(openPR) Die US-Bürger setzen große Hoffnungen auf Barack Obama. Die Analysten in den Banken untersuchen, welche Branchen von seinem Programm profitieren werden.
Die Menschenmenge jubelt ihm zu. „Change has come to America", sagte Barack Obama, als Anfang November feststand, dass er die Wahl zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika deutlich gewonnen hatte. Kein Kandidat der vergangenen Jahrzehnte hat die Massen derart euphorisiert und mobilisiert wie der 47-Jährige. Nach acht Jahren unter der Regentschaft des Republikaners George W. Bush setzen die Menschen auf den jugendlich-dynamischen Demokraten Obama. Dessen dringlichste Aufgabe ist zweifellos, die Folgen der weltweiten Finanzkrise für Amerika abzufedern. „Yes, we can", lautet das Motto des ersten schwarzen Präsidenten im Weißen Haus. Vielleicht behält er recht. Finanzexperten hoffen, dass sich die Stimmung an der Wall Street nach dem Amtsantritt Obamas wieder bessert. Sie gehen davon aus, dass einige Branchen mehr von der Politik des Demokraten profitieren werden als andere.
Konsumaktien könnten dazugehören. Ein Grund: Obama will den schwächelnden Konsum in Amerika mit einer Milliarden Dollar schweren Finanzspritze ankurbeln, die vor allem die Mittelschicht stärken soll. Mani Govil, Fondsmanager bei RS Investments, vertraut deshalb auf Titel wie den der Fast-Food-Kette McDonald`s, der nach Govils Auffassung auch sinkende Agrarrohstoffpreise zugute kommen. Amerikanischen Infrastrukturunternehmen dürfte das staatliche Ausgabenprogramm ebenfalls nutzen, zumal auf diesem Sektor umfassende Investitionen dringend getätigt werden müssen: Viele Verkehrswege- und Stromnetze in den USA sind überaltert und in teils besorgniserregendem Zustand. William Nobrega von der Investmentberatungsgesellschaft Conrad Croup geht davon aus, dass sich die Infrastrukturinvestitionen in den Vereinigten Staaten allein im nächsten Jahr auf bis zu 150 Milliarden Dollar belaufen werden. Vor diesem Hintergrund erwartet Nobrega, dass sich Industriegüterhersteller wie Caterpillar oder Deere & Co in Zukunft behaupten dürften.
Nobrega baut nach Obamas Wahlsieg zudem auf Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien wie Johnson Controls und den Umweltdienstleis-ter Waste Management. Unternehmen, die auf erneuerbare Energien und hohe Umweltstandards setzen, sollten durch den Amtsantritt Obamas ebenfalls Aufwind erhalten. Grund: Der zukünftige Präsident, der Ende Januar 2009 vereidigt wird, will den Klimaschutz zum „Nummer-eins-Thema" machen.
Anlagestrategen der Fondsgesellschaft Threadneedle sehen wiederum die kleineren Biotech-Gesellschaften, bei denen die Demokraten die Zulassungsprozesse beschleunigen wollen, auf einem guten Weg. Das gelte auch für Krankenhäuser und Pflegeheime. Diese ziehen wohl einen großen Nutzen aus der demokratischen Politik, da deren Pläne zur Universalabdeckung die Anzahl der möglichen Patienten steigern würde.
TECHNOLOGIESEKTOR IM VORTEIL
Darüber hinaus zählen einige Analysten den Sektor Technologie zu den Gewinnern des von Obama angekündigten Wechsels. So erwartet Scott Kessler, Leiter der Aktienanalyse bei Standard & Poor`s, dass sich Obamas Pläne für die Technologieunternehmen in den Vereinigten Staaten als vorteilhaft erweisen. Laut Kesslers Einschätzung plant Obama eine dauerhafte Steuerbefreiung für Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen, eine Reform der Einwanderungspolitik, um amerikanischen Unternehmen die Einstellung von ausländischen Arbeitskräften zu erleichtern, sowie die landesweite Bereitstellung von Breitbandanschlüssen für Privatpersonen, Schulen, Bibliotheken und Krankenhäuser.
OBAMA STÄRKT SELBSTVERTRAUEN
Letztlich entscheidend für die Wirtschaft und die Anleger wird voraussichtlich sein, wie der nächste Präsident mit der Krise umgeht. Dessen Parteizugehörigkeit ist hingegen zweitrangig. „Die wichtigste Aufgabe für den neuen Präsidenten wird sein, das Finanzsystem wieder in Fahrt zu bringen", sagt Paul Quinsee, Chef-Anlagestratege für US-Aktien bei J._P. Morgan Asset Management.
Etwas Gutes hat Obama nach der Auffassung von Finanzexperten bereits bewirkt. „Er gibt den Amerikanern Vertrauen und Optimismus zurück. Und er verbessert die Chancen für eine stärkere internationale Zusammenarbeit", sagen etwa Unicredit-Analysten.