(openPR) Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat seine Eckpunkte zu einer umfassenden Reform des EEG vorgelegt. Mit deutlichen Einschnitten bei der Förderung erneuerbarer Energien soll der Anstieg der Strompreise gebremst werden. In den betroffenen Segmenten der Erneuerbaren-Branche stoßen die Pläne des Ministers auf Ablehnung und Widerstand. Gabriels Vorschläge gefährdeten die Erreichung der Klimaschutzziele, heißt es beim Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE).
Gar um ihre Existenzgrundlage fürchten die Unternehmen der Bioenergiebranche. „Schon was sich im Koalitionsvertrag abzeichnete, war für die Biogasbranche schwer zu verkraften. Dieser Vorschlag zeigt uns aber, dass anscheinend ein ganzer Wirtschaftszweig mit deutschlandweit 40.000 Arbeitsplätzen abgewickelt werden soll“, sagte der Präsident des Fachverbands Biogas, Horst Seide. Lob kommt indes von den Energieverbänden BDEW und bne. Auch EU-Energiekommissar Günther Oettinger erklärte auf der gestrigen Handelsblatt-Tagung „Energiewirtschaft 2014“, dass er Gabriels Pläne „uneingeschränkt“ unterstütze. Sie seien „wichtig und richtig“.
Die Pläne des neuen „Superministers“ Sigmar Gabriel haben auch die redaktionellen Arbeiten an der Ausgabe 4/2014 von EUWID Neue Energien nachhaltig beeinflusst. Ergebnis ist ein Titelbericht mit der ausführlichen Darstellung der Eckpunkte und ein Sonderthemenbereich, der die Reaktionen aus Politik sowie Energie- und Erneuerbarenbranche ebenso abbildet wie die Gegenvorschläge der Grünen zur Ausgestaltung eines novellierten EEG. EUWID Neue Energien 4/2014 ist am 22. Januar erschienen und umfasst insgesamt 70 Nachrichten und Analysen zur Energiewende auf 32 Seiten. Eine Kurzcharakteristik finden Sie nachstehend (zur kompakten Übersicht gelangen Sie hier: http://www.euwid-energie.de/printausgabe/aktuelle-ausgabe.html):
ÜBERGREIFENDE THEMEN
Überschattet von der raumgreifenden Diskussion über die EEG-Eckpunkte sind verschiedene Analysen zum aktuellen Status der erneuerbaren Energien veröffentlicht worden. Die vorläufigen Berechnungen des BDEW zur Stromproduktion aus erneuerbaren Energien im Jahr 2013 zeigen, dass die Erneuerbaren in Relation zur gesamten Stromerzeugung in Deutschland erneut an Gewicht gewonnen haben. Mit 23,4 Prozent Anteil ist der Anstieg gegenüber dem Vorjahr (22,8 Prozent) aber nur bescheiden ausgefallen.
Gesunken sind im vergangenen Jahr die weltweiten Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Wie Bloomberg New Energy Finance errechnete, wurden im vergangenen Jahr 254 Mrd. US-Dollar in regenerative Energien investiert. 2012 hatte der korrigierte Wert noch bei 286,2 Mrd. Dollar und im Jahr 2011 bei 317,9 Mrd. Dollar gelegen. Wie die Analysen der Marktforscher zeigen, lässt sich der Rückgang des Investitionsvolumens aber nur zum Teil auf einen Rückgang der Nachfrage nach erneuerbaren Energielösungen zurückführen. In den Zahlen spiegelt sich auch der massive Rückgang der Preise gerade im Solarbereich wider. Damit sinken die Umsätze auch, wenn die Zahl der physischen Projekte unverändert groß oder sogar ansteigend ist.
Der Branchendienst EUWID Neue Energien bietet auch in der aktuellen Ausgabe 4/2014 ein breites Informationsangebot, das von umfassender Bedeutung für die Energiebranche und das EE-Segment ist. Zur Sprache kommen dabei unter anderem die Brüsseler Pläne zum Ausbau der Erneuerbaren, der Energiewende-Index DEX, die Sparzwänge bei RWE Innogy und die Kabinettgestaltung in Hessen mit Blick auf die Energiewende. Aktuelle Strom-, Heizöl- und Rohstoffpreise ergänzen das Themenfeld ebenso wie das Geschäftsklima in der Erneuerbaren-Branche und die Entwicklung des Renixx World.
BIOENERGIE
Noch vor dem „Eckpunkte-Schock“ hat in der vergangenen Woche die Jahrestagung des Fachverbands Biogas in Nürnberg stattgefunden. Schon dort stellte sich der junge Wirtschaftszweig auf harte Zeiten ein: „Die einfachen Zeiten für die Biogasbranche sind vorbei“, erklärte Fachverbands-Präsident Horst Seide. Der Energiewandel führe weg von Verbrennungssystemen hin zu brennstoffunabhängigen Erzeugungsformen. Gleichzeitig gab man sich kämpferisch. Es komme „nicht darauf an, woher der Wind weht, sondern wie man das Segel setzt“. Die Biogasbranche müsse sich darauf konzentrieren, was andere nicht können. „Wir können mit Biogasanlagen, die durch Gasspeicher und zusätzliche Motorkapazität flexibilisiert sind, Systemdienstleistungen für das Stromnetz erbringen und wollen das auch“, führte Seide aus.
