(openPR) Das Institut für Demoskopie Allensbach untersuchte im Auftrag der zebra I group Werte und Lebenssituation der Bundesbürger Ost im Vergleich zu ihren Nachbarn im Westen
Dresden So stark wie nie zuvor identifizieren sich die Ostdeutschen mit der Bundesrepublik. Gleichzeitig sind sie stolz auf ihre Herkunft. Nur mit Europa fremdeln viele noch. Das sind zentrale Ergebnisse einer Sonderauswertung der aktuellen Studie „Wertewandel Ost“, die das Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt hat. Im Auftrag von zebra l consult, der Strategie-Beratungsgesellschaft der zebra I group, befragten die Meinungsforscher rund 1.500 Ostdeutsche ab 16 Jahren sowie rund 1.100 Westdeutsche zu ihren Einstellungen, Lebenssituationen und Zukunftserwartungen.
Starke Heimatverbundenheit im Osten
Demnach sind 59 Prozent der Ostdeutschen sehr stolz oder ziemlich stolz auf ihre Herkunft. Sie fühlen sich ihrem Bundesland sehr verbunden (61 Prozent), vor allem aber ihrer Region (71 Prozent). Im Westen liegt der Wert bei 47 (Bundesland) bzw. 61 Prozent (Region). Dabei fällt auf: Die Einwohner von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen fühlen sich besonders eng mit ihrem Bundesland verbunden. Brandenburger und Sachsen-Anhalter dagegen identifizieren sich weit weniger stark mit dem eigenen Bundesland als der Durchschnitt. Die jüngere Generation verbindet mit ihrer Region weitaus weniger ostdeutsches Identitätsgefühl als die über 60-Jährigen. „Eine Typologisierung nach Ost und West ist nicht identifikationsstiftend, sondern vielmehr die eigene Region. Wesentliche Herausforderung für die Politik ist es deshalb, strukturschwache Regionen künftig gezielt und individuell zu fördern“, folgert Ralf Sippel, Geschäftsführer der Strategieberatung zebra I consult, die für das Studiendesign verantwortlich zeichnet.
Insgesamt assoziieren 85 Prozent der ostdeutschen Bevölkerung die neuen Bundesländer mit dem Begriff Heimat. Dieser definiert sich dabei im Wesentlichen über vertraute Menschen (84 Prozent), Erinnerungen (76 Prozent), gewohnte Landschaften (74 Prozent), regionale Küche (57 Prozent) sowie bestimmte Bauwerke und Baustile (43 Prozent). Für zwei Drittel der Befragten zählt dazu außerdem der Dialekt. Insgesamt definieren Ost und West den Begriff Heimat nahezu identisch.
Jeder zweite Ostdeutsche fühlt sich 25 Jahre nach dem Mauerfall als Deutscher – im Westen sind es 56 Prozent. Nur 28 Prozent der Ostdeutschen sehen sich in erster Linie als Ostdeutsche. Einen deutlichen Unterschied gibt es in Bezug auf das europäische Identitätsempfinden: Während sich 17 Prozent der Westdeutschen heute bereits als Europäer sehen, ordnen sich nur sechs Prozent der Ostdeutschen so ein.
Die weit überwiegende Mehrheit der Ostdeutschen lebt gern im Osten des Landes. Lediglich jeder Vierte hat über einen Umzug nach Westdeutschland nachgedacht. Die Tendenz ist rückläufig. Dennoch ist Vorsicht vor falscher Hoffnung geboten: „Trotz starker Heimatverbundenheit sind 40 Prozent der 16- bis 29-Jährigen empfänglich für Lockrufe aus dem Westen - in der Hoffnung auf bessere berufliche und damit wirtschaftliche Perspektiven. Ohne politische und wirtschaftliche Anstrengungen verlassen die Führungskräfte von morgen den Osten“, betont Sippel.
Historische Bezüge verblassen
Neben dem starken Heimatgefühl verbinden die Ostdeutschen heute mit dem Begriff Ostdeutschland vor allem die ehemalige DDR, den Wegzug junger Menschen sowie die friedliche Revolution und den Aufbau Ost. Das entspricht auch den Assoziationen im Westen. Nur in einem Punkt differenzieren die Ansichten deutlich: Zwei Drittel der Ostdeutschen sprechen von Benachteiligung, im Westen tun dies nur 37 Prozent.
Größere Unterschiede als zwischen Ost und West gibt es hingegen zwischen den einzelnen Generationen: So stellen die Vorwende- und die Wendegeneration im Vergleich deutlich häufiger historische Bezüge her als die Nachwendegeneration. Diese verbindet mit Ostdeutschland heute vielmehr blühende Landschaften (36 Prozent).
Einstellung zu nationalen Symbolen - Freude über die Bundesflagge
Auch die Zustimmung zur Bundesflagge ist in den letzten 25 Jahren gewachsen: 55 Prozent der Ostdeutschen freuen sich heute über Schwarz-Rot-Gold. Der Höchstwert lag 2006 bei 61 Prozent im Osten und 69 Prozent im Westen – während der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. 78 Prozent der Ostdeutschen sagen aber auch: Solidarität und Gemeinschaftssinn waren in der DDR besser. „Nationalstolz und Kollektiverlebnisse stärken das nationale Identitätsempfinden. Dieses stellt die Basis für ein friedliches Miteinander der Kulturen in Deutschland dar und leistet einen wichtigen Beitrag für eine gelebte Willkommenskultur“, so Ralf Sippel.
Sein Fazit: „Ost- und Westdeutsche haben sich in den Identitätsfragen angenähert. Die Ostdeutschen sehen sich klar als Bundesbürger und identifizieren sich mit wichtigen Symbolen ihres Landes. Ostdeutschland bleibt aber nach wie vor ihre emotionale Heimat. Ein ausgeprägtes europäisches Identitätsgefühl gibt es derzeit noch nicht – im Osten weniger als im Westen.“