(openPR) MECKENBEUREN-LIEBENAU – Berufsorientierung aus verschiedenen Perspektiven lautete das Thema des ersten Lehrerforums im Liebenauer Schloss. Organisiert wurde es von den Personalleitern der Gesellschaften der Stiftung Liebenau gemeinsam mit dem Institut für Talententwicklung. Neben Tipps für die Bewerbung aus der Praxis erfuhren die Lehrer durch Vertreter der Agentur für Arbeit und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bodensee-Oberschwaben von aktuellen Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt.
Berufsorientierung aus verschiedenen Perspektiven
Rund 1 200 Bewerbungen landen jährlich auf dem Schreibtisch von Susanne Schaugg, Personalleiterin der Liebenau Service GmbH. "Trotzdem können wir viele Ausbildungsplätze nicht besetzen", berichtete sie beim Lehrerforum in Liebenau. Die Gründe reichen von der Quasi-Vollbeschäftigung, über den Trend zum Studium, bis zur zunehmenden Leistungsschwäche und dem Fehlen von Grundtugenden. Die Lehrer waren sehr daran interessiert, wie eine Bewerbung von Personalverantwortlichen gesehen und beurteilt wird. Beim Blick auf die "Do´s and Don´t´s" im Bewerberverfahren wurde deutlich, wie wichtig neben der Einhaltung von Formalien ein authentischer Eindruck ist. "Wir wollen uns ein Bild von dem Menschen machen, der hinter der Bewerbung steckt", so Susanne Schaugg.
26 Ausbildungsberufe bei der Stiftung Liebenau
Dabei ist die Stiftung Liebenau an der Zusammenarbeit mit Schülern und Schulen interessiert. Axel Sans, Personalleiter der Holding der Stiftung Liebenau, nannte Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen in Form von Bildungspartnerschaften, Besuche von Schulklassen, Praktika und Ferienjobs als Beispiele, um sich vom möglichen Ausbildungsbetrieb und den mehr als 26 verschiedenen Ausbildungsberufen im Verbund der Stiftung Liebenau ein Bild zu machen. Dabei ist das Sozialunternehmen auch auf der Bildungsmesse "Vocatium Bodensee" des Instituts für Talententwicklung. Sie findet am 3. und 4. Juli im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen statt. Nora Uebe erläuterte das Besondere der Messe: "Die Schüler können je nach Interesse bis zu vier verbindliche Gespräche bei den Unternehmen buchen." Ziel sei, die Jugendlichen bei einer gefestigten Berufswahl zu unterstützen sowie ihre Motivation zu steigern.
Schüler wissen um ihre guten Chancen
Einen Bericht aus der Praxis gab Evi Lott, Lehrerin an der Grund- und Werkrealschule Manzenberg in Tettnang, die Träger des Berufswahlsiegels BoriS ist. In der Klasse 8 steht die Berufsorientierung jeden Dienstagnachmittag auf dem Stundenplan, wobei ein Lehrer alle Inhalte unterrichtet. "In vier verschiedenen Praktika lernen die Schüler vier verschiedene Berufe kenne"“, erläuterte Evi Lott. Dabei suchen sich die Schüler selbst ihre Praktikumsplätze. "Nach jedem Praktikum werden die Erfahrungen am runden Tisch reflektiert, und Praktikumsberichte fließen in die Deutschnote mit ein." Evi Lott stellt fest, dass die wenigsten Schüler eine Ausbildung im Handwerk wollen. Auch das Interesse an sozialen und medizinischen Berufen gehe zurück. Ganz oben auf der Wunschliste stehe ein Ausbildungsplatz in der Industrie. "Die Schüler wissen, dass sie gute Chancen haben." Mittlerweile kämen die Unternehmen bereits auf die Schulen zu.
Herausforderungen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
Über den Wandel in der Berufsorientierung und die damit verbundenen Herausforderungen sprach Peter Kaltenmark, Teamleiter U25/Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit in Ravensburg. So zeichnen eine Tendenz zur Höherqualifizierung und Dienstleistungsberufe als Wachstumsfaktor den Strukturwandel aus. "17 bis 23 Prozent weniger Jugendliche bringt der demografische Wandel mit sich", fuhr Kaltenmark fort. Eine wichtige Aufgabe sieht er darin, Schwächere und Migranten in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren. Globalisierung und technologische Entwicklungen bringen steigende Anforderungen mit sich. "Hinzu kommt der Umbau der Schulstrukturen, neue Bildungspläne und eine veränderte Schülerklientel", ergänzte Kaltenmark.
Ausbildungsbotschafter vermitteln auf Augenhöhe
Sabine Angerer von der IHK Bodensee-Oberschwaben stellte die landesweite Initiative Ausbildungsbotschafter vor. Hierbei handelt es sich um Auszubildende, die ihren Beruf in Schulklassen vorstellen. "Das Ziel ist, die Inhalte authentisch und auf Augenhöhe zu vermitteln", sagt Sabine Angerer. Im IHK-Bezirk gibt es bereits 71 Ausbildungsbotschafter. Gefördert wird die landesweite Initiative vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg.