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Arthrose – was wirklich hinter der Diagnose steckt und was Sie selbst tun können

01.12.202514:53 UhrGesundheit & Medizin
Bild: Arthrose – was wirklich hinter der Diagnose steckt und was Sie selbst tun können

(openPR) Viele Menschen, die mir in der Praxis gegenübersitzen, sind verunsichert. Die Röntgenaufnahme zeigt „Arthrose“, der Arzt spricht von „Verschleiß“, oft heißt es: „Damit müssen Sie leben.“

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Arthrose ist zwar eine chronische Gelenkerkrankung – aber wie ausgeprägt Ihre Beschwerden sind und wie sich die Erkrankung im Laufe der Jahre entwickelt, wird maßgeblich von Ihrem Lebensstil beeinflusst.

Arthrose in einfachen Worten

In einem gesunden Gelenk liegen die Knochenenden wie von einer schützenden, glatten Schicht überzogen beieinander – dem Gelenkknorpel. Er verteilt die Last, fängt Stöße ab und ermöglicht eine reibungsarme Bewegung.

Bei Arthrose verändert sich dieses System:

  • Knorpel verliert an Elastizität und Dicke.
  • Die Oberfläche wird ungleichmäßig und rissig.
  • Der Knochen darunter wird stärker belastet und reagiert mit Verdickungen und Umbauprozessen.

Die Gelenkschleimhaut kann sich entzünden, es bilden sich Reizergüsse, Muskeln verspannen – und Sie spüren Schmerzen, Anlaufschwierigkeiten oder ein Knirschen im Gelenk.

Arthrose ist also mehr als „abgenutzter Knorpel“. Sie betrifft das gesamte Gelenk und das umgebende Gewebe.

Warum gerade ich? – Risikofaktoren im Überblick

Viele Betroffene fragen sich, warum sie Arthrose bekommen haben. Die Antwort ist meist eine Mischung aus verschiedenen Faktoren:

  • Alter & Veranlagung: Je älter wir werden, desto länger waren unsere Gelenke im Einsatz – die Reparaturmechanismen werden langsamer. Manche Menschen haben außerdem eine genetische Neigung zu Arthrose.
  • Verletzungen & Fehlstellungen: Kreuzbandriss, Meniskusschaden, X- oder O-Beine, Hüftdysplasie – all das verändert die Belastung auf den Knorpel.
  • Übergewicht: Jedes zusätzliche Kilo bedeutet mehr Druck auf Knie, Hüften und Wirbelsäule und fördert stille Entzündungen im Körper.
  • Bewegungsmangel: Ohne regelmäßige Bewegung wird der Knorpel schlechter ernährt und die Muskulatur baut ab.
  • Dauerstress & schlechter Schlaf: Sie erhöhen die Schmerzempfindlichkeit und verstärken Muskelverspannungen.

An Ihren Genen und früheren Unfällen können Sie nichts mehr ändern – aber an Bewegung, Ernährung, Gewicht, Stress und Schlaf sehr wohl. Genau hier liegt Ihr Hebel.

Bewegung – die wirksamste „Tablette“ für Arthrose

Fast alle modernen Leitlinien sind sich einig: Bewegung und gezieltes Training gehören zur Basistherapie bei Arthrose.

Warum?

  • Nur wenn sich ein Gelenk bewegt, wird Gelenkflüssigkeit in den Knorpel hinein- und wieder herausgepresst – das versorgt ihn mit Nährstoffen.
  • Gut trainierte Muskeln stabilisieren das Gelenk, verteilen die Last und fangen Stöße ab.
  • Regelmäßige Aktivität senkt Entzündungsbotenstoffe, verbessert die Durchblutung und tut auch der Psyche gut.

Geeignete Bewegungsformen sind u. a.:

  • zügiges Gehen, Nordic Walking, Wandern,
  • Radfahren oder E-Bike,
  • Schwimmen, Aquajogging, Aquafitness,
  • gelenkschonendes Krafttraining, Yoga, Pilates.

Wichtiger als große sportliche Ambitionen ist ein realistischer, gut durchhaltbarer Einstieg. Wer bisher kaum aktiv war, beginnt vielleicht mit 10 Minuten Gehen und steigert sich jede Woche ein wenig.

Statik und Muskelbalance – wenn die Gelenke in der Spur bleiben sollen

Gelenke arbeiten nicht isoliert, sondern sind in Ketten eingebunden. Ein instabiles Becken kann z. B. Knie und Füße überlasten, eine steife Brustwirbelsäule die Schultergelenke aus dem Lot bringen.

Deshalb lohnt sich der Blick auf:

  • Muskellängen: Sind bestimmte Strukturen stark verkürzt?
  • Muskelkraft: Gibt es deutliche Unterschiede zwischen rechts und links?
  • Faszien und Bindegewebe: Fühlen sie sich elastisch oder wie „Bretter“ an?
  • Beinachsen und Fußstellung: Knick-Senk-Fuß, X- oder O-Bein?

Mit gezielten Übungen, manueller Therapie und ggf. angepassten Einlagen oder Schuhen lassen sich viele Fehlbelastungen reduzieren. Schon kleine Veränderungen im Gangbild können die Druckverteilung im Gelenk deutlich verbessern.

