openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Urbane Räume - Stadt als fotografische Bühne

01.05.202512:33 UhrKunst & Kultur
Bild: Urbane Räume - Stadt als fotografische Bühne
Zwischen Zerfall und Licht- Ein verlassener Hof, umgeben von Industrie und Natur. (© DREIFISCH)
Zwischen Zerfall und Licht- Ein verlassener Hof, umgeben von Industrie und Natur. (© DREIFISCH)

(openPR) Wenn ich durch die Stadt gehe, schaue ich nicht einfach – ich höre, wie Linien sprechen. Ich sehe nicht bloß Häuser oder Verkehr, sondern Spannungen, Übergänge, Rhythmen. Ein Parkdeck wird zur Bühne, ein gläsernes Bürohaus zur vibrierenden Fläche, eine Betonstütze zur Zäsur im Bildraum. Wer mit der Kamera unterwegs ist, steht nicht nur vor der Stadt – er steht mitten in einem System aus Zeichen, das gelesen, befragt und neu geschrieben werden will.

Die Stadt ist nicht neutral. Sie mischt sich ein. Sie gibt vor – aber sie lässt sich auch stören. Genau hier beginnt für mich der fotografische Reiz: Die Kamera wird zum Werkzeug, mit dem ich den Raum nicht einfach abbilde, sondern in Frage stelle.

In der Geschichte der Avantgarde, vor allem im Konstruktivismus, war die Stadt immer mehr als Kulisse. Die Architekturen der Moderne – streng, klar, rhythmisch – wurden zu Taktgebern einer neuen Sichtweise: Flächen statt Fassaden, Achsen statt Anekdoten. Photografie folgte dieser Spur. Und sie tut es noch heute. Aber nicht als Wiederholung – sondern als Weiterdenken.

Manchmal stehe ich auf einem Dachparkplatz, abends, wenn die Sonne flach steht. Die weißen Linien, die sonst bloß Parkplätze markieren, dehnen sich plötzlich aus. Das Modell tritt dazu – nicht in Pose, sondern in Bewegung. Ein ausgestreckter Arm schneidet den Schatten. Eine Drehung bringt Unruhe. Zwischen Mensch und Markierung entsteht ein neuer Raum: gezeichnet, gespiegelt, offen.

An einem anderen Tag spaziere ich unter einer S-Bahn-Brücke hindurch. Die Pfeiler stehen regelmäßig wie eine Partitur. Der Lärm ist überall, aber das Bild ist still. Ich stelle mein Modell dazwischen – aufrecht, mit Blick nach oben. Beton, Stahl, Haut. Alles ist grau, aber es lebt. In dieser Stille spricht plötzlich eine Linie. Vielleicht ist es nur ein Lichtstreif, der sich auf der Wange bricht – aber er erzählt von Spannung, von Richtung, von Kraft.

Photografie im urbanen Raum bedeutet für mich: nicht sehen, was da ist – sondern entdecken, was geschehen kann. Ich plane nicht alles. Ich lasse zu, dass der Raum zurück spricht. Eine Spiegelung im Schaufenster macht eine Geste doppelt. Eine Rolltreppe zwingt zu einer schrägen Achse. Ein Zebrastreifen auf nassem Asphalt wird zur Partitur einer Bewegung.

Diese Bilder entstehen nicht aus der Technik – sondern aus der Wahrnehmung. Natürlich kenne ich die Regeln: Bildaufbau, Perspektive, Licht. Aber wichtiger ist mir, mit dem Raum in Beziehung zu treten. Ich frage: Wo verläuft die Spannung? Welche Linien drücken? Welche stören? Und vor allem: Wo entsteht ein Moment, der nicht geplant, aber präzise ist?

Ich habe viele urbane Szenen fotografiert – Hochhäuser in der Nachmittagshitze, gläserne Eingänge bei Morgendunst, Unterführungen mit streifendem Neonlicht. Immer wieder merke ich: Es geht nicht darum, wie spektakulär ein Ort ist. Sondern darum, wie er sich verwandelt, wenn man ihn ernst nimmt – als Gesprächspartner.

Ein Beispiel: Vor dem glatten Glas eines Bankgebäudes lehnt das Modell locker zurück. Die Fassade spiegelt nicht nur – sie vervielfacht. Der Mensch wird Teil eines geometrischen Systems. Und zugleich bricht er es. Die Pose ist minimal: nur ein geneigter Kopf, ein Fuß auf der Stufe. Aber im Bild wirkt es wie eine Geste, die die Ordnung verschiebt. Für mich ist das kein Zufall – sondern fotografische Absicht.

Stadt als Bühne – das klingt nach Inszenierung. Aber für mich ist es eher eine Einladung: zur Improvisation, zum Dialog, zum bewussten Sehen. Ich nehme die Linien, die da sind – und frage, was sie erzählen wollen. Ich setze den Körper hinein – und sehe, was sie mit dem Raum machen.

