openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Zehn Jahre Transplantationsgesetz - Erosion der Moral

05.12.200717:24 UhrPolitik, Recht & Gesellschaft

(openPR) Bonn, 5. Dezember 2007 - Zum 1. Dezember 1997 trat das Transplantationsgesetz in Kraft. Anlässlich des zehnten Jahrestages des Gesetzes veranstaltete der Verein "Kritische Aufklärung über Organtransplantation KAO e.V." am Samstag, 01.12.2007, ein öffentliches Podiumsgespräch im Haus der Evangelischen Kirche in Bonn, um Bilanz zu ziehen. Geladen waren Angehörige von Organspendern, Mediziner und Sachverständige, die sich bei der damaligen Bundestagsanhörung vor Verabschiedung des Gesetzes kritisch geäußert hatten, sowie alle am Thema Interessierten.



Fazit: Auch 10 Jahre später steht die Frage, wann der Mensch wirklich tot ist, im Mittelpunkt der Kritik. Ist ein Mensch tot, wenn das Gehirn ausfällt, wie es im Transplantationsgesetz mit dem Hirntod-Kriterium für eine Organentnahme festgelegt ist, oder erst, wenn Herzschlag und Atmung aufgehört haben? Ist ein Organspender unmittelbar vor der Organentnahme eine Leiche oder ein Lebender ohne messbare Hirnfunktion? Die Einhellige Haltung der Tagungsteilnehmer war dabei: "Der Hirntod ist nicht der Tod des Menschen." Die KAO strebt daher eine Gesetzesreform an und plädiert für die enge Zustimmungsregelung. Das heißt, nur erklärten Spendern sollen Organe entnommen werden, Angehörige sollen dies nicht entscheiden dürfen. Zudem forderte KAO eine umfassende ehrliche Aufklärung, was bei einer Organentnahme nach dem Hirntodkriterium geschieht. Die bisherigen Kampagnen, z. B. der Deutschen Stiftung Organtransplantation DSO, seien einseitig nur auf die positiven Aspekte der Organspende ausgelegt.

Gleich zu Beginn der Tagung erläuterte Dr. Paolo Bavastro, Internist und Kardiologe aus Stuttgart, in seinem Vortrag "Menschen im Hirnversagen sind Sterbende" ausführlich die Kritik am Hirntodkonzept.

Aus der Sicht der betroffenen Angehörigen von "Organspendern" berichteten Renate Focke, Gisela Meyer und Renate Greinert über ihre Erfahrungen mit der Transplantationsmedizin. Sie forderten eine Stärkung der Palliativmedizin und der Hospizbewegung. Der Mensch habe das Anrecht auf einen ungestörten Sterbeprozess, der für ihn und die Angehörigen "lebenswichtig" sei. Die Hospizbewegung stellt die Frage: "Was braucht dieser sterbende Mensch?" Die Transplantationsmedizin aber fragt: "Was brauchen wir von diesem Sterbenden?", so die Auffassung der Kritikerinnen. Sie wendeten sich damit gegen die These des Neurologen Dr. Martin Klein, der zuvor erklärte, die Organentnahme zum Zwecke der Organspende solle nach Feststellung des Hirntodes ohne weiteres möglich sein, auch ohne "enge" oder "erweiterte" Zustimmungslösung, denn die Rettung eines Menschenlebens habe Vorrang vor "Pietätspflichten gegenüber Hirntoten."

In einem grundlegenden Vortrag über das Menschenbild in der modernen Medizin beklagte Prof. Dr. Linus Geisler, Internist und Sachverständiger für bioethische Zeitfragen aus Gladbeck, die "Erosion des Transplantationsgesetzes". Die Extremmedizin, die die Heilung im Körper eines anderen suche, stehe unter dem "Odium der Systemtragik", wenn sie dem Menschen ein Weiterleben verspreche. Denn schließlich könne sie die Sterblichkeit nicht überwinden. Auch sei der behauptete "Organmangel" jeglicher Manipulation zugänglich.

Die Psychoanalytikerin und Sachbuchautorin Elisabeth Wellendorf berichtete von Wesensveränderungen und Schuldgefühlen gerade bei jungen Transplantierten. "Wenn einer auf der Warteliste steht, gibt es nur eines: Durchhalten. Sterben als Alternative darf gar nicht mehr gedacht werden", erklärte Wellendorf.

