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Gesundheit und Haft: Suchttherapie in Gefängnissen meist mangelhaft

02.05.201417:44 UhrGesundheit & Medizin
Bild: Gesundheit und Haft: Suchttherapie in Gefängnissen meist mangelhaft
M. Lehmann, M. Behrens, H. Drees (Hrsg.): Gesundheit und Haft
M. Lehmann, M. Behrens, H. Drees (Hrsg.): Gesundheit und Haft

(openPR) Ein großer Teil der Strafgefangenen ist drogenabhängig. Der Anteil an aktuellen/ehemaligen i.v.-Drogenkonsumenten unter den Inhaftierten in Deutschland schwankt zwischen 20 und 30 Prozent. Trotz einer klaren Indikation erhalten jedoch nur die wenigsten Betroffenen eine Drogensubstitution, kritisiert Dr. Karlheinz Keppler, Medizinaldirektor in Vechta (Niedersachsen).

In seinem Beitrag zum neu publizierten Lehrbuch "Gesundheit und Haft" nennt er die Vorteile der Substitutionstherapie für den Kranken:

- Heroinkonsum, intravenöser Konsum, Needle-Sharing gehen zurück
- der Gesundheitszustand bessert sich, das Risikoniveau sinkt
- die Fortsetzung einer Therapie nach Haftentlassung wird wahrscheinlicher
- drogenbezogene Delikte ("Beschaffungskriminalität") werden während und nach der Haft unwahrscheinlicher

Für den Strafvollzug sieht Keppler gleichfalls evidente Vorteile:

- die unruhige, aggressive, u.U. explosive Stimmung, die bei einem totalen Entzug herrscht, lässt sich vermeiden
- der Drogenhandel inclusive seiner riskanten Nebenwirkungen geht zurück
- die Arbeitsfähigkeit und Produktivität gewinnen
- Betroffene werden offener für weiterführende therapeutische Angebote und integrieren sich eher in den Haftalltag.

Dr. Keppler beschreibt eine große Zahl an praktischen Möglichkeiten und Behinderungen für eine erfolgreiche Substitutionstherapie hinter Gittern. Im Vordergrund sieht er allerdings, "dass bei Vollzugsmitarbeitern vielfach eine akzeptierende Grundhaltung gegenüber Drogenkonsumenten als Basis für eine substituierende Haltung fehlt. Eigentlich ist Aufgabe des Strafvollzugs, das Gefängnis als drogenfreien Raum zu gestalten. Getreu dem Motto, ´dass nicht sein kann, was nicht sein darf´, steht der Umgang mit Drogenabhängigen im Vollzug jedoch unter dreierlei Einfluss: Erstens bestehen hohe Erwartungen an die Erfüllung des Resozialisierungsauftrags. Zweitens ist verbreiteter Drogenkonsum in den Gefängnissen Realität. Drittens unterliegen die Handlungsmöglichkeiten der Haftanstalten zum Teil hinderlichen politischen Einflüssen sowie öffentlichem Druck. Nur wenige Anstalten gehen offensiv mit existentem Drogenkonsum und der daraus resultierenden Problematik um..."

>> M. Lehmann, M. Behrens, H. Drees (Hrsg.): Gesundheit und Haft. Handbuch für Justiz, Medizin, Psychologie und Sozialarbeit. Pabst, 2014, 612 Seiten Hardcover, ISBN 978-3-89967-897-0

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