(openPR) Klänge sollen die Wahrnehmung der Patienten im Casa Vitae des Klarastift verbessern / ZNS – Hannelore Kohl Stiftung unterstützt das Projekt
Mathias B. hatte kurz vor seinem 15. Geburtstag einen Fahrradunfall. Zu der Zeit waren Fahrradhelme noch nicht üblich oder gar verpflichtend. Beim Queren einer Straße auf dem Weg zur Schule wurde er von einem Auto erfasst, das vermutlich zu schnell unterwegs war. Die schwerwiegenden Folgen dieses Unfalls: Mathias B. erlitt ein schweres Schädelhirntrauma, Gesichtsverletzungen, Oberarm-Fraktur, Milzriss. Er wurde lange in verschiedenen Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen behandelt. Mathias ist tetraspastisch, seine Arme und Beine sind in der Beweglichkeit stark eingeschränkt und kaum willkürlich nutzbar. Aufgrund seiner Hirnschädigung ist ihm kein eigenständiges Leben möglich.
Als Jugendlicher war Mathias ein kommunikativer, fröhlicher und frecher Mensch. Er liebte die Musik, kreatives basteln, mit Freunden zusammen zu sein. Vor allem dank einer intensiven Betreuung durch seine Mutter hat er sich soweit stabilisiert, dass sein ursprünglicher Charme und Witz im Pflegealltag durchscheinen. Er hat nach wie vor eine Leidenschaft für Musik und lacht gerne lauthals über Witze und Wortspiele. Mit einem angepassten Rollstuhl wird er täglich mobilisiert und nimmt aktiv am Leben teil.
Mathias lebt im Casa Vitae des Klarastift in Münster, einer auf die speziellen Bedürfnisse schwerstpflegebedürftiger Menschen spezialisierte Einrichtung.
Besonderes Anliegen der Einrichtung und aller Therapeuten ist es, den Bewohnern Anreize zur Teilhabe am Leben zu vermitteln, sowie ressourcenorientierte, also an den verbliebenen und entwicklungsfähigen Fähigkeiten ausgerichtete Angebote zu machen. „Selbstwirksamkeit zu erleben ist z.B. am elektronischen Schlagzeug möglich: Bewegungen von Armen und Beinen können die Pads anvisieren, Drumsticks können mit wenig Aufwand gehalten werden, selbst kleine Impulse geben ein sofortiges Klangergebnis“, erklärt Gudrun Beinker, Musiktherapeutin im Casa Vitae. Der Klang des Schlagzeugs ist den meisten Menschen vertraut, sodass von einer Anregung des Erinnerungsvermögens ausgegangen werden kann, selbst wenn der Betroffene früher nicht am Schlagzeug gesessen hat.
„Wir freuen uns besonders, dass die ZNS-Stiftung die Anschaffung einer Klangliege ermöglicht hat“, betont Gudrun Beinker. Auf der Klangliege wird der gesamte Körper einbezogen. Die sanfte, umfassende Klangerfahrung bewirkt gleichermaßen Entspannung wie Fokussieren der Aufmerksamkeit sowie Anregung und Erweiterung der Selbstwahrnehmung. Viele Therapieschritte vollziehen sich in kleinsten Reaktionen, Bewegungsimpulsen und Atemveränderungen. Mit der neuen Videokamera und dem Beamer ist es uns nun möglich, diese zu dokumentieren. Die weiteren Verläufe werden bildhaft dargestellt und ausgewertet. So kann die Arbeit auch Angehörigen und Interessierten präsentiert werden.
Patin des Projekts ist die österreichische Sopranistin Eva Lind. „Als Ute Ohoven mich bat, bei dem Benefiz-Dinner auf der Stromburg zu singen und die Patenschaft für ein musiktherapeutisches Hilfsprojekt zu übernehmen, habe ich keine Sekunde gezögert. Die ZNS - Hannelore Kohl Stiftung leistet unverzichtbare Arbeit für schädelhirnverletzte Menschen. Bereits während meiner Schulzeit habe ich in den Ferien im neurologischen Krankenhaus am Rosenhügel in Wien gearbeitet und die Bedeutung der Musiktherapie kennen gelernt“, berichtet Eva Lind.
„Die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung förderte in den vergangenen Jahren mit rund 130.000 Euro bundesweit musiktherapeutische Projekte“ betont Ute-Henriette Ohoven. Der Stiftung liege die musiktherapeutische Förderung schädelhirnverletzter Menschen ganz besonders am Herzen.











