(openPR) »Ein Krieg um ein Phantom geführt, kann nur verlorengehn«
Die mythische Gestalt der Seherin Kassandra steht für eine hoffnungslose Auffassung von Krieg ohne Heilsversprechen. Homers Kassandra sieht aus den Trümmern kein neues Troja aufsteigen. Ihre Stadt liegt nach dem Krieg mit allen Mitteln in Asche, Kassandra wird verleumdet, vergewaltigt und ermordet. Der mythische Krieg der Griechen gegen Troja gilt als Urbild aller Kriege. Das Schicksal Kassandra war es, den Untergang von Troja vorausgesehen und verkündet zu haben, ohne ihn verhindern zu können. Diese hoffnungslose Auffassung vom Krieg ist seit dem 20. Jahrhundert so aktuell wie nie. Im Krieg werden keine Heldentaten vollbracht – es geschehen brutale und grausame Taten, gestern wie heute. Der Mythos verweist auf die Verantwortung der Menschen für den eigenen sich anbahnenden Untergang. Hier wird deutlich, dass Kriege und Katastrophen historische Ursachen haben, die sich erkennen und analysieren lassen. In Christa Wolfs »Kassandra« heißt es: »Wann Krieg beginnt, das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg. Falls es da Regeln gäbe, müßte man sie weitersagen. In Ton, in Stein, eingraben, überliefern. Was stünde da. Da stünde unter anderen Sätzen: Laßt Euch nicht von den Eignen täuschen.«
Es lohnt sich, genauer hinzuschauen: in den literarischen Text und in die gesellschaftlichen Verhältnisse. Die aktuelle Veranstaltung des Lesekreises soll dazu anregen.
Dienstag, 13. April 2010, 19.30 Uhr
Offener Lesekreis mit Blanche Kommerell zu Christa Wolfs »Kassandra«
Aktuelles Thema: Krieg und Gewalt in »Kassandra«
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 8 Euro
Ort: Galerie Forum Amalienpark, Breite Straße 2a, 13187 Berlin, Telefon: 030/33028095
Weitere Termine bis zur Sommerpause: 18. Mai 2010, 15. Juni 2010
Seit dem Februar 2010 laden der Verleger Gerhard Wolf und die erfahrene Rezitatorin Blanche Kommerell die Besucher zu einer Entdeckungsreise in die Literatur ein. Die neue Veranstaltungsreihe richtet sich an Menschen, die die Schönheit literarischer Texte (wieder-)entdecken, selbst vorlesen und auch darstellen möchten. Entgegen der Tendenz zum Schnell-Lesen widmet sich der Lesekreis dem Vorlesen und den damit verbundenen handwerklichen Techniken: eine wort- ja sogar buchstabengenaue Annäherung an den literarischen Text - ohne ihn mit „furchtbaren germanistischen Folterinstrumenten zu interpretieren“ (Klaus Wagenbach). Die in angewandter Theaterarbeit und Sprecherziehung berufserfahrene Blanche Kommerell vermittelt auch grundlegende Übungen zur Atmung, Stimmbildung und Körperhaltung: „Meine Methode zielt auf Spracherfahrung als Körpererfahrung, auf Haltung und Präsenz, mithin auf die Entwicklung von Selbsterfahrung“. Beim Vorlesen wird die Aufmerksamkeit auf die Behandlung der Sprache gerichtet, d.h. das Klangbild der Vokale, die Konzentration auf das Wort, der Rhythmus der Sätze werden gemeinsam ergründet. Darüber hinaus werden Techniken zum Erzeugen eines Spannungsbogens erprobt. Jede Veranstaltung gliedert sich in drei Abschnitte: Übungen zur Atmung und Stimmbildung, das gemeinsame Lesen sowie das Vorlesen bzw. die Vermittlung von Hintergrundwissen.
Informationen zur Veranstaltung:
http://literaturforumamalienpark.blogspot.com













