(openPR) Verbraucher ärgern sich über eine Erdgaspreiserhöhung nach der anderen. Seit dem Sommer erhöhen bis einschließlich November rund die Hälfte aller Anbieter ihre Bezugskosten. An sich müssten aufgrund der Marktlage die Preise stabil bleiben. Tun sie jedoch nicht.
LEIPZIG. (Ceto) Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein Stadtwerk oder Regionalversorger verkündet: Unsere Preise gehen rauf (Mehr hier). http://www.brennstoffspiegel.de/energiemarkt.html?newsid=10725&title=Energiemarkttrend+f%FCr+August+2011&start=
Dabei sollten die Preise zumindest in Deutschland stabil bleiben, gibt es doch hierzulande inzwischen einen hinreichenden Wettbewerb, relativ niedrige Netzentgelte sowie, dank dem Flüssiggashafen in Rotterdam, auch ein genügend großes Angebot. E.ON-eigene Schätzungen gehen davon aus, dass Europa derzeit zu 10 Prozent mit LNG versorgt wird. 2020 werden es 18 Prozent sein.
Dennoch zählen die deutschen Erdgaspreise zu den höchsten in Europa. Und das ist, im Gegensatz zu Mineralölprodukten, nicht durch Steuern bedingt, sondern liegt im Erdgaspreis selbst. Genauer in seiner Zusammensetzung.
Enger Lieferantenmix
Seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es vor allem drei Lieferanten für Erdgas: Die Sowjetunion (heute vor allem Russland), Großbritannien und Norwegen. Einen kleinen Teil steuerte auch Deutschland selbst bei – insbesondere aus der Norddeutschen Tiefebene. Im Gegensatz zum Importgas war dies jedoch ein sogenanntes N-Gas. N steht dabei für Niederkalorisch – es hat also keinen so hohen Brennwert.
Bis vor ein paar Jahren war dieser Liefermix relativ stabil, bis es findigen Technikern gelang, ein bezahlbares Verfahren zum Verflüssigen von Erdgas zu entwickeln. Das verringert damit sein Volumen um das 600-fache und war nun wirtschaftlich zu transportieren. So könnte Deutschland auch von Angeboten aus Übersee, vor allem den USA, profitieren, deren Eingreifen in den hiesigen Markt zuvor undenkbar war, weil das Gas nur direkt aus Pipelines aus Russland oder der Nordsee kam. Mehr dazu hier:
http://www.brennstoffspiegel.de/hintergrund.html?newsid=3140&title=Deutsche+Bank%3A+%D6lpreisbindung+hat+ausgedient&start=
Dieses Flüssigerdgas ist, trotz Verdichtung, Transport und Entspannung, deutlich günstiger als das Erdgas aus Russland. Bei dem wird vor allem die Erschließung durch so genannte Langfristverträge bezahlt. Die in Leipzig ansässige Verbundnetz Gas AG, Deutschlands drittgrößter Importeur, hat Verträge mit einer Laufzeit von bis zu 30 Jahren. Das war in der Branche keine Seltenheit. Somit sicherten seinerseits die Sowjetunion und später Russland ihre Investitionen ab.
Russen-Gas nicht konkurrenzfähig
Auf dem Markt wäre das Russen-Gas derzeit (un)dank der Langfristverträge nicht konkurrenzfähig. Sowohl RWE als auch E.ON ließen nichts unversucht, die Vertragskonditionen – speziell die Preisbindung - abzumildern oder gar ganz zu kippen – bis hin zu Bittgängen der Konzernoberen in die Moskauer Zentrale von Gazprom. Sogar ein Gang vor Gerichte ist geplant (mehr hier http://www.brennstoffspiegel.de/energiemarkt.html?newsid=10644&title=RWE+zerrt+Gazprom+vor+Schiedsgericht&start=). Bisher ließ der russische Gas-Gigant nicht mit sich reden. In letzter Zeit scheint jedoch ein Einlenken sichtbar, (mehr hier http://www.brennstoffspiegel.de/energiemarkt.html?newsid=10683&title=Gazprom%3A+Abschied+von+bisheriger+Preispolitik%3F&start=), da zum Beispiel E.ON damit droht, seine Tochter Ruhrgas, die Nummer Eins in Deutschland, zu verkaufen oder zu zerschlagen. Den Russen würde dann ein riesiger Abnehmer in Europa fehlen. Kleinere, flexiblere Anbieter, unter ihnen auch zahlreiche Stadtwerke, würden sofort einspringen, ihr Gas zu einem Großteil aus Rotterdam sowie Spotmärkten beziehen. Und die Russen blieben auf ihrem Gas sitzen.
