openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Gesundheitsberufe - „Richtig substituieren statt irgendwie delegieren“ (?)

09.04.200917:14 UhrGesundheit & Medizin
Bild: Gesundheitsberufe - „Richtig substituieren statt irgendwie delegieren“ (?)
Das kritische Internetportal zum Medizin-, Pflege- und Gerontopsychiatrierecht - Lutz Barth
Das kritische Internetportal zum Medizin-, Pflege- und Gerontopsychiatrierecht - Lutz Barth

(openPR) In der ersten Ausgabe der Fachzeitschrift zum Pflegerecht des Jahres 2009 mag es sich angeboten haben, in einem Editorial sich zu den (scheinbar) drängenden Problemen einer Neuordnung genuin ärztlicher Aufgaben zu widmen, steht doch das Thema seit Längerem nicht nur auf der berufspolitischen Agenda etwa der Ärzteschaft, sondern insbesondere auch der Pflegenden. Von daher ist es konsequent, dass der Pflegerechtler Robert Roßbruch sich hierzu positioniert hat und sein Votum ist denn auch hinreichend klar umgeschrieben: „Es ist daher höchste Zeit, dass es auch in Deutschland zu einer geregelten Substitution ärztlicher Tätigkeiten auf die Pflege kommt“, so Roßbruch und er nimmt hierbei Bezug aus das Beispiel in Österreich, wo er mutmaßt, dass die österreichischen Ärzteorganisationen nicht mit „dicken ideologischen und machtpolitischen Scheuklappen“ unterwegs seien, wie dies wohl in Deutschland der Fall sei.



Nun – Robert Roßbruch unterstellt hier zunächst der verfassten Ärzteschaft, aber auch der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gewissermaßen „Machtinteressen“, bei denen es weniger um eine gute medizinisch-pflegerische Versorgung und damit um die Gesundheit der Patienten gehe, sondern vielmehr ganz „trivial um Macht, Planstellen und im hausärztlichen Bereich auch um Geld“. Ob dieses zutrifft, mag ein Jeder für sich selbst entscheiden, zumal es hierbei nicht ausgeschlossen ist, dass diese Motivlage exakt derjenigen der Pflegeberufsverbände entsprechen könnte, die gerne im „Haifischbecken der Selbstverwaltungskörperschaften“ mitschwimmen möchten.

In der Tat warnen sowohl die Ärztekammer als auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung vor einer „Medizin-Light“ und wie mir scheint, wohl auch aus guten sachbezogenen Gründen.

Das zentrale Argument von Roßbruch allerdings, dass „die bestehende Rechtsunsicherheit im Hinblick auf die unklaren Handlungskompetenzen der einzelnen Berufsgruppen im Gesundheitswesen und die damit einhergehende Haftungsproblematik dadurch hervorgerufen wird, weil die Übertragung ärztlicher Tätigkeiten auf Pflegefachkräfte bis dato gesetzlich nicht geregelt ist“ und es demzufolge der Bundesgesetzgeber in unverantwortlicher Weise den Einzelnen (Träger und Ärzte) überlässt, welche Tätigkeiten auf eine Pflegefachkraft zu delegieren seien, verfängt m.E. nur in dem Maße, als dass hier sich ein Regelungsbedarf feststellen lässt. Nicht hingegen spricht dieser von R. Roßbruch gezogene Befund allerdings für eine Substitution genuin ärztlicher Leistungen auf die Pflegenden, sondern allenfalls für eine rechtliche Aufarbeitung der mit der bis dato erfolgten Delegation (ärztlicher) Leistungen auf das „nachgeordnete“ medizinisch-pflegerische Assistenzpersonal. Das Pflegerecht selbst hat hierzu in den letzten Jahren ein Erhebliches dazu beigetragen, dass die Rechtslage statt klarer eben unklarer wurde, in dem jeweils ohne eine gebotene Differenzierung mit Blick auf die verschiedenen Versorgungsstrukturen das Pflegerecht sich an dem „Arztrecht“ orientierte, ohne hierbei zu erkennen, dass die gewachsene Arzt-Pfleger-Krankenhaus-Patienten-Beziehung in eigenständige hierarchische Strukturen eingebunden ist, die nicht ohne weiteres auf den ambulanten oder stationären Bereich in Alteneinrichtungen übertragen werden kann. In Maße, in dem „ärztliche Tätigkeiten“ durch renommierte Pflegerechtler zu sog. „Pflichtaufgaben“ stilisiert wurden, nahm zugleich auch die Transparenz in dem eigentlichen Kompetenzgefüge ab und führte so „sehenden Auges“ in die unklare Haftungsproblematik, die allerdings so unklar eigentlich nicht ist .

Nunmehr schicken sich nahezu einmütig alle Pflegeverbände an, dem fragwürdigen Beispiel einiger Pflegerechtler zu folgen, in dem sie sich „ihre eigenen Realitäten“ schaffen, um deretwillen es doch möglich sein muss, dass nunmehr der Gesetzgeber zum Handeln „verpflichtet“ werden kann. „Wir können das“ ist das Leitmotiv insbesondere der Funktionäre der Pflegeberufsverbände und neben der Forderung, endlich berufsständische Kammern in den einzelnen Bundesländern zu etablieren, liegt es freilich auch nahe, nunmehr ärztliche Aufgaben in einem mehr oder minder großen Stile für sich reklamieren zu wollen.

