(openPR) Washington, D.C. (asm) - Könnte die Nahrung, die wir essen, zum Anstieg der gegen Antibiotika resistenten Infektionen beitragen? Harmlose und sogar für uns vorteilhafte Bakterien, die in unseren Nahrungsmitteln vorkommen, können auch Gene beinhalten, die eine Antibiotikaresistenz tragen. Einmal in unserem Körper, könnten diese Bakterien die Resistenz verursachenden Gene an krankheitsauslösende Bakterien übermitteln. „Die Daten zeigen, dass unsere Nahrung einen wichtigen Anteil an der Entwicklung und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen haben könnte. Die Rolle von Kommensalen beim Transport der resistenten Gene stehen zunehmend im wissenschaftlichen Interesse,“ sagte Hua Wang von der Ohio State University bei der 107. Generalversammlung der American Society for Microbiology (ASM) in Toronto.
Der Prozess der Gen-Weitergabe wird als horizontale Genübertragung bezeichnet. Hierbei gibt ein Bakterium an ein weiteres, das sich in der Nähe befindet, genetische Informationen weiter - einschließlich der Gene, die für Antibiotikaresistenzen verantwortlich sind. Der Prozess der horizontalen Genübertragung zwischen Krankheit verursachenden Bakterien ist bereits seit längerem als wichtiger Faktor für die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen bekannt. Neu ist demgegenüber die Erkenntnis über die starke Verbreitung resistenter Bakterien in unseren Nahrungsmitteln.
In einer Studie prüften Hua und Kollegen eine Vielzahl verzehrfertiger Nahrungsmittelproben einschließlich essbarer Meerestiere, Fleisch, Molkereiprodukten, einzelner Produkte aus dem Delikatessengeschäft und Frische-Erzeugnissen. Mit Ausnahme von verarbeitetem Käse und Joghurt wurden Bakterien, die eine Antibiotikaresistenz in ihren Genen tragen, in vielen überprüften Nahrungsmittelproben gefunden. „Weitere Forschung ist jetzt erforderlich, um die direkte Wechselbeziehung zwischen den gegen Antibiotika resistenten Mikroben in Nahrungsmitteln und der gegen Antibiotika resistenten Bevölkerung nachzuweisen. Eine konstante Versorgung mit antibiotikaresistenten Bakterien, in Kombination mit einer gelegentlichen Besiedlung des Konsumenten und horizontaler Genübertragung, scheint zumindest teilweise für die Zunahme von Antibiotikaresistenzen beim Menschen verantwortlich zu sein,“ erklärte Hua.
Gegen Antibiotika resistente Infektionen seien ein zunehmendes Problem des öffentlichen Gesundheitswesens, ergänzte Marilyn Roberts von der University of Washington. Abhängig von der Krankheit und dem Patienten könne eine gegen Antibiotika resistente Infektion die Dauer eines Krankenhausaufenthaltes verdreifachen. So könne beispielsweise eine MRSA-Infektion (Methicillin resistenter Staphylococcus aureus) bei einem Krankenhauspatienten zu Mehrkosten von mehreren Tausend Dollar führen. In einigen Fällen, wie der neuen weitestgehend resistenten Tuberkulose, seien Antibiotika nicht mehr wirkungsvoll. Ärzte seien teils gezwungen, zu extremen Maßnahmen wie der Entfernung eines infizierten Lungenflügels zu greifen.
Das Problem kann nicht allein auf den Nahrungsmittel-Konsum begrenzt betrachtet werden. Neue Studien haben Bakterien, die als Träger von Antibiotikaresistenzen gelten, im Verdauungstrakt von Säuglingen nachgewiesen, die gestillt oder mit Säuglingskost ernährt wurden und noch nie feste Nahrung aufgenommen hatten. Das lege nahe, dass resistente Gene in der Umwelt ebenfalls eine Rolle spielen. „Antibiotika und die Umweltverschmutzung sind ein medizinisches Problem, ein landwirtschaftliches Problem und ein menschliches Problem. Jeder spielt eine Rolle in diesem System,“ sagte Roberts. Aber es gebe Maßnahmen, die eingeleitet werden könnten, um den Gehalt resistenter Gene in unserer Nahrung zu verringern. Hua arbeitet momentan daran, optimale Verarbeitungsbedingungen zu charakterisieren und Parameter festzulegen, die geeignet sein können, den Anteil resistenter Gene in gegorenen Produkten herabzusetzen. Mit der Zeit und etwas Hilfe, hofft sie, diese Forschung in andere Bereiche der Lebensmittelindustrie ausweiten zu können.
(Frei übersetzte und bearbeitete Pressemitteilung)
Frank Stoltenberg
energizing-life.com
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