(openPR) Berlin, 10. Oktober 2009. Die bei Frankfurt am Main lebende Künstlerin Barbara Beisinghoff schöpft Papier und zugleich aus der Natur menschlicher Vorstellungen. Zwei alte handwerkliche Techniken, die Radierung und das Schöpfen von Papieren, eignete sie sich als einzigartige, ganz eigene Kunstformen an. Ihrer Faszination für die Wortbilder Gertrud Kolmars, Marina Zwetajewas und Christa Wolfs Kassandra verdanken wir die aktuelle Ausstellung in der Galerie Forum Amalienpark.
Gertrud Kolmars »Tag- und Tierträume« beschäftigen Barbara Beisinghoff bereits seit ihrer Jugend. Das Motiv der Verwandlung, die Ausdehnung der Existenz ins Kosmische, ins Naturhafte, aber auch die Einsamkeit und Verletztheit der Dichterin, die dennoch hellsichtige, glasklare Worte »schöpfte«, inspirierten die Künstlerin zu einer behutsamen Annäherung. »Mein Gesicht nach innen drehn« lautet der Titel zweier Räume, die in eine geheimnisvolle Bilderwelt miniaturhafter Zeichen aus Öl, Radierung und Leinwand entführen.
Im Raum für die Martina Zwetajewa greift Barbara Beisinghoff auf Zitate aus Gedichten und autobiographischer Prosa der russischen Dichterin zurück.
»Nicht ins Leben, sondern in die Musik hinein geboren«, scheint die Zwetajewa, die mit ihren assoziativen, lautmalerischen Worten musikalisch anmutende Harmonien schuf, die über die Musik »das Lesen lernte«. Erschüttert durch die Schicksalsschläge, die Marina Zwetajewa im Laufe ihres Lebens erlitt, bezieht sich Barbara Beisinghoff auch hier auf das künstlerische »Schöpfen« aus der Not.
Barbara Beisinghoffs Wasserzeichenblätter und Buchkunst zu den Traumbildern der mythischen »Hell-Seherin« Kassandra veranschaulichen den verblüffenden Facettenreichtum ihrer Ideen und Ausdrucksmittel. »Wer setzte die Grenze fest zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem?« fragt Kassandra in der literarischen Ausgestaltung von Christa Wolf. Kunst erscheint als Erkundungs- und sogar Erkenntnisweg: Ideen werden ausgeleuchtet, Gedanken in ihrer Verflochtenheit transparent. Zeichen-, Licht- und Farbspuren durchdringen das Papier. Papier bildet nicht nur die grafische Oberfläche. Hier entfaltet es zum Medium, zum schwingenden Bewegungsraum, aus dem Bildmotive, tanzende Buchstaben, Farbklänge und Lichteffekte regelrecht herauswachsen bzw. im Falle der Wasserzeichen - hindurchscheinen.
»Farben sah ich rot und schwarz, Leben und Tod.
Sie durchdrangen einander ihre Gestalt verändernd,
ergaben sie andauernd neue Muster.
Sie warn wie Wasser, wie ein Meer.
In seiner Mitte sah ich eine helle Insel, der ich im Traum
ich flog, ja, ich flog
schnell näher kam.«
(Christa Wolf: Kassandra)
Aus dem spielerischen Experimentieren, dem Wechselspiel der Farben, Materialien und des Lichts, die sich im Widerstreit des Möglichen und Unmöglichen durchdringen, entstehen neue Kompositionen und Vorstellungen. Barbara Beisinghoff schöpft mit ihrer Kunst einen zauberhaften Gedanken- und Zeichenkosmos und zieht uns mitten in ihn hinein.
RAHMENPROGRAMM
22.10.2009, 19 Uhr: Tatana Kellner and Ann Kalmbach present artists´ books from Women´s Studio Workshop, New York
(in englischer Sprache mit deutscher Übersetzung)
13.11.2009, 19.30 Uhr: Blanche Kommerell liest Gertrud Kolmar, Marina Zwetajewa und Christa Wolfs Kassandra
- Eintritt 6 Euro -
14.11.2009, 14-18 Uhr: Offene Ateliers in Pankow
Barbara Beisinghoff: Gespräche und Führungen durch die Ausstellung
20.11.2009, 18 Uhr: Finissage
Barbara Beisinghoff stellt Künstlerbücher der Edition »Die gläserne Libelle« vor
Weitere Informationen:
www.amalienpark.de
www.beisinghoff.de