Was bleibt am Ende? Vielleicht keine Antwort, aber eine Haltung: Photografie in der Stadt ist kein Festhalten – sondern ein Öffnen. Der Raum ist nicht Kulisse – sondern Akteur. Wer mit wachem Blick, mit Respekt und Neugier fotografiert, entdeckt: Die Stadt zeigt nicht nur sich selbst. Sie zeigt, was Sehen alles sein kann.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 1282595
 1150

Pressebericht „Urbane Räume - Stadt als fotografische Bühne“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von dreifisch

Bild: ESF+ in Mecklenburg-Vorpommern: Das Ende der SackgasseBild: ESF+ in Mecklenburg-Vorpommern: Das Ende der Sackgasse
ESF+ in Mecklenburg-Vorpommern: Das Ende der Sackgasse
Kapitel 1: Warum der ESF+ für MV mehr ist als nur ein Förderprogramm Wenn man über _Zukunft_ spricht – über _Arbeit_, _Zusammenhalt_, über _Teilhabe_ – dann führt in Europa kaum ein Weg am Europäischen Sozialfonds Plus, kurz ESF+, vorbei. Das klingt erstmal nach _schwerem Brüssel-Beton_, nach _EU-Jargon_, nach _Paragraphenketten_. Aber dahinter steckt etwas _zutiefst Menschliches_: Der Versuch, Menschen zu stärken. Ihnen Türen zu öffnen, wo sie sonst oft nur Mauern sehen. Was der ESF+ wirklich bedeutet Der ESF+ ist seit 2021 das _zentrale …
Bild: Die Influencer-Falle: Kennzeichnungspflichten bei unbezahlter UnterstützungBild: Die Influencer-Falle: Kennzeichnungspflichten bei unbezahlter Unterstützung
Die Influencer-Falle: Kennzeichnungspflichten bei unbezahlter Unterstützung
Zwischen Bühne und Bußgeld: Warum diese Auskopplung jetzt notwendig ist Die Einführung der TTPW-Verordnung (EU) 2024/900 hat nicht nur ein neues Kapitel in der Regulierung politischer Kommunikation aufgeschlagen – _sie hat auch ein altes Missverständnis beerdigt:_ Politische Wirkung geht nicht nur von Parteien, klassischen Medien oder bezahlten Kampagnen aus. Heute ist klar: Auch ein einzelner Post kann Politik machen. Gerade deshalb wurde dieser Text geschrieben – _nicht für Jurist:innen oder Lobbyist:innen,_ sondern für diejenigen, die im…

Das könnte Sie auch interessieren:

