(openPR) Die Rahmenbedingungen für Wissensarbeit verändern sich heute rasant: Mit dem Web 2.0 halten neue Werkzeuge im Unternehmen Einzug. Die breite Masse der Anwender kennt diese aber bisher eher aus der privaten Nutzung des Internets. Die Chancen der neuen Arbeitswelt sind riesig, stellen aber auch hohe Anforderungen an das zukünftige Selbstverständnis von Unternehmen.
--
1. Erkennen Sie die Bedeutung von Wissensarbeit in Ihrem Unternehmen
--
Im Jahre 1996 wurde von Professor Andrew McAffee der Begriff des „Enterprise 2.0“ geprägt. Im Kern geht es hierbei um die Frage einer produktiveren Zusammenarbeit („Collaboration“) von Menschen im Unternehmen. Während Produktionsprozesse schon seit mehr als 100 Jahren intensiv erforscht und optimiert werden, stehen wir in Bezug auf die optimale Wissensarbeit scheinbar noch am Anfang.
Ein Beispiel: Bei der Produktion eines komplexen Industrieprodukts muss der Mitarbeiter nicht nach einem benötigten Bauteil suchen; es wird zum richtigen Zeitpunkt direkt an der Produktionsstraße bereitgestellt. Übertragen auf die heutige Wissensarbeit stellt sich das gänzlich anders dar. Zahlreiche Studien über die ineffektive Zusammenarbeit von Menschen oder das langwierige Suchen nach Informationen belegen, dass die Bedingungen für Wissensarbeit im Unternehmen deutlich verbessert werden können.
--
2. Arbeitswelt 2.0 benötigt auch Arbeitsbedingungen 2.0
--
Der Begriff „Arbeitswelt 2.0“ meint nicht allein, dass die technischen Werkzeuge für Web 2.0 im Unternehmen angewandt werden. Auch die Gestaltung des betrieblichen Arbeitsplatzes spielt eine wichtige Rolle. Was nützen neue Werkzeuge, wenn im Großraumbüro kein ungestörtes Arbeiten möglich ist und Mitarbeiter auf Fluren telefonieren müssen? Starre Arbeitszeiten, Anwesenheitspflichten, überbordende Berichtspflichten sind weitere Merkmale der „alten“ Arbeitswelt.
Auch im Bereich der primären Arbeitswerkzeuge kommt es zu Veränderungen: Telefone verschwinden und werden IP-basiert direkt in den PC oder das Notebook integriert. Forscher der RWTH Aachen beispielsweise haben den sogenannten „Bend Desk“ entwickelt. Dabei handelt es sich um ein gebogenes Display, in dem Monitor und Schreibtisch zu einer Einheit verschmelzen. Die Bedienung erfolgt ganz einfach über eine sensitive Touch-Oberfläche (siehe www.youtube.com).
--
3. Etablieren sie das Prinzip der „Selektiven Offenheit“
--
Ein Grundprinzip der Arbeitswelt 2.0 ist die Offenheit der Information. Heute betrachten Mitarbeiter (offiziell oder inoffiziell) Informationen immer noch als persönlichen Machtfaktor. Bei genauerem Hinsehen werden Informationen ohne Begründung vom jeweiligen Besitzer als „geheim“ eingestuft und bleiben in seinem Besitz. Des Weiteren werden Informationen häufig nur zwischen den unmittelbar beteiligten Personen in Form von Telefonaten oder E-Mails ausgetauscht.
In der Arbeitswelt 2.0 wird dieses Prinzip hin zur „Selektiven Offenheit“ verändert. Kommunikation erfolgt dabei sehr stark über Plattformen im Unternehmen und jeder Interessierte kann mitlesen bzw. auch auf Wunsch Beiträge in Form von Anerkennung („Gefällt mir!“) oder Kommentaren leisten. Durch Subskriptionsfunktionen kann im Pull-Prinzip der jeweilige Interessenbereich („Channel“) aktiviert werden oder nicht; die Informationsmenge wird damit steuerbar.
--
4. Fördern Sie Zufallstreffer – „Serendipitätsprinzip“
--
Durch diese neue Offenheit wird das sogenannte Serendipitätsprinzip unterstützt. Dabei handelt es sich um eine mehr oder minder zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als überraschende Erkenntnis erweist. In der Wissenschaft gibt es einige prominente Beispiele für solche „Zufallstreffer“ wie z.B. die Entdeckung der Teflon-Beschichtung oder aber die Erfindung von Post It-Notizen.
--
5. Schaffen Sie mehr relevante Informationen für den Einzelnen
--
Ein weiteres Merkmal eines Arbeitsplatzes 2.0 ist die sogenannte Long Tail-Theorie. Sie besagt, dass Anbieter im Internet durch eine große Anzahl an Nischenprodukten mehr Gewinn machen können als im traditionellen Verkauf. Der Name Long Tail leitet sich von der Ähnlichkeit der Verkaufsgrafik mit einem „langen Schwanz“ ab.