Erika Feyerabend, Journalistin und Geschäftsführerin von BioSkop e.V., Essen, und Richard Fuchs, Sachbuchautor, befanden in ihren Vorträgen, aus dem "Gabentausch der Organspende" werde immer mehr ein kommerzialisierter "Warentausch". Sie beklagten die völlige Intransparenz der Organverteilung sowie die weitere Kommerzialisierung durch das Gewebegesetz. Mit Hilfe der im Prinzip kostenlos zur Verfügung gestellten Organe habe sich ein Milliardenmarkt etabliert.

Zum Schluss berichtete die Fernsehjournalistin Silvia Matthies davon, wie die Beteiligten - Mediziner und Programmverantwortliche - eine freie kritische Berichterstattung seit den achtziger Jahren immer wieder behinderten, so dass man sich jetzt daran gewöhnt habe, fast nur noch unkritisch positive Sendungen zu erleben.

Weitere Informationen:

Kritische Aufklärung über Organtransplantation KAO e.V.
http://www.initiative-kao.de/

Kritische Informationen der InteressenGemeinschaften Kritische Bioethik Deutschland zum Thema Organspende / Lebendspende / Transplantation / Hirntod
http://www.organspende-aufklaerung.de/

KAO Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V.
Gisela und Jürgen Meyer
Rosenstr. 55
53489 Sinzig-Bad Bodendorf

Tel: 0 26 42/4 16 79
E-Mail: E-Mail

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 175796
 105

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Zehn Jahre Transplantationsgesetz - Erosion der Moral“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von Kritische Aufklärung über Organtransplantation KAO e.V.

Bild: „Einseitig interessensgeleitete Informationspolitik“ – das Resumée von KAO zum Tag der OrganspendeBild: „Einseitig interessensgeleitete Informationspolitik“ – das Resumée von KAO zum Tag der Organspende
„Einseitig interessensgeleitete Informationspolitik“ – das Resumée von KAO zum Tag der Organspende
In einem wahren Tsunami von Zeitungsartikeln, Hörfunk- und Fernsehsendungen ging es fast ausschließlich um den Mangel an Organen und die verpasste Gelegenheit, Leben zu retten. Was bei diesen Werbebotschaften völlig ausgeklammert wird, sind die Belange des Spenders und die Bedeutung der Hirntoddefinition. Die Information, dass bei einer geplanten Organentnahme massiv in den Sterbeprozess des Patienten eingegriffen wird, fällt regelmäßig unter den Tisch. Das gezielte Weglassen heikler Informationen scheint Strategie zu sein. Weithin unbekannt…
Bild: KAO Pressemitteilung zum Tag der Organspende 2022Bild: KAO Pressemitteilung zum Tag der Organspende 2022
KAO Pressemitteilung zum Tag der Organspende 2022
Hirntote Menschen, potentielle Organspender, müssen beatmet werden, damit man ihnen lebende Organe entnehmen kann. Nur lebende Menschen kann man beatmen… Organspender müssen beatmet werden bis ihre Organe aus ihrem Körper herauspräpariert sind. KAO fordert, dass 1. Hirntote ihren Status als lebende Menschen bis zu ihrem Herz-Kreislauf-Tod behalten 2. Primäres Ziel der Behandlung dieser Menschen die palliative medizinische Therapie und pflegerische Fürsorge zur Minderung von Schmerzen, Leid und Stress oberstes Gebot für alle Beteiligten sei…

Das könnte Sie auch interessieren:

