(openPR) Übergewichtige und adipöse Patienten mit Sepsis haben in der Intensivmedizin wesentlich bessere Überlebenschancen als schlanke. Möglicherweise ist auch hier die Entzündungsantwort, gemessen am IL-6 Plasma-Spiegel, abgeschwächt ausgeprägt, berichtet die aktuelle Fachzeitschrift Intensiv- und Notbehandlung in ihrem Jahres-Rückblick 2013. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Karl Werdan (Halle) stellt die interessantesten internationalen Studienergebnisse ihres gesamten Fachgebietes aus 2013 knapp und präzis zusammen.
Das Obesity-Paradox wurde in einer Critical-Care-Studie wiederum bestätigt: "Die Sepsis-Patienten der Adipositas-Gruppe hatten die niedrigste Letalität, gefolgt von den übergewichtigten Patienten. Verglichen mit der Referenzgruppe litten die übergewichtigen und adipösen Patienten seltener an Infektionen der Lunge (Adipositas: 35%, Übergewicht: 45%, Normalgewicht: 50%) oder Pilzinfektionen (Adipositas: 8,2%, Übergewicht: 11%, Normalgewicht: 15,6%)
Proportional zum Körpergewicht erhielten die übergewichtigen und adipösen Patienten weniger Flüssigkeit innerhalb der ersten vier Behandlungsstunden und weniger Noradrenalin am ersten Behandlungstag. Auch konnten bei den übergewichtigen und adipösen Patienten niedrigere initiale Plasmakonzentrationen an IL-6 nachgewiesen werden."
Zusätzlich referieren die Autoren in Intensiv- und Notfallbehandlung eine weitere Studie zum Thema - basierend auf einer retrospektiven Datenbank von fast 2900 Patienten mit septischem Schock: Hier litten die adipösen Patienten häufiger an Weichteil- und Hautinfektionen und seltener an Pneumonien mit grampositiven Erregern. Auch "der Zusammenhang einer geringeren Menge an substituierter Flüssigkeit proportional zum Körpergewicht bei Übergewichtigen und Adipösen konnte im Vergleich zu den Unter- oder Normalgewichtigen nachgewiesen werden."
In dieser Studie ergaben sich wiederum "Hinweise auf das Vorliegen eines ´Obesity-Paradox´ mit geringerer Sterblichkeit bei Übergewicht und Adipositas. Jedoch sind möglicherweise Unterschiede in der Behandlung für diesen Unterschied verantwortlich..."
>> J. Schröder, S. Nuding, S. Dietz, S. Gielen, K. Werdan, U. Müller-Werdan: Update: Das Intensiv- und Notfallmedizin-Jahr im Rückblick. In: Intensiv- und Notbehandlung 4-2013. www.dustri.de