Bundes- und Landesregierungen auf, die Einheitsbestrebungen unter den Muslimen in Deutschland zu unterstützen und "ohne Diktat von oben oder Boykott zu begleiten". Die im Februar getroffene Vereinbarung zur Bildung einer Dachorganisation verspreche, einen "Durchbruch" bewirkt zu haben. Kizilkaya sagte der FAZ, der Islam werde sich durch seine Einheitsbestrebungen in Deutschland zwar nicht "verkirchlichen"; dennoch erwarteten die Verbände, daß sie vom Staat als Religionsgemeinschaft und Ansprechpartner akzeptiert würden. "Langfristig muß es zu einem Staatsvertrag mit den Muslimen kommen", sagte Kizilkaya. Skeptisch äußerte sich der Ditib-Generalsekretär Yildirim: "Ich denke, daß man nicht alle Muslime unter ein Dach bringen kann." Der Staat könne aber dennoch mit den Organisationen zusammenarbeiten, "deren Ziele mit dem Grundgesetz in Einklang stehen".
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