25 Jahre Einsatz für Organspende
25 Jahre Einsatz für Organspende
… koordinierte die DSO die Organspende zwischen den einzelnen Transplantationszentren, den umliegenden Krankenhäusern und der internationalen Organvermittlungsstelle Eurotransplant.Transplantationsgesetz fordert eine Koordinierungsstelle Mit den bundesweit ansteigenden Transplantationszahlen wurde eine gesetzliche Regelung für die Entnahme und Übertragung …
Bild: Organspende: Trotz Skandal, Landratsamt intensiviert die InformationBild: Organspende: Trotz Skandal, Landratsamt intensiviert die Information
Organspende: Trotz Skandal, Landratsamt intensiviert die Information
… den „Organspendeskandal“ ausgelösten Verunsicherung der Bevölkerung intensiviert das Landratsamt Weilheim-Schongau mit Inkrafttreten des Gesetzes zur Regelung der Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz am 01.11.2012 seine Informationen rund um die Organspende. Zukünftig erhalten die Landkreisbürgerinnen und -bürger nicht nur im Gesundheitsamt, …
Bild: Retter in der Not – was gilt bei der Organspende?Bild: Retter in der Not – was gilt bei der Organspende?
Retter in der Not – was gilt bei der Organspende?
… ein Spenderorgan. Da nur jeder vierte Bundesbürger einen Spendeausweis hat, sind die Wartezeiten lang. Deshalb hat der Bundestag Mitte Juni beschlossen, das Transplantationsgesetz neu zu regeln. Demnach sollen die Krankenkassen ihre Versicherten demnächst regelmäßig zu ihrer Bereitschaft zur Organspende befragen. ROLAND-Partneranwalt Detlef Koch von …
"ROLAND Rechtsschutz informiert: Retter in der Not - was bei der Organspende gilt"
"ROLAND Rechtsschutz informiert: Retter in der Not - was bei der Organspende gilt"
… ein Spenderorgan. Da nur jeder vierte Bundesbürger einen Spendeausweis hat, sind die Wartezeiten lang. Deshalb hat der Bundestag Mitte Juni beschlossen, das Transplantationsgesetz neu zu regeln. Demnach sollen die Krankenkassen ihre Versicherten demnächst regelmäßig zu ihrer Bereitschaft zur Organspende befragen. ROLAND-Partneranwalt Detlef Koch von …
Bild: Erhalt von Flussauen ist Hochwasser- und ArtenschutzBild: Erhalt von Flussauen ist Hochwasser- und Artenschutz
Erhalt von Flussauen ist Hochwasser- und Artenschutz
… Flüssen und Bächen führt zu Problemen für Fische, Muscheln und andere Gewässerlebewesen, weil ihre Lebensräume schwinden. Doch nicht allein intensive Landwirtschaft und Erosion vernichten diese Lebensräume. Eine Studie von Wissenschaftlern der Technischen Universität München (TUM) widerlegt diese weitverbreitete Ansicht. Um die im Gewässergrund lebenden …
Bild: Preservation of floodplains is flood protectionBild: Preservation of floodplains is flood protection
Preservation of floodplains is flood protection
The silting of rivers and streams leads to problems for fish, mussels, and other aquatic organisms because their habitats disappear. However, not only intensive agriculture and erosion are destroying these habitats. Now a study conducted by researchers at the Technical University of Munich (TUM) refutes this wide-spread view. In order to save the species …
Bild: Moral in der Arbeitswelt? – Acht Reflexionsfragen für Dich und Dein TeamBild: Moral in der Arbeitswelt? – Acht Reflexionsfragen für Dich und Dein Team
Moral in der Arbeitswelt? – Acht Reflexionsfragen für Dich und Dein Team
… heraushalten solle. Zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen seien die Firmenchefs weder legitimiert noch qualifiziert. Dies sei die Aufgabe des Staates. Friedmans Satz stammt aus dem Jahre 1970 - diese zeitliche Einordnung erscheint mir wichtig. Denn in dieser Zeit waren die Gegengewichte „Staat und Wirtschaft“ viel deutlicher als heute. Staaten hatten …
Organspende: "Gesetz noch nicht ausreichend"
Organspende: "Gesetz noch nicht ausreichend"
DGHS-Präsident Professor Birnbacher zum neuen Transplantationsgesetz ------------------------------ Als "ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht ausreichend" bezeichnet DGHS-Präsident Professor Dr. Dr. h. c. Dieter Birnbacher das neue Transplantationsgesetz, das nach einer letzten Beratung durch den Bundesrat am 1. April dieses Jahres in Kraft …
Organspende – Angehörigengespräche gezielt beeinflusst
Organspende – Angehörigengespräche gezielt beeinflusst
… Abgeordnete des Deutschen Bundestages stimmten gegen das heute gültige Gesetz, bei insgesamt 631 gültigen Stimmen. In drei von fünf eingebrachten Anträgen zum Transplantationsgesetz wurde die Diagnose »Hirntod« nicht mit dem Tod des Menschen gleichgesetzt. Schon im Vorwege erhalten Bürger von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), …
Anzeige gegen Unbekannt. Verdacht auf Tötung
Anzeige gegen Unbekannt. Verdacht auf Tötung
… http://www.sueddeutsche.de/wissen/vorwuerfe-gegen-stiftung-organtransplantation-man-kam-sich-vor-wie-bei-scientology-1.1233309 . sueddeutsche.de GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH. Quelle: (SZ vom 13.12.2011/beu) ) Dieses Vorgehen verstößt gegen das Transplantationsgesetz (§ 5 TPG). Es lag „formal juristisch“ kein Hirntod vor. Laut Angaben der SZ löste die …
Sie lesen gerade: Zehn Jahre Transplantationsgesetz - Erosion der Moral