(openPR) ACE-Studie: Nur jeder zweite Pkw fährt schadstoffarm – Stuttgart staubigste Stadt im Staat
Stuttgart (ACE) 12. Januar 2011 – Die ökologische grüne Welle hat den Straßenverkehr erreicht, das ist die gute Nachricht: Kraftstoffverbrauch und CO2–Ausstoß sind von 1995 bis 2009 um 7,4 Prozent gesunken, obwohl die jährliche Fahrleistung pro Pkw im selben Zeitraum von ursprünglich 13.200 auf zuletzt 14.100 Kilometer gestiegen ist und der Pkw-Bestand sich in Deutschland seit Jahren mit rund 41 Millionen Pkw auf unverändert hohem Niveau bewegt. Nach Angaben des ACE Auto Club Europa sank der spezifische Kraftstoffverbrauch in den letzten 15 Jahren bei den Benzinern von 9,1 auf 8 Liter und bei Diesel-Pkw von 7,5 auf 6,8 Liter. Der ACE hatte für eine am Donnerstag in Stuttgart veröffentlichte Studie über Umwelt und Verkehr die einschlägigen Daten des Statistischen Bundesamts, des Kraftfahrt-Bundesamts und des Umweltbundesamts ausgewertet.
Die auf den ersten Blick positive Bilanz wird aus Sicht des ACE dadurch getrübt, dass etwa die Hälfte aller in Deutschland zugelassenen Pkw immer noch unzeitgemäß hohe Emissionen verursachen. So entsprechen nur 50,1 Prozent der am 1. Januar 2011 zugelassenen Fahrzeuge den strengeren Schadstoffklassen Euro 4, 5 oder 6. Jeder zweite Fahrzeugbesitzer aber hält an einem Wagen fest, der nur den längst veralteten Schadstoffklassen Euro 1 bis 3 entspricht. In dem auf Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes basierenden Ranking erwies sich der Stadtstaat Hamburg als Bundesland mit den meisten Fahrzeugen neuer Technologie. 55 Prozent aller Pkw entsprechen hier Euro 4 oder befinden sich in noch strengeren Schadstoffklassen. Einen messbar günstigen Einfluss etwa auf die Feinstaubbelastung in der Stadt hat aber diese relativ saubere Fahrzeugflotte nicht.
Den unrühmlichen Gegenpol bei der Fahrzeugflotte bildet Brandenburg, wo nur 46 Prozent der dort angemeldeten Personenkraftwagen einer Emissionsklasse zugeordnet sind, die die strengeren Auflagen erfüllt.
Staubiges Stuttgart
Als zum Teil besorgniserregend hoch bezeichnet der ACE die enormen Feinstaubwerte in deutschen Städten. So verfehlt Stuttgart die gesetzlichen Vorgaben bei Jahresmittelwert um immerhin zehn Prozent. Die Zahl der Tageswerte über 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter überschritt Baden-Württembergs Landeshauptstadt im Jahr 2010 dreimal so häufig wie erlaubt. Auffällig ist, dass unter den zehn deutschen Städten mit der größten Feinstaubbelastung fünf in Baden-Württemberg liegen.
Deutschland-Grafik: Wie stark der Staub die Luft belastet: http://www.ace-online.de/fileadmin/user_uploads/Der_Club/Presse-Archiv/Grafiken/ACE_Grafik_Umwelt_und_Verkehr-Feinstaub.pdf
Bei den Städten mit besonders niedriger Schadstoffbelastung dagegen haben die Hessen die Nase vorn. Hanau und Michelstadt weisen den Zahlen des Umweltbundesamtes zufolge die vergleichsweise besten in Städten gemessenen Werte aus. Aus einer vom ACE veröffentlichten Grafik geht hervor, in welchen Städten eines Bundeslandes die jeweils höchsten und niedrigsten Feinstaubwerte festgestellt worden sind. ACE-Grafik: Wie stark der Feinstaub die Luft belastet
Was Autofahrer tun können
Der ACE riet Autofahrern, sie sollten schon aus wirtschaftlichem Eigeninteresse ihren Fahrstil den Geboten ökologischer Vernunft unterordnen. In der Art, wie Leute hinterm Steuer die Bremse betätigen, Gas geben und schalten, stecke ein Minderverbrauch-Potenzial von mehr als 100 Liter Kraftstoff pro Jahr.