Erkannt haben das auch einige Politiker. So will sich Rheinland-Pfalz dafür einsetzen, dass Energie aus Biomasse auch künftig gefördert wird. Allein die Fähigkeit der Bioenergie, rund um die Uhr zu liefern, mache eine entsprechende Weichenstellung „zwingend erforderlich“, erklärte der rheinlandpfälzische Landwirtschaftsstaatssekretär Thomas Griese. Gleichzeitig räumte er ein, dass es in den vergangenen Jahren zu „Fehlentwicklungen“ gekommen sei, die zu „ökologischen, ökonomischen und sozialen Spannungen“ geführt hätten. Deshalb sollten künftig nur noch solche Biogasanlagen gefördert werden, die mittlerweile erkennbar gewordene negative Auswirkungen vermieden.
Weitere Bioenergieberichte befassen sich mit dem Biogas-Ausbau in Europa, den Chancen der Direktvermarktung von Bioenergie und dem Widerstand gegen die Pläne des Finanzministeriums zur Besteuerung von Biogaswärme. Bedenken des DBFZ zur Treibhausgasbilanzierung von Biokrafstoffen und eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, die der Bioenergie auch künftig eine bemerkenswert große Rolle im Kampf gegen den Klimawandel beimisst, gehören zu den weiteren Themen der Ausgabe. Die Markt- und Preisberichterstattung beinhaltet die Ergebnisse der jüngsten EUWID-Marktbefragung im Pelletbereich, aktuelle Biodieselnotierungen, Analysen des Netzwerks Carmen zur Preisentwicklung der Bioenergien im vergangenen Jahr und die aktuellen Großhandelsnotierungen für Getreide und Ölsaaten.
SOLARENERGIE
Die Krise bei den Solarzulieferern ist nach wie vor nicht überstanden. Nach Angaben des VDMA konnte die Umsatzentwicklung der Hersteller von Komponenten, Maschinen und Anlagen für die Photovoltaik in Deutschland auch im dritten Quartal 2013 keine Wachstumsimpulse verzeichnen. Der seit Mitte des Jahres 2011 anhaltende Abschwung der PV-Zuliefererbranche habe sich damit fortgesetzt, meldet der VDMA-Bereich Photovoltaik-Produktionsmittel.
Die Investitionszurückhaltung der Wafer-, Zell- und Modulhersteller sei im Wesentlichen auf Überkapazitäten, harten Kosten- und Preisdruck sowie auf die zahlreichen Handelskonflikte der Solarindustrie und den damit verbundenen Unsicherheiten zurück zu führen. Momentan registriere die Branche allerdings eine „schlagartige Belebung“ des Kundeninteresses an Produktionslösungen für Hocheffizienzzellen und -module. Auch das Interesse an Automatisierungslösungen, optischer Inspektion und Standardtechnologien ziehe merklich an. „Bis sich die positiven Entwicklungen in Auftragseingänge und Umsätze ummünzen lassen, bedarf es allerdings noch ein wenig Geduld“, sagte Peter Fath, Geschäftsführer der RCT Solutions GmbH und Vorsitzender des Vorstands von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel.
Weitere Berichte zur Nutzung der Solarenergie widmen sich dem Trend zur Direktbelieferung mit Solarstrom, der zunehmenden Bedeutung der PV in der Schweiz und den Perspektiven der Solarthermie in der Nahrungsmittelbranche. Unternehmensmeldungen zeichnen aktuelle Entwicklungen bei CEE, Masdar, Bosch, Solarworld und Meyer Burger nach.
WINDENERGIE
Die bayerische SPD will das Ausbremsen der Energiewende im Freistaat per Volksbefragung verhindern. Das kündigte Fraktionschef Markus Rinderspacher zum Auftakt der Winterklausur der Landtags-SPD im Kloster Irsee in der vergangenen Woche an. Die Energiewende werde von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) durch strengere Auflagen beim Windkraft-Ausbau gestoppt, und zwar gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung, kritisierte er. „Die Menschen wollen die Fortsetzung der Energiewende und nicht den abrupten Stopp.“
Bereits in der Plenarsitzung am 28. Januar will die SPD nun einen Gesetzentwurf zu Volksbefragungen in den Landtag einbringen - und ist optimistisch, dass dieser mit CSU-Zustimmung bereits in diesem Jahr umgesetzt wird: Seehofer selbst hatte in seiner ersten großen Regierungserklärung angekündigt, landesweite Volksbefragungen einführen zu wollen. Nun sollten die Menschen in Bayern als erstes über die Energiewende abstimmen dürfen, sagte Rinderspacher.
Auch außerhalb von Bayern ist die Windenergie ein Thema, etwa in Spanien, wo im vergangenen Jahr mehr Strom aus Windenergie als aus irgendeiner anderen Energiequelle erzeugt wurde. Die Unternehmensberichterstattung befasst sich in EUWID Neue Energien mit den jüngsten Entwicklungen bei Windreich, Energiekontor, Nordex, Statoil, Siemens und E.ON.











