(openPR) Der Hybrid-OP kennzeichnet eine neue Entwicklung in der Herzmedizin, nämlich die Zusammenfügung der Disziplinen Kardiologie, Herzchirurgie und auch Gefäßchirurgie. Das Ziel: Therapieinnovationen für (Hochrisiko-) Patienten zu realisieren. Diese neuen Entwicklungen in der Behandlung von Erkrankungen der Aortenklappe sowie in der Therapie von thorakalen Aortenaneurysmen standen am 23. und 24. September im Fokus der „Stuttgarter Aortentage“.
Herzspezialisten aus ganz Deutschland waren am vergangenen Wochenende in die Stutt-garter Liederhalle gereist, um gemeinsam mit den Chirurgen aus der Sana Herzchirurgie Stuttgart innovative zukunftsweisende Operationsverfahren zu diskutieren. Mit 3D-Brillen ausgestattet, verfolgten die über 250 Teilnehmer die OP-Techniken, welche live aus dem Operationssaal der Sana Herzchirurgie Stuttgart in die Liederhalle übertragen wurden. Spek-takuläre 3D-Bilder machten die Herzmedizin so noch greif- und erlebbarer.
Das Symposium hat unter Leitung von Professor Dr. Nicolas Doll, Ärztlicher Direktor der Sana Herzchirurgie Stuttgart und Professor Dr. Wolfgang Hemmer, Leitender Arzt Spezielle Herzklappenchirurgie stattgefunden.
Die „Stuttgarter Aortentage“ zeigten es mal wieder: Kleine Schnitte sind in - auch in der Herz-chirurgie. Vor allem Herzklappen werden zunehmend mit minimal-invasiven Verfahren ope-riert. In Deutschland werden pro Jahr über 21.000 Herzoperationen an erkrankten Herzklap-pen durchgeführt – Tendenz steigend. Weit häufiger als die Mitralklappe ist mit rund 60 Pro-zent der Klappenoperationen die Aortenklappe defekt. Wenn die Klappe nicht mehr dicht schließt oder verkalkt und damit verengt ist, muss sie in aller Regel ausgetauscht werden. "Wann immer möglich, stellen wir den physiologischen Zustand und damit die natürliche Funktion einer defekten Herzklappe durch eine rekonstruktive Operation wieder her", be-schreibt Professor Dr. Nicolas Doll die Zielrichtung.
Bei etwa 20 Prozent der Patienten mit einem Aortenklappendefekt ist aufgrund ihres Alters oder Begleiterkrankungen das Risiko einer offenchirurgischen Operation mit Herz-Lungen-Maschine zu groß. Dieser Patientengruppe kann besser gerecht werden, wenn Experten fachübergreifend gemeinsam im Team über die für jeden Patienten individuell optimale Behandlung entscheiden und operieren. Solch eine interdisziplinäre Handlungsplattform für Herzchirurgen, Gefäßchirurgen, Kardiologen, Radiologen und Anästhesisten bietet seit vergangenem Jahr der neue Hybrid-Operationssaal der Stuttgarter Herzklinik – eine enge Ver-zahnung aus komplett ausgestattetem herzchirurgischen Operationssaal und vollwertigem kardiologischem Herzkatheterlabor. Ausgestattet mit einer beweglichen Angiografie-Röntgenanlage kann so gleichzeitig operiert und diagnostiziert werden. Der Gewinn für die Patienten: erhöhte Behandlungssicherheit und -qualität.
Hochrisikopatienten kann im Hybrid-OP nun eine sichere Alternative für eine neue Aorten-klappe geboten werden. Zwei Zugangswege sind dabei möglich: Entweder wird die neue Herzklappe mit einem Katheter über einen Zugang in der Leiste durch die Beinarterie bis zum schlagenden Herzen vorgeschoben und dort unter Röntgenkontrolle in der optimale Position verankert. Eine Eröffnung des Brustkorbs ist dabei nicht mehr erforderlich. Bei der zweiten Variante wird die Herzklappe über einen kleinen Schnitt im Brustkorb und durch die linke Herzspitze in Position gebracht.
Doch auch Patienten mit Kombinationserkrankungen profitieren vom Hybrid-OP der Klinik: so können beispielsweise in nur einer Operation Erkrankungen der Herzkranzgefäße per Herz-kathetereingriff mittels eines Stents versorgt sowie chirurgisch eine neue Aortenklappe im-plantiert werden. Eine zweite Operation bleibt dem Patienten dadurch erspart. Früher un-denkbar, heute dank des Hybrid-OPs möglich.
Doch auch neue Klappenentwicklungen bei offenchirurgischen Operationen wurden von den Herzchirurgen vorgestellt.
Bei jüngeren, noch aktiven Patienten mit einem Aortenklappendefekt wird hingegen die ka-putte Herzklappe repariert und damit die natürliche Funktion der Klappe wiederhergestellt. Durch die Weiterentwicklung der Operationstechniken nach David die Rekonstruktionsrate bei Patienten die ausschließlich an Klappeninsuffizienz leiden auf über 90 Prozent steigern und liegt damit weit über dem bundesweiten Durchschnitt.
Eine weitere Alternative zum konventionellen Klappenersatz für jüngere Patienten mit einem Aortenklappendefekt stellt die Herzklappenoperation nach Ross dar. Von Herzchirurgen wird diese Methode, bei der die defekte Aortenklappe durch die eigene Pulmonalklappe des Pati-enten ersetzt wird, als einer der "elegantesten" Eingriffe zum Herzklappenersatz angesehen. Ein wesentlicher Vorteil dieses Verfahrens ist die erwartete Haltbarkeit der neuen Aorten-klappe für eine möglichst unbegrenzte Zeitdauer. Als Mitentwickler dieses Verfahrens verfü-gen die Chirurgen der Sana Herzchirurgie hier über besondere Expertise.
Am zweiten Tag des Symposiums stand die Hauptschlagader (Aorta) selbst im Mittelpunkt. Dank der Entwicklung einer zweiteiligen Prothese, aufgeteilt in eine Gefäßprothese und in einen Stent muss die absteigende Aorta heute nicht mehr operiert, sondern mit dem Einsatz eines Aortenstents in die Hauptschlagader versorgt werden. Dieses Vorgehen kann im Hyb-rid-OP noch präziser Hand in Hand von Herzchirurgen und Kardiologen durchgeführt wer-den.
Der Ärztliche Direktor der Sana Herzchirurgie Stuttgart, Professor Dr. Nicolas Doll, ist davon überzeugt, dass all diese wegweisenden Methoden die Herzchirurgie nachhaltig zum Wohle der Patienten verändern werden.