(openPR) von Katharina Haferkamp, Dominik Voss - Jungfräulichkeit bei Männer über 30. Ein bisher selten belichtetes Thema, welches bislang kaum in den Medien diskutiert wurde. Dabei handelt es sich bei den jungfräulichen Männern nicht nur um eine kleine Randgruppe, sondern um ein stetig wachsendes Phänomen. Schon Ende der neunziger Jahre bestätigte eine Langzeitstudie des Leipziger Sexualwissenschaftler Prof. Dr. K. Starke das mindestens 10% aller 30 jährigen Männer noch keinen Geschlechtsverkehr hatten. Starke vermutete damals schon, dass es zukünftig mehr „Jungfrauenmänner“ geben würde. Eine aktuellere Studie des Infratest Dimap, welche für das Magazin „Zeitwissen“ erstellt wurde, bestätigte seine Prognose. Sicherlich hat auch der kontinuierliche Wandel zur Singlegesellschaft dazu beigetragen. Obwohl sich der Trend der „Jungfrauenmänner“ fortsetzt, haben die meisten Betroffenen nicht den Mut, über ihre Jungfräulichkeit zu sprechen.
Denn hier gilt ein gesellschaftliches „No-Go“, welches besagt: Wer keinen Sex hat behält das besser für sich. Keinen Sex zu haben klingt so, als würde etwas nicht stimmen; erweckt den Schein des Abnormalen.
Aus Befürchtungen von anderen verurteilt zu werden berichten die Betroffenen selbst oft engsten Freunden nicht von ihrer Situation. Diesen Missstand zeigt der aus Essen stammende 30 jährige Philipp mit seinem Projekt „Free Philie“ auf. Er sorgt für öffentliche Diskussionen, gibt dabei an einen Protest gegen die zu extreme Sexualisierung der Gesellschaft zu führen und fordert eine Neudefinition des Begriffes der Männlichkeit losgelöster von der Sexualität. Philipp ist der auffallendste Vertreter dieser Gruppe und steht bisweilen alleine auf weiter Flur.
Die anderen jungfräulichen Männer sind nicht bereit ihr Doppelleben aufzugeben und ihr Geheimnis zu lüften. Sei es aus Verlegenheit oder aus Angst vor Ablehnung. Dabei handelt es sich bei „Jungfrauenmännern“ nicht etwa um Versager, sondern oft um erfolgreiche und geschätzte Mitglieder unserer Gesellschaft. Mehrere amerikanische Studien unter Studenten, so etwa die der University of North Carolina at Chapel Hill mit Titel: „Smart teens don't have sex“, haben untersucht, wie Intelligenz und sexuelle Erfahrung im Verhältnis stehen. Es wurde herausgefunden, dass Menschen, die einen überdurchschnittlich hohen IQ haben, wesentlich später Sex haben, als Menschen mit einem durchschnittlichen oder niedrigen IQ. Das ganze verhält sich proportional, wobei Frauen dennoch früher Sex haben, als Männer.
Keinen Sex zu haben ist nicht abnormal. Alle sexuellen Tendenzen und Neigungen werden von den Medien toleriert und in Dailysoaps eingebaut, aber „Jungfrauenmänner“ haben kein Forum, werden nicht ermutigt, sich zu outen, wie dies beispielsweise für Homosexuelle gilt. Es gibt keine Anlaufstelle für Betroffene. Dies alles vermittelt ihnen, dass sie alleine sind, dass sie die einzigen und somit komisch, ja, abnormal seien.
Die Beziehungstherapeutin Marion van der Stadt aus den Niederlanden, kennt die Problematik aus ihrem beruflichen Alltag zur Genüge. Sie weiß, wie schwer es diese Männer haben: „Wenn Sie wirklich wollen, dann brauchen sie viel Mut. Mehr Mut als jeder Teenager, der sich zu ersten Mal ans andere Geschlecht ran wagt. Jungfrauenmänner müssen auf sich aufmerksam machen, obwohl grad das Ihnen so fremd ist.“











