(openPR) Wieder mehr Überschuldete – Brandenburg rutscht im Bundesländer-Ranking auf Platz sechs ab
Berlin, 21. November 2012 - Die Zahl der als überschuldet geltenden Branden-burger über 18 Jahre ist binnen Jahresfrist gestiegen. Betrug die Schuldnerquote in Brandenburg im Vorjahr noch 9,36 Prozent, sind in diesem Jahr 9,77 Prozent der erwachsenen Brandenburger als überschuldet zu bezeichnen (Stichtag: 1 Oktober 2012). Nach dem Creditreform SchuldnerAtlas 2012, dessen Ergebnisse jetzt auch für das Land Brandenburg vorliegen, sind 211.159 Erwachsene überschuldet und können ihren Zahlungsverpflichtungen auf absehbare Zeit nicht mehr nachkommen. Im Vergleich zum Vorjahr, als es noch 203.887 waren, hat die Zahl der überschuldeten Personen in Brandenburg somit um rund 7.000 zugenommen (plus 3,6 Prozent).
Zum Vergleich: Im Bundesgebiet wurde eine Schuldnerquote von 9,65 Prozent ge-messen (Vorjahr: 9,38 Prozent). Damit sind rund 6,6 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet. Im Vergleich zu 2011 hat sich die Anzahl der Schuldner um rund 190.000 Personen erhöht (+ 3,0 Prozent). Im Vergleich unter den Bundesländern hat sich Brandenburg um einen Platz auf Rang sechs verschlechtert und liegt damit hinter den Ländern Bayern (6,98 Prozent), Baden-Württemberg (7,66 Prozent), Sachsen (8,72 Prozent), Thüringen (8,78 Prozent) und Hessen (9,69 Prozent).
Ein Grund für den derzeitigen Anstieg der Schuldnerzahlen ist in einer deutlichen Zu-nahme der Konsumbereitschaft und Konsumverschuldung zu finden. Das deutsche Konsumklima und die Anschaffungsneigung liegen seit Monaten stabil auf hohem Niveau. Angesichts der als unsicher wahrgenommenen wirtschaftlichen Rahmenbe-dingungen und der Angst vor einer schleichenden Geldentwertung wandeln viele Verbraucher ihre vorhandenen Geldwerte in werthaltige Anschaffungen um, anstatt sie bei der Bank anzulegen. Viele Verbraucher haben die in Deutschland relativ posi-tiven ökonomischen Rahmenbedingungen genutzt, um vorhandene Konsum- und Anschaffungswünsche zu realisieren oder sie holen (entgangenen) Konsum nach.
Der Creditreform SchuldnerAtlas zeigt, wie sich die Überschuldung privater Verbrau-cher innerhalb Deutschlands kleinräumig verteilt. Überschuldung liegt vor, wenn ein Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit nicht begleichen kann und ihm weder Vermögen noch andere Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Oder kurz: Die zu leistenden monatlichen Gesamtausgaben über-steigen die Einnahmen.
Potsdam-Mittelmark weiter einsame Spitze, Ostprignitz-Ruppin mit stärkstem Anstieg der Schuldnerquote
Trotz des kollektiven Anstiegs der Schuldnerquoten zeigt die Analyse der Überschul-dungssituation in Brandenburg ein sehr uneinheitliches Bild. Unter den Landkreisen Brandenburgs erreicht wie in den Vorjahren Potsdam-Mittelmark die niedrigste Schuldnerquote. 7,83 Prozent (2011: 7,51 Prozent) der Einwohner sind als über-schuldet anzusehen – gegenüber 2011 ein Anstieg um 0,32 Prozentpunkte. Mit einem gewissen Abstand rangieren Elbe-Elster (8,53 Prozent; 2011: 8,11 Prozent; + 0,42 Prozentpunkte) und Spree-Neiße (8,65 Prozent; 2011: 8,27 Prozent; + 0,38 Pro-zentpunkte) an zweiter und dritter Stelle. Die höchste Schuldnerquote wurde in der Stadt Brandenburg a.d. Havel gemessen: 14,92 Prozent der Bewohner über 18 Jahre gelten als überschuldet, im vergangenen Jahr waren es noch 14,39 Prozent gewesen (+ 0,53 Prozentpunkte).
Die größte Verschlechterung der Überschuldungssituation wurde unter den Branden-burger Landkreisen in Ostprignitz-Ruppin (+ 0,83 Prozentpunkte) verzeichnet. Hier erhöhte sich die Schuldnerquote im Vergleich zum letzten Jahr von 10,70 auf 11,53 Prozent. Damit gilt 2012 etwa jeder neunte Bewohner des Landkreises als überschul-det. Einen etwas schwächeren Anstieg der Schuldnerquote um 0,58 bzw. 0,53 Pro-zentpunkte gegenüber dem Vorjahr auf 8,91 bzw. 14,92 Prozent weisen der Landkreis Oberspreewald-Lausitz und die Stadt Brandenburg an der Havel auf.
Große Spreizung der Schuldnerquoten in den kreisfreien Städten – eher trübe Aussichten für die nächsten Monate
Innerhalb der kreisfreien Städte, Brandenburg a.d. Havel, Frank-furt/O., Cottbus und Potsdam ist zum Teil eine enorme Spreizung der Schuldnerquoten zu beobachten. Ins-besondere in der Stadt Cottbus reicht die Spannweite der Schuldnerquoten von 5,07 bis 24,54 Prozent. Innerhalb Frankfurt an der Oder liegt die niedrigste Schuld-nerquote bei 8,77 Prozent, die höchste bei 17,82 Prozent. Ebenfalls stark ausgeprägt ist die Spreizung in Brandenburg a.d. Havel. Das Maximum der Schuldnerquote liegt bei 18,37 Prozent – das Minimum jedoch bei nur 8,54 Prozent.
Für die nächsten Monate ist vor dem Hintergrund des schwierigen weltwirtschaftlichen und vor allem europäischen Umfelds nicht mit einem drastischen Rückgang der Schuldnerquoten in Deutschland zu rechnen. Angesichts der beträchtlichen Abwärts-risiken ist sogar wahrscheinlich trotz aller Unabwägbarkeiten davon auszugehen, dass die Schuldnerquoten in den nächsten Monaten weiter ansteigen werden.
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