(openPR) Anleger setzen stark auf kurz laufende Zertifikate. Doch Langläufer werden wieder attraktiver.
Die beliebtesten Disziplinen der Leichtathletik sind der Hundert- und der Zweihundertmeterlauf. Auch bei Zertifikaten sind die schnellen Kurzläufer im Moment am gefragtesten. Da mit Einführung der Abgeltung-steuer am 1. Januar dieses Jahres die steuerlichen Nachteile der kurz laufenden Zertifikate entfallen sind, kauften Anleger seitdem vermehrt Papiere mit einer Laufzeit von weniger als zwölf Monaten. Ein Grund für das veränderter Anlegerverhalten: Die Papiere hatten bisher im Vergleich zu Langläufern meist bessere Renditechancen.
Eine entscheidende Größe ist dabei die Volatiliät des jeweiligen Basiswerts, also die Schwankungsbreite seines Kurses. Je höher sie ist, desto größer ist die Unsicherheit im Hinblick auf die weitere Kursentwicklung. Diese Unsicherheit verteuert Termingeschäfte auf diesen Basiswert, also entsprechende Optionen. Optionen sind Bestandteile der Zertifikatekonstruktion und bestimmen daher deren Preis mit. Diese Wirkung nennt man „implizite“ oder „gehandelte“ Volatilität. Je höher die implizite Volatilität eines Zertifikats ist, desto attraktiver können Emittenten dessen Konditionen gestalten. Beispiel: In einem Discount-Zertifikat ist der Verkauf einer Call-Option enthalten. Je teurer sie ist, desto größer ist der Discount und desto niedriger ist der Kurs des Zertifikats. Ähnliches gilt für Aktienanleihen und für Papiere mit Barrie-
ren wie zum Beispiel Bonus-Zertifikate.
Da zum Ende der Laufzeit die den Zertifikaten zugrunde liegende Option überproportional schnell an Wert verliert, können Anleger in vergleichsweise kurzer Zeit attraktive Renditen erwirtschaften.
Aber: Wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass die tatsächliche Volatilität meist gar nicht so stark ist wie die erwartete Volatilität, die sich in den Optionen und damit in den Zertifikatekonditionen niederschlägt. Aktuell liegen die impliziten Volatilitäten für 24 Monate noch über dem Vorjahresniveau. Doch das wird sich voraussichtlich ändern. „Will der Anleger nun seine Kurzläufer verkaufen und neue kaufen, muss er damit rechnen, dass sich bei jeder Transaktion die Konditionen verschlechtern“, sagt Heiko Weyand,
Abteilungsdirektor Marketing, Retail Products bei HSBC Trinkaus. „Außerdem fallen durch die Wiederanlage häufiger Transaktionskosten an als bei lang laufenden Papieren und es besteht eine größere Gefahr, dass der Anleger Kursverluste realisieren muss.“