(openPR) In großen und mittelständischen Kanzleien werden Unternehmen und Verbände häufig über viele Jahre hinweg juristisch begleitet. Anwälte werden dabei oft nicht nur punktuell mit der Prozessvertretung oder der Prüfung einzelner Rechtsfragen beauftragt, sondern betreuen ihre Mandanten auch hinsichtlich der für sie relevanten rechtlichen bzw. politischen Entwicklungen. Dadurch wird das Vertrauen des Mandanten in seinen Anwalt und damit die Kanzleibindung gestärkt.
Wie stark würde aber diese Bindung werden, wenn Anwälte hier einen Schritt weiter gingen und Mandanten schon im Vorfeld und während des Gesetzgebungsprozesses begleiteten? Bisher wird häufig nur das Ergebnis des politischen Prozesses abgewartet und berichtet bzw. nachträglich gehandelt. Hier könnten vor allem mittelständische Kanzleien ihre Mandanten besser unterstützen und die Dienstleistung Public Affairs als eigenständiges Geschäftsfeld aufbauen.
Public Affairs (PA) ist eine erlernbare Managementdisziplin, die sich mit der Organisation der Beziehungen zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft befasst. Viele Großkanzleien sind bereits im PA-Bereich tätig, aber auch mittelständische Büros könnten mit dieser Dienstleistung beim Klienten punkten, denn nach wie vor gibt es viele Verbände und Unternehmen, die keine eigenen PA-Kapazitäten haben.
Anwälte, die sich in diesem Wachstumsmarkt betätigen möchte, sollten sich zunächst die Instrumente und Techniken der PA-Arbeit aneignen – dies kann in entsprechenden Fortbildungen erreicht werden. Hierbei sollte vermittelt werden, wie Anwälte sich eine Ausgangsbasis für die politische Interessenvertretung schaffen könnten, d.h. wie politische Prozesse frühzeitig erkannt und analysiert werden, welche konkreten Schritte und Maßnahmen zur Positionierung der Anliegen ihrer Mandanten durchgeführt werden können und wie die richtigen Ansprechpartner und der richtige Zeitpunkt für PA-Aktivitäten zu finden sind. Wichtige Stichworte lauten hier Policy Analyse, Stakeholder-Analyse, politisches Monitoring, Erarbeitung von Argumentationslinien sowie die Durchführung politischer Fachgespräche und Veranstaltungen.
Grundsätzlich gilt, dass Mitgestaltung in der Politik lange vor dem eigentlichen Gesetzgebungsverfahren beginnt. In der Phase der so genannten Problemdefinition diskutieren Verbände oder andere gesellschaftliche Gruppen Themen intern und transportieren diese in die Öffentlichkeit, um eine Auseinandersetzung zu starten. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt können klug eingesetzte PA-Maßnahmen zielführend sein.
Fazit: Ein mittelständisches Anwaltsbüro kann seine unternehmerisch tätigen Mandanten auch im PA-Bereich unterstützen. Aufbauende PA-Kenntnisse können in vergleichsweise kurzer Zeit erworben werden - Vieles bringen Juristen dabei von Hause aus mit. Auch bietet sich bei geeigneten Mandanten eine Kooperation mit einer PA-Agentur oder freien PA-Beratern an. Es gibt hier viele ungenutzte Möglichkeiten für Kanzleien auch mittlerer Größe, um die Mandantenbindung zu verbessern und damit eine stabile Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit zu schaffen.