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Wernigeröder Weltgeschichte: Heimatforscher beleuchtet jüdische Schicksale

01.02.201610:20 UhrWissenschaft, Forschung, Bildung
Bild: Wernigeröder Weltgeschichte: Heimatforscher beleuchtet jüdische Schicksale
Zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger lauschten den Ausführungen von Peter Lehmann.
Zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger lauschten den Ausführungen von Peter Lehmann.

(openPR) Knapp 250 Interessierte besuchten die Januar-Vorlesung der GenerationenHochschule auf dem Wernigeröder Campus. Unter dem Titel „Deutsch. Jude. Christ.“ sprach der engagierte Heimatforscher und Theologe Peter Lehmann über „Geschichte und Geschichten“ von Wernigeröder Mitbürgern. Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann begrüßte den Referenten bereits zum zweiten Mal im AudiMax und betonte: „Peter Lehmann hat für seine Vorlesung über Oberst Gustav Petri – den ‚Retter von Wernigerode‘ – schon einmal eine vielschichtige Biografie hervorragend recherchiert; auch jetzt beleuchtet er dramatische Lebenswege und zeigt, dass Weltgeschichte, Vertreibung und Verfolgung, überall passiert – und die Opfer des Rassismus auch hier im Harz Gesichter und Namen haben“.



Peter Lehmann hielt für jeden Besucher eines seiner kürzlich erschienen Faltblätter bereit. Damit begibt er sich auf die Spuren jüdischen Lebens in Wernigerode und zeigt den Gedenkweg zu den 22 hiesigen Stolpersteinen auf, welche die letzten frei gewählten Wohnorte von Opfern des Nationalsozialismus markieren. Gleichzeitig werden die bewegenden Geschichten von sieben Familien illustriert.

Der ehemalige Provinzialpfarrer begann seinen Vortrag mit einer historischen Einordnung und betrachtete den „Handel und Wandel von Juden in Wernigerode seit dem Mittelalter“. Manch Bekanntes erschien in neuem Gewand: „In der Joddenstrate, der heutigen Unterengengasse, fand einst ein Großteil des hiesigen jüdischen Lebens statt“, erklärte der Experte. Dieses sei jedoch überschaubar gewesen: Gottesdienste gab es nicht, die dafür notwendigen zehn Männer kamen nicht zusammen. 1592 wurden die Juden aus der Grafschaft vertrieben; bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts waren ihnen Aufenthalt, Wohnrecht und Betätigung untersagt. Nach der bürgerlichen Gleichstellung im Deutschen Kaiserreich siedelten sich nur wenige jüdische Familien in Wernigerode an. 1874 gab es lediglich fünf – sie machten 17 Personen von 7.000 Einwohnern aus. Zehn Jahre später waren es neun Familien, zumeist besuchten sie die Synagogengemeinde Derenburg.

Peter Lehmann beeindruckte mit fundiertem Wissen und stetigen Verweisen zum Weltgeschehen. Er beleuchtete die Abstammungstheorie der Nationalsozialisten, die Nürnberger Rassengesetze, die Pogromnacht und den Weg zur Shoa. Dabei stellte er klar: „Viele der Verfolgten wurden erst durch den Nationalsozialismus wieder zu Juden gemacht, sie lebten hier vorher völlig assimiliert, hatten zum Teil sogar ihren Glauben abgelegt“, so der Mitbegründer des Bürger-Bündnisses Wernigerode für Weltoffenheit und Demokratie.

Als Lehmann Lebenswege und Schicksale verlas, Schwarz-Weiß-Porträts auf der Leinwand erschienen, war es still im vollen AudiMax. Er stellte Familien aus Handel und Wirtschaft vor, darunter die Reichenbachs. Im heutigen ELKA-Kaufhaus führten sie ein Bekleidungsgeschäft. Lediglich Sohn Werner entkam Zwangsarbeit und Vernichtungslagern. Er starb 1992 in Brasilien ohne Wernigerode je wieder gesehen zu haben. Oder das glamouröse Ehepaar Russo. Im Treppenhaus ihrer Villa - heute eine musische Begegnungsstätte - erinnert eine Gedenktafel an die Opernsängerin und den Käsefabrikanten, die beide in Konzentrationslagern umkamen. Auch Familien aus Bildung, Kirche und Gesellschaft wurden porträtiert. Darunter Dr. Paul Regensburger. Der angesehene Lehrer wurde 1933 vor den Augen seiner Schüler von der Gestapo verhaftet. Von Verhören und Schikane gezeichnet, starb er 1942. Auch die Geschichte des evangelischen Pfarrers Bruno Benfey ließ die Zuhörer berührt zurück: Trotz Amtsenthebung und Internierung im KZ Buchenwald predigte er Zeit seines Lebens Frieden und Versöhnung.

„Nicht sechs Millionen Juden wurden ermordet. Ein Jude wurde ermordet und das ist sechs Millionen Mal geschehen“. Dieses Zitat von Abel Herzberg ist auf Lehmanns Faltblatt zu lesen. Was das bedeutet, wurde in Peter Lehmanns Vorlesung für jeden deutlich. Der Referent reagierte auch auf Kritik an dem bundesweiten Stolperstein-Projekt und entließ sein Publikum mit den Worten: „Niemand tritt die Namen derer, an die erinnert wird. Wir stolpern mit dem Herzen und den Gedanken, nicht mit den Füßen.“

Der nächste Vortrag der GenerationenHochschule findet am Dienstag, dem 16. Februar 2016, von 17 bis 19 Uhr, im AudiMax („Papierfabrik“, Haus 9) auf dem Wernigeröder Campus statt. Dr. Rolf Bielau, Experte für Pflanzenzucht, spricht über das Thema „Agrarwissenschaftler und Pflanzenzüchter in Quedlinburg vom 19. Jahrhundert bis heute“. Die Teilnahme an der GenerationenHochschule ist kostenfrei. Die Anmeldung erfolgt unter www.generationenhochschule.de.

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