Dazu wird es wohl nicht kommen. Mit RWE, ironischer weise E.ONs größter Mitbewerber hierzulande, plant Gazprom schon eine strategische Partnerschaft (mehr hier http://www.brennstoffspiegel.de/energiemarkt.html?newsid=10576&title=Gazprom+k%E4mpft+erbittert+um+europ%E4ische+M%E4rkte&start=). Die läuft auf die Errichtung von Gaskraftwerken im Zuge der deutschen Energiewende hinaus.
„Die großen Player inklusive der Öl- und Gasindustrie und der neuerlichen Gasgroßmacht USA haben ein großes Interesse, Gaskraftwerke als lange Brückentechnologie durchzusetzen. Und was die BigBoys wollen geschieht meist auch“, konstatiert „Mr. DAX“, Dirk Müller (Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_M%C3%BCller_%28B%C3%B6rsenmakler%29) lakonisch.
Der Absatz wäre dabei auf Jahrzehnte gesichert, Gazprom könnte mit einem etwas niedrigeren, dafür aber gesicherten Preis leben. Und die Lieferverhältnisse sowie der Importmix in Deutschland würden zugunsten der Russen zementiert, zumal sich die Nordseevorräte von Norwegern und Briten mehr und mehr erschöpfen. Die gerade fertiggestellte und ab diesem Monat liefernde Pipeline North Stream ist beredtes Symbol für das höhere Angebot aus den russischen Weiten. Matthias Warnig, Chef der Pipeline, sieht nach Angaben der WirtschaftsWoche zudem keinen Grund, warum der Gaskonzern Gazprom trotz des üppigen Angebotes auf hohe Gaspreise verzichten sollte „Ich glaube nicht, dass die Ölpreisbindung mittelfristig fällt“.
Gaspreis kennt nur eine Richtung: nach oben
Auf deutsche Verbraucher hätte dies nur eine Auswirkung: Der Preis geht tendenziell nach oben, da das Überangebot zur Stromgewinnung genutzt wird. Somit wäre kaum überschüssiges Gas im Markt, von dem die Spotmärkte, etwa an der Leipziger EEX, leben – und mit ihnen die günstigen kleineren und meist freien Anbieter.
Zudem verteuert noch ein anderer Fakt das Erdgas: Sein jüngerer Bruder Biogas. Nach dem Willen der Bundesregierung soll dessen Anteil kräftig ausgebaut werden. 2020 sollen 6 Milliarden Kubikmeter in die Gasnetze fließen. Biogas ist mit Erdgas hinsichtlich chemischer Zusammensetzung und Brennwert weitgehend identisch, kann so ins Netz eingespeist werden – kostet dabei aber derzeit im Einkauf viermal so viel. Kosten, die Energieverssorger logischerweise auf die Kunden abwälzen. Mehr hier.
http://www.brennstoffspiegel.de/energiemarkt.html?newsid=10586&title=Biogas+%26%238211%3B+Klimaretter+mit+wirtschaftlichen+Problemen&start=
Gas-Geschäft in Deutschland zu verlockend
So bleibt es bei dem Paradoxon: Trotz scheinbaren Überangebotes werden in Deutschland auch weiterhin mit die höchsten Gaspreise der Welt gezahlt. Denn das sich abzeichnende Geschäft ist zu lukrativ. „Gerade in Phasen schwerer konjunktureller Unsicherheiten an den Börsen sind defensive Versorgerwerte wieder gefragter denn je. Ein Grund mehr, sich gerade jetzt mit dem Thema (Erdgas) zu beschäftigen“, konstatiert Börsen-Guru Müller zudem in seinen Cashkurs Trends (verlinken mit http://www.cashkurs-trends.de/ausgaben). Und der empfiehlt nur, was für seine Kunden Gewinne verspricht. Gewinn jedoch, und das ist keine neue Erkenntnis, gibt es nur zu – um es vorsichtig zu formulieren – sehr guten Preisen, sprich Mehrkosten für die eben von jenen Versorgern belieferten Gaskunden.
Den vollständigen Artikel nebst Grafik und Tabelle sowie zahlreiche weitere Informationen zum Energiemarkt finden Sie auf dem Onlineportal des Fachmagazins BRENNSTOFFSPIEGEL und mineralölrundschau unter http://www.brennstoffspiegel.de/energiemarkt.html?newsid=10942&title=Warum+Erdgas+immer+teurer+wird&start=0
Zum kostenfreien Probe-Abo der Printausgabe geht es hier:
http://www.brennstoffspiegel.de/probe-abo.html
Im monatlich erscheinenden Newsletter „Energie&Mittelstand“ finden Sie weitere Informationen rund um den Energiemarkt. Zum kostenfreien Abo geht es hier: http://www.brennstoffspiegel.de/newsletter.html