Design-Auszeichnung für „Stromlagen – Urbane Flusslandschaften gestalten“
Design-Auszeichnung für „Stromlagen – Urbane Flusslandschaften gestalten“
Das im Rahmen des Projekts "Stadträume am Rhein" veröffentlichte Buch "Stromlagen - Urbane Flusslandschaften gestalten" wurde mit dem diesjährigen red dot award: communication design ausgezeichnet. Der red dot award zählt zu den wichtigsten und größten Designwettbewerben der Welt. Aus knapp 6.000 eingereichten Arbeiten aus 39 Ländern zeichnete die international …
Bild: Umweltpsychologie: Gemeinschaftsgärten dienen der gesellschaftlichen StadtgestaltungBild: Umweltpsychologie: Gemeinschaftsgärten dienen der gesellschaftlichen Stadtgestaltung
Umweltpsychologie: Gemeinschaftsgärten dienen der gesellschaftlichen Stadtgestaltung
… eine Studie über Initiatoren von Gemeinschaftsgärten in Berlin. Dr. Dörte Martens und Dr. Vivian Frick berichten in der Fachzeitschrift "Umweltpsychologie" über die Befunde. "Urbane Gemeinschaftsgärten befinden sich oftmals im öffentlichen oder halböffentlichen Raum und sind daher eine prägnante Art der Stadtgestaltung im Sinne der physischen Gestaltung …
Bild: IM VORÜBERGEHEN - Urbane Räume und MobilitätBild: IM VORÜBERGEHEN - Urbane Räume und Mobilität
IM VORÜBERGEHEN - Urbane Räume und Mobilität
Die beiden jungen Fotografen Gerhard Kurtz und Axel Sündermann dokumentieren in ihren Arbeiten urbane Räume aus ihrem Umfeld. Hier geht es nicht um das Wiedererkennen bestimmter Orte, sondern hier wird Stadt als Begriff gesehen; als austauschbarer Ort! Der gezielte Ausschnitt isoliert die Dinge und enthebt sie dadurch visuell ihrer ursprünglichen Bedeutung. …
Bild: In Echtzeit, immer in Bewegung: das wegweisende Verkehrsschild für die ‚Smart City‘Bild: In Echtzeit, immer in Bewegung: das wegweisende Verkehrsschild für die ‚Smart City‘
In Echtzeit, immer in Bewegung: das wegweisende Verkehrsschild für die ‚Smart City‘
… Metropolenregion Lyon werden 15 vernetzte Verkehrsschilder des Typs iGirouette im ersten Ökoviertel mit WWF-Label in Frankreich installiert iGirouette ist das erste digitale Beschilderungssystem für urbane Räume, das vernetzt ist und Daten in Echtzeit anzeigen kann. In einem Radius von 360° informiert das System die Verkehrsteilnehmer ‚rundum‘ umfassend …
Bild: Eberhards Hotel und Restaurant erhielt offiziell begehrte AuszeichnungBild: Eberhards Hotel und Restaurant erhielt offiziell begehrte Auszeichnung
Eberhards Hotel und Restaurant erhielt offiziell begehrte Auszeichnung
Bietigheim-Bissingen, 28.Januar 2011: Zeitloser Purismus und stilvolles Ambiente: Mit seinem außergewöhnlichen Design und neuen zeitgemäßen Nouvelle Urbane Cusine Konzept überzeugte das Eberhards Hotel und Restaurant die Jury von dem großen Bertelsmann Hotel und Restaurant Guide. Insbesondere ist auch der anspruchvolle und durchaus kritisch-weltgewandte …
Bild: 50 Stadtbauräte und Planungsdezernenten fordern von der Bundespolitik eine Änderung der BaugesetzgebungBild: 50 Stadtbauräte und Planungsdezernenten fordern von der Bundespolitik eine Änderung der Baugesetzgebung
50 Stadtbauräte und Planungsdezernenten fordern von der Bundespolitik eine Änderung der Baugesetzgebung
… Städtebaurecht“ und stellen sie am 14. Mai 2019 bei einem parlamentarischen Frühstück in Berlin vor. Frankfurt am Main, 8. Mai 2019 - Der urbane bezahlbare Wohnungsbau ist die große politische, soziale, städtebauliche und architektonische Herausforderung der nächsten Jahrzehnte in Deutschland. Auf den Düsseldorfer Konferenzen der letzten zehn Jahre …
Bild: thalest group AG: Standard für nachhaltiges, rentables Investment und „Überschwappeffekt“ auf das UmlandBild: thalest group AG: Standard für nachhaltiges, rentables Investment und „Überschwappeffekt“ auf das Umland
thalest group AG: Standard für nachhaltiges, rentables Investment und „Überschwappeffekt“ auf das Umland
… Immobilienwirtschaft, die vor dramatischen Einbrüchen im deutschen Wohnungsbau warnen, bestärken die thalest group AG in ihrer Mission, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig urbane Räume aufzuwerten. Steiner betont: Wir sehen die aktuellen Herausforderungen auf dem deutschen Wohnungsmarkt als Chance, unser Konzept weiter zu optimieren und unsere …
Vortragsabend mit der VHS-Bonn zum Projekt "Stadträume am Rhein"
Vortragsabend mit der VHS-Bonn zum Projekt "Stadträume am Rhein"
Inspierende Flussufer - Europäische Projekte als Ideengeber für Bonn? Der Vortrag knüpft an das Projekt "Stadträume am Rhein" an, das die Montag Stiftung Urbane Räume in Bonn gemeinsam mit der Regionale 2010 gestaltet hat. Am 17. Juni 2008 wurde die Publikation „Stromlagen – Urbane Flusslandschaften gestalten“, das Ergebnis des Projekts präsentiert. …
Bild: SMART CITY EXPO WORLD CONGRESS 2023 UND BEE SMART CITY ERNEUERN KOOPERATIONBild: SMART CITY EXPO WORLD CONGRESS 2023 UND BEE SMART CITY ERNEUERN KOOPERATION
SMART CITY EXPO WORLD CONGRESS 2023 UND BEE SMART CITY ERNEUERN KOOPERATION
… 800 Städten und 140 Ländern wird die kommende Ausgabe die bisher größte sein.Der #SCEWC23 bestätigt seine Rolle als weltweit größtes Schaufenster für innovative urbane Lösungen und Projekte. Im Mittelpunkt stehen dabei Strategien zur Umwandlung der heutigen Metropolen in nachhaltigere, effizientere und lebenswertere Räume.Um dieses Ziel zu erreichen, …
Bild: Dienstleistungen für innovative StadtsystemeBild: Dienstleistungen für innovative Stadtsysteme
Dienstleistungen für innovative Stadtsysteme
… intelligent vernetzte Dienstleistungen helfen, Stadtsysteme integrativ und zukunftsfähig zu gestalten? Das Projekt »Smart Urban Services: Datenbasierte Dienstleistungsplattform für die urbane Wertschöpfung von morgen« identifiziert Potenzialfelder und entwickelt eine Plattform, um verschiedene Stadt-Subsysteme gewinnbringend zu vernetzen. Die Biomüllanlage in …
Sie lesen gerade: Urbane Räume - Stadt als fotografische Bühne