(openPR) Einen besonderen Stil des Umgangs mit der NPD und ihren Kameradschaftsverbündeten, wie er sich erneut in einem heutigen Kommentar zu einer bevorstehenden NPD-"Großdemonstration" am 7. Juli in Frankfurt am Main ausdrückt ("Volksgemeinschaft statt Globalisierung"), pflegt die groß- und bildungsbürgerliche Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).
Schon vor einiger Zeit empfahl Hans Riebsamen, namhafter Frankfurter Journalist dort, man solle die NPD doch einfach “mit Verachtung strafen” und ignorieren.
Gute Idee - wenn man in den warmen Stuben dieser Redaktion sitzt. Dort kann man Baseballschläger, Springerstiefel, Pfefferspray und Mordattacken prima “mit Verachtung strafen” - hat aber offenbar auch mit offenem Antisemitismus, Hass auf Gewerkschaften und Linke wenig Probleme. Klar, denn dieser Haß der Faschisten richtet sich nicht gegen Herrn Riebsamen und das Gros seiner LeserInnen.
Dieser geschichtsvergessenen Haltung täte einmal eine Lektüre von Thomas Manns Roman “Dr. Faustus” gut. Herr Riebsamen - besonders das Kapitel XXXIII: wär das was für heute abend?
Vor 1933 hat das Groß- und Bildungsbürgertum Deutschlands gemeint, der NS sei eine vorübergehende Erscheinung, deren man sich am Besten für eine kurze Zeit bedienen und die man dann anschließend, nach Erreichen der selbstgesteckten Ziele, wieder beiseitelegen könne. Diese Fehleinschätzung zB. des Hugenberg-Flügels der deutschen Medienlandschaft von damals kostete Millionen das Leben und delegitimierte das Bürgertum und seine Werte nachhaltig.
Hellsichtigere aus seinen Reihen machten sich darüber beizeiten selbstkritische Gedanken - der Klügste unter ihnen war Thomas Mann. Die nächtlichen Grübeleien des Serenus Zeitblom in “Dr. Faustus” stehen in ihrer Klarsichtigkeit über das Wesen des Faschismus turmhoch über dem Hessenprovinzialismus der FAZ und ihres Journalisten Hans Riebsamen. Uns alle kann das noch teuer zu stehen kommen.
Anderen kann es nicht mehr schaden. Sie sind schon tot: in den Tod gejagt, absichtlich mit dem Auto überfahren, erschossen, erschlagen, erstochen, zu Tode geprügelt, verbrannt - 136 Menschen seit 1898. Ermordet von Menschen aus dem politischen Spekrtum, von dem Hans Riebsamen behauptet, in Hessen existiere es nicht. Ermordet von Menschen aus dem Spektrum, dem Boris Rhein (CDU) unter dem wohlgefälligen Applaus von Hans Riebsamen soeben erlaubt hat, durch Frankfurt zu demonstrieren. Fragen Sie doch einmal die Angehörigen jener fünf Opfer rassistischer und faschistischer Gewalt, die seit 1989 in Hessen zu beklagen sind, Herr Riebsamen, was sie zu Ihren Artikeln sagen!
Tatsache ist: nach dieser politischen Entscheidung, nach diesen Artikeln haben Herr Riebsamen und Herr Rhein keinerlei Glaubwürdigkeit mehr im Auftreten gegen Nazis. Und nicht nur sie, sondern auch die politischen Kräfte, die sie aktuell tragen. Sparen Sie sich künftig Ihre Sonntagsreden für die Opfer des Holocaust - Sie haben soeben eine antisemitische Demonstration durch unsre Stadt erlaubt und legitimiert!
Artikel Hans Riebsamen Januar 2007:
http://antinazi.wordpress.com/2007/02/11/frisch-aus-der-faz-eine-pr-kampagne-fur-die-harmlosigkeit-der-frankfurter-npd/
Artikel Hans Riebsamen Juni 2007:
http://www.faz.net/s/Rub3DFC0DABC5664C30AC70700DD10A965D/Doc~EE29B73DC156A49159DE7B6ED3F361CCE~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Aktualisierte Liste der Opfer rechtsextremer Gewalt seit 1989:
http://antinazi.wordpress.com/2007/03/30/chronik-rechtsextremer-gewalt/
Antisemitismus im Aufruf der NPD zur Demonstration am 7. Juli in Frankfurt/M.:
http://antinazi.wordpress.com/2007/06/20/warten-auf-boris-rhein/