Freilich wird diesseits nicht verkannt, dass gerade Robert Roßbruch zu den Pflegerechtlern zählt, der insgesamt die Probleme der Neujustierung der Aufgaben in den Gesundheitsfachberufen differenziert behandelt wissen will und insofern dürfen wir ihn nicht an seinem aktuellen Editorial messen; dies würde seiner fachlichen Reputation nicht gerecht werden und wir sollten das Editorial als ein Zeichen dafür nehmen, dass nunmehr seit Jahren endloser Debatten das Pflegerecht (!) endlich eigene Konturen bekommt.

Die Überschrift des Editorials hätte auch lauten können: „Richtig delegieren statt irgendwie mit aller Macht substituieren zu wollen“, denn in der pflegerechtswissenschaftlichen Diskussion lässt sich derzeit noch kein Konsens über den „richtigen Weg“ finden, mal ganz von den Fragen der formellen und materiellen Qualifikationserfordernisse der Pflegenden und den Voraussetzungen für die „Modell-Vorhaben“ nach dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz abgesehen.

Lutz Barth

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 300064
 84

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Gesundheitsberufe - „Richtig substituieren statt irgendwie delegieren“ (?)“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von IQB - Medizin-, Pflege- und Psychiatrierecht - Lutz Barth

Bild: Wir sollen nicht sterben wollenBild: Wir sollen nicht sterben wollen
Wir sollen nicht sterben wollen
Der „Diskurs“ (?) über das frei verantwortliche Sterben eines schwersterkrankten und sterbenden Menschen ist nach wie vor nicht nur soziologisch unterbelichtet, sondern zeichnet sich insbesondere durch Glaubensbotschaften der selbsternannten „Oberethiker“ und deren „Geschwätzigkeit“ aus. „Lebensschützer“ meinen zu wissen, was die Schwersterkrankten und Sterbenden wünschen und welcher Hilfe diese am Ende ihres sich neigenden Lebens bedürfen. Mit Verlaub: Es reicht nicht zu, stets die Meinungsumfragen zu kritisieren, in denen die Mehrheit der…
Bild: Sterbehilfedebatte - Der Kreis der ethischen Überzeugungstäter ist überschaubarBild: Sterbehilfedebatte - Der Kreis der ethischen Überzeugungstäter ist überschaubar
Sterbehilfedebatte - Der Kreis der ethischen Überzeugungstäter ist überschaubar
Es scheint an der Zeit, in einer hoch emotionalisierten Debatte „Ross und Reiter“ zu benennen, die sich fortwährend um den „Lebensschutz“ scheinbar verdienstbar gemacht haben und unbeirrt auf ihrer selbst auferlegten Mission fortschreiten. Einige politisch Verantwortlichen sind gewillt, die „Sterbehilfe“ gesetzlich zu regeln und wie es scheint, besteht das Ziel in einer strikten Verbotsregelung. Auffällig ist, dass es sich um eine handverlesene Schar von Ethiker, Ärztefunktionären, freilich auch Theologen und Mediziner handelt, bei denen ber…

Das könnte Sie auch interessieren:

