(openPR) »Miteinander gegen ein Gegeneinander«
1. Mai im Problembezirk Grunewald
Am 1. Mai 2018 informierten Tausende autonome Streetworker:innen mit einem Hausbesuch die Grunewalder
Nachbarschaft über gesellschaftliche Verantwortung. Zahlreiche Klingelstreiche und Konfettiwürfe stürzten den
Problemkiez in Chaos und Irritation. Um erneute Tumulte zu vermeiden, befriedet das Quartiersmanagement
Grunewald in diesem Jahr das Gefahrengebiet und lädt ein zum Stadtteilfest »myGruni!«
Dieser Kiez hat großes Potential
Unter dem Motto "Wo eine Villa ist ist auch ein Weg" lud das Quartiersmanagement Grunewald im Vorjahr ca. 5000 engagierte
Streetworker:innen in das Villenviertel. Am Tag der sozialen Arbeit sollten die Anwohner:innen des gesellschaftlich isolierten
Problembezirks kulturell und politisch beraten werden.
Das interkiezionale Personal war begeistert von der Großzügigkeit der Quartiersgestaltung und dem Erholungswert des
Kiezspaziergangs. Mit dem aufsuchenden Hilfsangebot konnten bereits Berührungsängste abgebaut werden und der ein oder andere
Grunewalder lud die Sozialarbeiter:innen zum Wein ein.
Und auch wenn Strukturen im Kiez noch ausbaufähig und kulturelle Angebote wie Spätis und günstige Eckkneipen nicht vorhanden sind, hatten einige Sozialarbeiter:innen Interesse, mit einem Umzug in den Grunewald für soziale Durchmischung zu sorgen. Wäre nicht der hohe Anteil an hochpreisigem Eigentum und die durchschnittlichen 12 Euro Miete pro Quadratmeter, könnte sich der Grunewald durchaus zum attraktiven Szene-Kiez entwickeln. Der 1.Mai 2018 sollte Anstoß dieser Entwicklung sein.
Doch wieder einmal prägten gewalttätige Ausschreitungen das mediale Bild: Sticker an Klingelschildern, Klingelstreiche und Konfetti in Vorgärten! Die Polizei war darüber so schockiert, dass sie aus den zunächst festgestellten 82 Sachbeschädigungen im Nachhinein 72 Landfriedensbrüche machte – mehr als bei der revolutionären 1. Mai-Demo in Kreuzberg! (Siehe PM des QMs vom 11.07.2018).
Und auch der Grunewalder Luxus-Kiez zeigt seine gewalttätigen Seiten: Immobilien-Banden führen von dort aus mit harten Bandagen Mieten- und Verdrängungskrieg, z.B. gegen den Späti Ora35 in Kreuzberg, der seit Jahren akut von Räumung bedroht ist. Wie hoch die strukturelle Gewalt ist, die von diesem Kiez und anderen Speckgürteln der Welt ausgeht, lässt sich indes nur erahnen, die Dunkelziff er scheint jedoch sehr hoch zu liegen.
Von Kreuzberg lernen
Angesichts der vielen Gewalt muss der monokulturelle Grunewald befriedet werden. Aus Kreuzberg lernen wir: das einzig wirksame
stadtpolitische Mittel um solchen Krawallen zu begegnen ist ein Stadtteilfest. Das QM Grunewald lädt daher ein zu: »myGruni«.
Autonome Streetworker:innen und Partytourist:innen, Integrationswillige und Beratungsresistente aus dem Grunewald begegnen
sich beim Dialog am Gartenzaun: »Miteinander gegen ein Gegeneinander«
Die Strategie der sozialen Intervention zeigt bereits erste Erfolge: Der FDP-Abgeordnete Marcel Luthe meldete eigenständig eine
Demonstration unter dem Motto "Nie wieder Sozialismus" an – ein löblicher erster Schritt im sonst politisch so abgehängten Bezirk.
Inhaltlich aber bedenklich: der Aufruf stammt von einer marktradikalen Gruppierung, die sich von struktureller Gewalt nicht distanzieren will. Dass diese Demonstration nun kurzfristig abgesagt wurde, legt nahe, dass es sich dabei um eine alberne Satire-Aktion handelte. Dennoch begrüßt das Quartiersmanagement das politische Engagement und lädt auch die FDP ein, sich unseren
Forderungen zu einer gerechteren Verteilung von Vermögen anzuschließen.
Whose Gruni? Our Gruni!
»Wir haben für dieses Jahr ein Motto gewählt, das zum Nachdenken anregt: Mein Gruni oder Dein Gruni? Wem gehört die Stadt und
warum? Soll eine Gesellschaft Eigenbedarf anmelden?«, fragt Kain Maschmeyer vom QM Grunewald. Um darauf Antworten zu finden,
ruft das QM daher zur aktiven Teilnahme auf:
Liebe Anwohner:innen, stellen Sie Bierbänke auf, öffnen Sie die Gartentore, nehmen Sie die Politik der ausgestreckten Hand an.
Liebe Streetworker:innen, suchen Sie das Gespräch und helfen Sie aktiv dabei, verstaubte Hämmer und Sicheln in den Doppelgaragen zu finden.
1. Mai ab 13:00 | S-Bhf Grunewald | Welcome to Heaven!