Autofahrer sollten nach der Empfehlung des ACE den benötigten Kraftstoff nur noch an den preisgünstigsten Tankstellen zapfen und Autofahrten auf Kurzstrecken vermeiden, wenn sich diese auch anders zurücklegen lassen.
Beim Kauf von Neu- und Gebrauchtwagen sollten Verbraucher den Blick zudem auf effiziente Autos richten; das heißt, auf solche Wagen, die auch eine gute Energiebilanz vorweisen können. Autos, die mit geringer Kraftstoffmenge auskommen und weniger Schadstoffe ausstoßen, rechnen sich unterm Strich immer besser. Ein günstiger Beschaffungspreis hingegen verflüchtigt sich, denn hohe Betriebskosten machen den Vorteil schnell zunichte.
Was aus Sicht des ACE von Umweltzonen zu halten ist
Umweltzonen sind gut gemeint. Ob sie sich in der Praxis aber tatsächlich bewähren und die erhoffte Wirkung entfalten, das ist weiter umstritten. Die Politik muss daher mit offenen Karten spielen und sagen, was mit der Einführung von Umweltzonen und dem gebührenpflichtigen Vertrieb von Umweltplaketten erreicht werden konnte und noch erreicht werden kann.
Entscheidend ist ja, dass es gelingt, die Feinstaubbelastung im Interesse der Gesundheit deutlich abzusenken. Klar ist auch, dass alle Feinstaubverursacher ihren Beitrag dazu leisten müssen. Insofern steht der Straßenverkehr mit in der Verantwortung. Doch es wäre falsch, nahezu alle Maßnahmen zur Feinstaubminderung auf den Pkw-Verkehr zu konzentrieren. Das weckt Erwartungen, die nach Lage der Dinge überhaupt nicht erfüllt werden können.
Feinstaubbelastungen vor Ort werden schließlich nur zu einem Viertel durch den Verkehr hervorgerufen. Pkw für sich genommen verursachen dort schätzungsweise lediglich rund zehn Prozent der Feinstaubemissionen. Daran ist zu ermessen, dass sich die Probleme auf dem Gebiet der Luftreinhaltung keinesfalls alleine durch Eingriffe in den Straßenverkehr lösen lassen. Die Politik ist daher gut beraten, keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen.
Pläne zur Lufreinhaltung sollten besser unter Berücksichtigung des jeweiligen Verursacheranteils am Feinstaub konzipiert werden. In diesem Sinne sollten Städte und Gemeinden, denen Luftreinhaltung wirklich wichtig ist, ihr Augenmerk unter anderem auf die 2,8 Millionen in Deutschland zugelassenen Lkw richten. Sie sind im Verkehrssektor mit einer Jahresfahrleistung von rund 74 Milliarden Kilometer die wahren Luftverpester. Hier sehen wir auch die Hersteller in der Pflicht, die für eine neue Generation umweltverträglicher Fahrzeugtechnik sorgen müssen.
Wer vor allem darauf setzt, den privaten Verkehr auszusperren, der leistet in Wirklichkeit nur Scheinlösungen Vorschub. Denn dieser Verkehr wird lediglich in die Gebiete außerhalb der Zonen verdrängt. Für sehr viel wirksamer halten wir eine auf Nachhaltigkeit angelegte städtische Verkehrspolitik. Sie setzt auf einen optimalen Mix bei der Wahl der Verkehrsmittel, praktiziert elektronisch gesteuerte Verkehrslenkung, fördert modernes Mobilitätsmanagement besonders auch im Berufsverkehr und kann somit weitgehend auf konservative Reglementierung und Restriktionen verzichten.
Weitere Informationen zum Thema enthält die folgende ACE-Studie: http://www.ace-online.de/fileadmin/user_uploads/Der_Club/Presse-Archiv/Grafiken/PM_007.12_Autofahrer_mit_Nachholbedarf_beim_Umweltschutz_Studie.pdf