Essen für weniger Entzündung

Was auf Ihrem Teller landet, beeinflusst auch Ihre Gelenke. Eine vorwiegend pflanzenbasierte, frisch gekochte Kost hilft, stille Entzündungen zu bremsen und das Gewicht zu regulieren – beides wichtige Faktoren bei Arthrose.

Was Ihrem Gelenk guttut:

  • viel Gemüse, Salat und Obst,
  • Vollkorn statt Weißmehl,
  • Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen,
  • hochwertige pflanzliche Öle,
  • regelmäßig fettreichen Seefisch oder – bei vegetarischer Ernährung – gezielte Omega-3-Zufuhr.

Wovon weniger:

  • Fertiggerichte, Fast Food, Chips & Co.,
  • zuckerreiche Snacks und Softdrinks,
  • große Fleisch- und Wurstportionen,
  • Frittiertes und stark Angebratenes.

Sie müssen nicht „perfekt“ essen, um eine Wirkung zu erzielen. Schon eine moderate Anpassung und ein leichter Gewichtsverlust können Schmerzen reduzieren und die Beweglichkeit verbessern.

Schlaf & Stress – leise Verstärker von Schmerzen

Unser Nervensystem merkt sich Schmerzen. Wenn wir über längere Zeit schlecht schlafen, viel Stress haben und wenig Erholung finden, werden Schmerzreize schneller und intensiver wahrgenommen.

Typische Anzeichen sind:

  • Sie liegen abends im Bett und finden schwer zur Ruhe.
  • Sie wachen nachts wegen Schmerzen auf.
  • Schon geringe Belastungen werden als sehr unangenehm erlebt.

Hilfreiche Gegenstrategien:

  • feste Schlafenszeiten und eine beruhigende Routine vor dem Zubettgehen,
  • Bildschirmpause und kein schweres Essen spät am Abend,
  • kurze Entspannungsinseln tagsüber (Atempausen, Dehnübungen, ein kurzer Spaziergang),
  • eventuell Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelentspannung, Meditation oder ruhige Atemtechniken.

Wer besser schläft, kommt besser mit Schmerzen zurecht – das erlebe ich in der Praxis immer wieder.

Schulmedizinische und naturheilkundliche Therapie – sinnvoll kombiniert

Die Frage ist selten „entweder Schulmedizin oder Naturheilkunde“, sondern: Wie können wir beides intelligent verbinden?

Mögliche Bausteine:

  • Schmerzmedikamente in niedriger, gezielter Dosierung, um Bewegung wieder möglich zu machen.
  • Physio-, Manual- und Trainingstherapie, um Mobilität, Kraft und Koordination zu verbessern.
  • Osteopathische Behandlung, um Gelenke, Muskeln, Faszien und innere Spannungsmuster zu harmonisieren.
  • Injektionen (z. B. Kortison oder Hyaluronsäure) zur kurzfristigen Linderung, wenn die Beschwerden stark sind.
  • Naturheilkundliche Verfahren, etwa pflanzliche Entzündungshemmer, Mikronährstofftherapie oder Kneipp-Anwendungen, je nach individueller Situation.

Operationen – zum Beispiel ein künstliches Gelenk – sind wichtig, wenn konservative Maßnahmen ausgereizt sind und der Alltag trotz aller Bemühungen kaum noch zu bewältigen ist. Auch dann bleibt aber die aktive Mitarbeit entscheidend für das Ergebnis.

Ein praktischer 4-Wochen-Einstieg

Damit Sie direkt loslegen können, hier ein möglicher Plan für die ersten vier Wochen – anpassbar an Ihre persönliche Situation:

Woche 1 – Bestandsaufnahme

  • Notieren Sie täglich, wann und wobei Ihre Schmerzen auftreten.
  • Starten Sie mit 10 Minuten Gehen pro Tag – in einem Tempo, das angenehm ist.

Woche 2 – mehr Bewegung

  • Erhöhen Sie das Gehen auf 20–30 Minuten, an mindestens drei Tagen.
  • Fügen Sie erste einfache Kräftigungsübungen für Beine und Rumpf hinzu.

Woche 3 – Teller umbauen

  • Zu jeder Hauptmahlzeit kommt eine Handvoll Gemüse zusätzlich auf den Teller.
  • Süßigkeiten und Snack-Food werden auf wenige „Genussmomente“ in der Woche begrenzt.

Woche 4 – Erholung fest einplanen

  • Jeden Abend 5–10 Minuten für eine kleine Entspannungsübung reservieren.
  • Spätestens jetzt prüfen: Wie wirkt sich das auf Schlaf, Stimmung und Schmerzempfinden aus?

Schlussgedanke: Arthrose aktiv gestalten

Arthrose legt nicht fest, wie Sie sich morgen oder in fünf Jahren fühlen müssen. Sie haben mehr Einfluss, als Ihnen oft gesagt wird.

Mit Wissen über Ihre Erkrankung, mit kleinen, konsequenten Veränderungen bei Bewegung, Ernährung, Schlaf und Stress und mit einer Therapie, die Schulmedizin und Naturheilkunde sinnvoll verbindet, können Sie Ihren eigenen Weg gehen – Schritt für Schritt.

In meinem neuen Buch „Der Arthrose Kompass“ gehe ich gezielt auf die Möglichkeiten einer modernen und ganzheitlichen Therapie ein und gebe ihnen gezielte Handlungsimpulse.

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