Bild: Pflege – Bilder – Perspektiven - Berufe mit MenschenBild: Pflege – Bilder – Perspektiven - Berufe mit Menschen
Pflege – Bilder – Perspektiven - Berufe mit Menschen
Foto- und Posterausstellung im Haus der Gesundheitsberufe Berlin Berlin, den 24. September 2008 Am 11. November 2008 eröffnet der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) im Haus der Gesundheitsberufe Berlin seine Ausstellung „Pflege – Bilder – Perspektiven: Berufe mit Menschen“. Begleitet von der Fotoserie „Ein neuer Blick auf die Pflege“ des …
Bild: Fachmesse in der Fortbildungsakademie für Gesundheitshilfe in RhodeBild: Fachmesse in der Fortbildungsakademie für Gesundheitshilfe in Rhode
Fachmesse in der Fortbildungsakademie für Gesundheitshilfe in Rhode
Auszubildende, Lehrer und Leitungen gewähren Einblick in Gesundheitsberufe In der Fortbildungsakademie für Gesundheitshilfe in Rhode findet am Donnerstag, dem 20.11.2014 von 13.00 bis 17.00 Uhr eine Fachmesse für Gesundheitsberufe statt. Um sich von den Gesundheitsberufen und den vielfältigen Ausbildungsangeboten innerhalb der Katholischen Hospitalgesellschaft …
Bild: Geteiltes Echo auf neue Delegationsziffer für HausbesucheBild: Geteiltes Echo auf neue Delegationsziffer für Hausbesuche
Geteiltes Echo auf neue Delegationsziffer für Hausbesuche
… über den Honorartopf der Pflege gewarnt. Dem gegenüber meldet der Hausärzteverband nachhaltige Bedenken an, da das Thema insgesamt in die Neuordnung der Gesundheitsberufe eingebettet ist. So plädiert der Verband für eine gesonderte Finanzierung ärztlich delegierbarer Leistungen , wobei aber eine klare Aufgabenabgrenzung zu erfolgen habe. Diesen gewichtigen …
Bild: „Fünf Richtige“ für Pflege und GesundheitBild: „Fünf Richtige“ für Pflege und Gesundheit
„Fünf Richtige“ für Pflege und Gesundheit
Großer Gesundheitstag im maxQ.-Zentrum für Gesundheitsberufe Dortmund Gesundheit ist unser höchstes Gut. Daher drehte sich am 14. November im Dortmunder maxQ.-Zentrum für Gesundheitsberufe (Hoher Wall 9-11) alles um das körperliche Wohlbefinden und die Erhaltung der eigenen Gesundheit. In kostenlosen Workshops gaben die maxQ.-Experten praktische Tipps …
Bild: Gut, wenn sich Kompetenzen ergänzenBild: Gut, wenn sich Kompetenzen ergänzen
Gut, wenn sich Kompetenzen ergänzen
Gut, wenn sich Kompetenzen ergänzen Offizielle Eröffnung des maxQ.-Zentrums für Gesundheitsberufe am 16.11.2012 in Dortmund Quizfrage: Was haben Altenpflege, Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie gemeinsam? Die Antwort: Als gefragte Gesundheitsberufe bieten sie Auszubildenden hervorragende Beschäftigungschancen und interessante Karriere-Perspektiven. …
Von Architektur und Berufspädagogik über Informatik bis Steuerlehre
Von Architektur und Berufspädagogik über Informatik bis Steuerlehre
… Oktober bietet die Hochschule den Master-Studiengang Allgemeine Informatik an. Bewerbungsschluss ist am 15. September 2017. Der neue Bachelor-Studiengang Berufspädagogik für Pflege- und Gesundheitsberufe startet im Sommersemester 2018 und bildet für die Praxislehre aus. Bewerbungsschluss ist am 15. Januar 2018. Insgesamt sechs neue Studiengänge sind …
Bild: Seminare und Coachings zu Marketing und Kundengewinnung für GesundheitsberufeBild: Seminare und Coachings zu Marketing und Kundengewinnung für Gesundheitsberufe
Seminare und Coachings zu Marketing und Kundengewinnung für Gesundheitsberufe
Im Interview verrät Christian Aufmkolk, Experte für Marketing und Kundenaquise, worauf es beim Marketing für Heil- und Gesundheitsberufe ankommt. Seminare und Coachings sind Investitionen in die Zukunft – das ist der Ansatz von Christian Aufmkolk und seiner Firma Auf Den Punkt, wenn es um Schulungen zu Marketing und Kundengewinnung für Gesundheitsberufe …
Pflegekräfte können Bachelor in Berufspädagogik draufsatteln - Start nur zum Sommersemester
Pflegekräfte können Bachelor in Berufspädagogik draufsatteln - Start nur zum Sommersemester
… Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) einen Bachelor draufsatteln. Neu ist ab dem Sommersemester 2019, dass der Studiengang Berufspädagogik für Pflege- und Gesundheitsberufe zulassungsfrei ist. Somit ist er attraktiv für alle, die sich zum Jahresanfang als guten Vorsatz eine Weiterqualifizierung vorgenommen haben: Eine Einschreibung ist …
Ärzte und Nicht-Ärzte sollen gemeinsam lernen: dvta begrüßt Vorstoß des Deutschen Ärzteforums
Ärzte und Nicht-Ärzte sollen gemeinsam lernen: dvta begrüßt Vorstoß des Deutschen Ärzteforums
… Deutsche Verband Technischer Assistentinnen und Assistenten in der Medizin e. V. (dvta) begrüßt den Vorstoß des Deutschen Ärzteforums, gemeinsame Hochschulen für Gesundheitsberufe zu schaffen. „Die strikte Trennung von ärztlichen und nicht-ärztlichen Berufen ist nicht mehr zeitgemä?, kommentiert Andreas Pfeiffer, Fachrichtungsvorsitzender Radiologie und …
Bild: Neuordnung der Gesundheitsberufe - Pflegerat mahnt zu mehr SachlichkeitBild: Neuordnung der Gesundheitsberufe - Pflegerat mahnt zu mehr Sachlichkeit
Neuordnung der Gesundheitsberufe - Pflegerat mahnt zu mehr Sachlichkeit
Mit Blick auf die Ärzteschaft mahnt der Deutsche Pflegerat mehr Sachlichkeit in der aktuellen Debatte um die Neuordnung der Gesundheitsberufe an, nachdem unlängst der Sachverständigenrat sich für eine größere Verantwortung der Pflegekräfte ausgesprochen hat und überdies die geplante Pflegereform vorsieht, dass Pflegekräfte in Modellprojekten u.a. Pflegehilfsmittel …
Sie lesen gerade: Gesundheitsberufe - „Richtig substituieren statt irgendwie delegieren“ (?)