Chris Anderson bewies den Effekt anhand der Verkaufsstatistik des amerikanischen Online-Musikdienstes „Rhapsody“. Titel, die selten gekauft werden, können online kostenfrei vorgehalten werden; im traditionellen Verkauf wäre dies mit zu hohen Kosten verbunden.
Übertragen auf die Informationslandschaft heißt das, dass das Vorhalten von Informationen auf bestimmen Plattformen, z.B. in einer Business Community, sehr viel effizienter ist als der Versand von E-Mails. Informationsangebot und Informationsnachfrage treffen sich auf einer virtuellen Ebene. Das Thema der Informationsvorhaltung ist ein sehr aktuelles Problem vieler Intranet-Lösungen. Diese werden nur von wenigen Redakteuren „befüllt“ und die Inhalte werden von den Mitarbeitern als zu “oberflächlich“ für Ihr Arbeitsumfeld empfunden.
--
6. Erweitern Sie Ihr Werkzeugspektrum um „Business Communities“
--
In der Arbeitswelt 2.0 werden auch die heutigen Instrumente wie E-Mail oder Telefon weiterhin genutzt. Der professionelle Umgang mit diesen „Instrumenten“ wurde über Jahre erlernt. Jeder Einzelne verfügt über ein enormes Erfahrungswissen in der Anwendung.
Die Bedeutung der vorhandenen Werkzeuge wird in Zukunft abnehmen und neue Werkzeuge zur Zusammenarbeit treten in den Focus. Aus dem geschäftlichen oder privaten Alltag kennen viele Anwender „Kommunikations- Plattformen“ wie z. B. XING, LinkedIn oder Facebook.
Spezielle Softwareanbieter haben diese Lösungen jetzt auf interne Unternehmensbedürfnisse zugeschnitten und bieten sogenannte „Social Business Plattformen“ an. Die Besonderheit der Plattformen liegt darin, dass bisher isolierte typische Web 2.0-Techniken wie Blogs, Wikis, RSS etc. jetzt in einer kombinierten einfachen Umgebung verfügbar sind. Fokussierte Social Business Plattformen bieten z. B. der - laut Gartner führende - Anbieter Jive Software an, aber auch die neueste Version von Microsoft SharePoint bietet „soziale Elemente“.
Die neuen Plattformen haben zum Beispiel einen erheblichen Einfluss auf den Umgang mit E-Mails im Unternehmen. E-Mail wird zukünftig mehr als Signalmedium, weniger als primäres Transportmedium der eigentlichen Information verwendet.
--
7. Begreifen Sie Transparenz als Chance, nicht als Sicherheitslücke
--
Die neue Offenheit der Information wirft natürlich Fragen bzgl. der Informationssicherheit auf. Nicht zuletzt durch die aktuellen Wikileaks-Veröffentlichungen ist das Thema Sicherheit in den Focus gerückt.
Business Communities können die Sicherheit sogar fördern. Befinden sich die Daten in „Plattformen“, sind diese deutlich schwerer in Masse zu entwenden als beispielsweise von einem File Server. Des Weiteren gibt es einfach das originäre Bedürfnis der Mitarbeiter nach Zusammenarbeit im Unternehmen. Bieten Sie keine unternehmensinterne Plattform, so werden häufig genug vertrauliche Diskussionen in öffentlichen Netzwerken geführt.
--
8. Ohne Offenheit, Vertrauen und Fehlertoleranz kann es keine Arbeitswelt 2.0 geben
--
Mittlerweile gibt es eine Reihe erfolgreicher „Enterprise 2.0-Stories“. Diese sind auch längst nicht mehr nur auf High-Tech-Unternehmen begrenzt. Eine Arbeitswelt 2.0 muss auch nicht zwingend auf das eigene Unternehmen begrenzt sein. Gerade eine Ausweitung der Plattformen und Wertschöpfungsketten auf Kunden und Partner bietet klar definierbare Vorteile für Produktentwicklung und Vermarktung.
Eines zeigen die aktuellen Erfahrungsberichte aber auch: Nur in einem durch Offenheit, Vertrauen und Fehlertoleranz geprägten Unternehmen kann eine Arbeitswelt 2.0 überhaupt funktionieren. Diese sind somit keine Folge, sondern eine Grundvoraussetzung. Die Chancen dieses Thema jetzt anzugehen stehen gut. Vielen Unternehmen in Deutschland geht es wirtschaftlich hervorragend, gerade in Zeiten positiver Stimmung müssen Veränderungschancen ergriffen werden.