(openPR) Das Bundesministerium für Gesundheit schätzt eine Zahl von 40.000 bis 170.000 Behandlungsfehler jährlich. Allein im Jahr 2012 haben die Medizinischen Dienste der Krankenkassen 12.483 Gutachten verfasst, in 31 Prozent wurden Behandlungsfehler bestätigt. Ein Thema, das Angst macht, und zwar auf beiden Seiten. Zum einen ist da natürlich der Patient, der mit den Folgen einer falschen Behandlung leben muss, zum anderen aber der behandelnde Arzt oder das Pflegepersonal. Menschen, die ebenfalls damit umgehen müssen, dass sich plötzlich etwas verändert hat – sei es das Selbstvertrauen in die eigene Arbeit oder plagende Schuldgefühle. „Wenn man jahrelang in diesem Beruf arbeitet, kommt man da nicht unfallfrei durch“, sagt Prof. Dr. Michael Mohr, Chefarzt für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin am Diako Bremen. Deshalb, so seine Ansicht, gehört das Thema auf die Agenda eines jeden Krankenhauses. Im Rahmen des 24. Symposiums Intensivmedizin + Intensivpflege gibt es nun eine Session unter dem Titel „Das zweite Opfer: Die Last mit der Schuld“. Mit Prof. Mohr diskutieren der Pfarrer und Medizinethiker Dr. theol. Kurt W. Schmidt vom Zentrum Ethik in der Medizin in Frankfurt a.M., Dr. med. Carola Seifart von der Ethikkommission der Universität Marburg und Prof. Dr. med. Hinnerk Wulf, Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Marburg.
„Es gibt Situationen, die sind extrem belastend und da muss es nicht immer um den ganz großen Fehler gehen. Manchmal empfindet eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter es schon als persönliches Versagen, wenn ein Patient aus dem Bett fällt und sich dabei leicht verletzt. Die Belastung nach unvorhergesehenen Ereignissen kann bis zu einer langfristigen Arbeitsunfähigkeit führen“, erläutert Mohr. Aber gerade die Notfall- oder Intensivmediziner müssen sich natürlich immer wieder großen Herausforderungen in extremen Situationen stellen. Situationen, die im Nachhinein verarbeitet werden müssen.
Wichtig erscheinen hier vor allem das Gespräch mit Kollegen und Rückhalt von Vorgesetzten, jenseits möglicher rechtlicher Folgen. Diskussionsteilnehmer Prof. Dr. Wulf: „Es gibt einen Widerspruch zwischen den psychosozialen Bedürfnissen des Betroffenen und den Empfehlungen, die Juristen in dieser Situation geben. Verkürzt gesagt, der Psychologe rät: „Reden ist Gold“, der Jurist empfiehlt aus seiner Rolle heraus eine defensivere Rolle und empfiehlt: „Schweigen ist Gold“.
In der Session nähern sich die Gesprächspartner dem Thema unter verschiedenen Aspekten: „Es geht um die Bedeutung der Emotion Schuld, um die Relevanz der Unterstützung durch Vorgesetzte oder Berufsverbände, um „innere Hürden“ im Umgang mit den eigenen Fehlern.“
Das 24. Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege wendet sich an Mediziner, Pflegepersonal und Verwaltungsmitarbeiter von Kliniken. Von Mittwoch, 19. bis Freitag, 21. Februar werden rund 4.500 Teilnehmer und 181 Aussteller in der Messe Bremen erwartet. Das Symposium ist der größte deutsche verbandsunabhängige Kongress für Intensivmedizin und –pflege und hat mittlerweile sieben thematische Schwerpunkte: Anästhesie, Intensivmedizin, Intensivpflege, Modern Campus, Notfallmedizin, Krankenhaus – Management + Perspektive, das Master Class Symposium. Neu in diesem Jahr: BISS, das Bremer Intensiv-Starter Seminar.
Das BISS-Seminar wendet sich an Neulinge auf der Intensivstation. Ärzte, die das erste Mal auf der Intensivstation arbeiten, haben Gesprächsbedarf und wollen gut gewappnet starten, an sie richtet sich das neue Angebot. Deshalb gibt es von Freitag, 21. bis Sonnabend, 22. Februar noch einmal einen Überblick über das ganze Spektrum an möglicherweise auftauchenden Fragen: Seien es juristische Grundlagen, Beatmungsverfahren, Diagnostik und Therapie von Herz-Kreislauf-Notfällen und vieles mehr.
Das Symposium entsteht in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Verein zur Förderung der klinisch angewendeten Forschung in der Intensivmedizin (WIVIM e.V.), der HCCM Consulting GmbH und der Messe Bremen. Das Symposium wird mit 18 Fortbildungspunkten auf das Fortbildungszertifikat angerechnet. Auch die Registrierung beruflich Pflegender GmbH zertifiziert den Kongress. Das aktuelle Programm und vieles mehr gibt es im Internet unter www.intensivmed.de .