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Mehr Klarheit zu erblichen Ursachen der Nahrungsmittelallergie im Kindesalter

24.10.201710:00 UhrWissenschaft, Forschung, Bildung

(openPR) Welche Rolle spielen Gene für Allergien gegen Ei, Milch und Nüsse? Eine Studie in „Nature Communications“ unter Federführung des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) und der Charité, Berlin, hat fünf Genorte gefunden, die auf die Bedeutung der Haut- und Schleimhautbarriere und des Immunsystems bei der Entstehung von Nahrungsmittel-allergien hinweisen.



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Etwa fünf bis acht Prozent aller Kinder leiden an Nahrungsmittelallergien. Sie treten zumeist in den ersten Lebensjahren auf und machen sich durch juckende Hauttausschläge und Gesichtsschwellungen kurz nach der Nahrungsaufnahme bemerkbar. Nahrungsmittel-allergien können aber auch schwere allergische Reaktionen mit Atemnot, Erbrechen oder Durchfall verursachen: Sie sind die häufigste Ursache von Anaphylaxien im Kindesalter. Es handelt sich dabei um die schwerste Form einer allergischen Sofortreaktion, die tödlich verlaufen kann.

In Deutschland sind Hühnerei, Kuhmilch und Erdnuss die häufigsten Auslöser von Nahrungsmittelallergien bei Kindern. Im Gegensatz zu Allergien gegen Kuhmilch und Hühnerei, die oft innerhalb weniger Jahre wieder verschwinden, bleibt die Erdnußallergie meistens bestehen. Für Betroffene bedeutet das, dass sie ein Leben lang eine strenge Diät einhalten und Notfallmedikamente bei sich tragen müssen.

Die Ursachen von Nahrungsmittelallergien sind komplex und beruhen auf einem Zusammenspiel von Erbgut und Umwelt. „Aufgrund von Zwillingsstudien vermuten wir, dass das Risiko einer Nahrungsmittelallergie zu etwa 80 Prozent von erblichen Faktoren bestimmt wird. Aber bislang ist noch wenig über die genetischen Risikofaktoren bekannt“, sagt Prof. Young-Ae Lee, Wissenschaftlerin am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin und Leiterin der Hochschulambulanz für Pädiatrische Allergologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Weltweit größte Studie zu genetischen Ursachen von Nahrungsmittelallergien

In einer genomweiten Assoziationsstudie hat ihr Team rund 1.500 Kinder mit Nahrungsmittelallergien aus Deutschland und den USA untersucht. Dabei haben die Wissenschaftler mehr als fünf Millionen erbliche Varianten, sogenannte SNPs, bei jedem Studienteilnehmer untersucht und ihre Häufigkeit mit der in Kontrollpersonen verglichen. An der Studie in „Nature Communications“ waren Wissenschaftler aus Berlin, Frankfurt, Greifswald, Hannover, Wangen und Chicago beteiligt. Sie zeichnet sich nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch die gesicherte Krankheitsdiagnose aus.

Im Gegensatz zu anderen Studien wurde die Diagnose der Nahrungsmittelallergie durch einen Provokationstest bestätigt. Dabei handelt es sich um ein aufwändiges Verfahren, bei dem der Patient in einer Klinik in Notfallbereitschaft das verdächtige Nahrungsmittel in kleinen Mengen zu sich nimmt, um zu überprüfen, ober er allergisch reagiert. „Aus der Praxis wissen wir, dass bis zu 80 Prozent der vermuteten Nahrungsmittelallergien keine sind. Oft handelt es sich um Unverträglichkeiten und keine Allergien“, sagt Prof. Lee.

In dieser Studie wurden insgesamt fünf Genorte für Nahrungsmittelallergien gefunden. Vier von ihnen zeigen eine starke Übereinstimmung mit bekannten Genorten für Neurodermitis und Asthma, aber auch mit anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen, wie Morbus Crohn, Schuppenflechte sowie mit Autoimmunerkrankungen.

Neuer Genort ist bei allen Nahrungsmittelallergien im Kindesalter aktiv

Als spezifischer Genort für Nahrungsmittelallergien identifizierte das Team um Lee das SERPINB-Gencluster auf Chromosom 18. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von zehn Vertretern der „Serinproteasehemmer“. Die Gene dieser Gruppe werden vor allem in der Haut sowie in der Schleimhaut der Speiseröhre exprimiert. Die Wissenschaftler vermuten daher, dass sie dort für die Intaktheit der epithelialen Barrierefunktion von Bedeutung sind. Ein weiterer wichtiger Befund der Studie ist, dass vier von fünf identifizierten Genorten mit allen Nahrungsmittelallergien assoziiert sind. Lediglich der für die Erdnussallergie spezifische HLA-Genort scheint hier eine Ausnahme zu bilden.

Die Studie ist eine Ausgangsbasis für die Entwicklung besserer diagnostischer Tests für Nahrungsmittelallergien und für die weitere Erforschung ihrer ursächlichen Mechanismen und möglicher Therapien. Eltern sollten auf die unbegründete Vermeidung von Nahrungsmitteln verzichten und sich beim Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie an einen Spezialisten wenden.

Literatur

Ingo Marenholz et al. (2017): "Genome-wide association study identifies the SERPINB gene cluster as a susceptibility locus for food allergy." Nature Communications 8, doi:10.1038/s41467-017-01220-0 (Open Access)

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde 1992 in Berlin gegründet. Es ist nach dem deutsch-amerikanischen Physiker Max Delbrück benannt, dem 1969 der Nobelpreis für Physiologie und Medizin verliehen wurde. Aufgabe des MDC ist die Erforschung molekularer Mechanismen, um die Ursachen von Krankheiten zu verstehen und sie besser zu diagnostizieren, verhüten und wirksam bekämpfen zu können. Dabei kooperiert das MDC mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH) sowie mit nationalen Partnern, z.B. dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DHZK), und zahlreichen internationalen Forschungseinrichtungen. Am MDC arbeiten mehr als 1.600 Beschäftigte und Gäste aus nahezu 60 Ländern; davon sind fast 1.300 in der Wissenschaft tätig. Es wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.  www.mdc-berlin.de

Weitere Informationen:
- https://www.mdc-berlin.de/1151486/ Website der AG "Molekulare Genetik allergischer Erkrankungen"
- https://www.mdc-berlin.de/allergologie/ Website der Hochschulambulanz für Pädriatrische Allergologie und Neurodermitis
- https://www.nature.com/articles/s41467-017-01220-0 Volltext der Publikation bei Nature Communications

Quelle: idw

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