(openPR) Prof. Jürgen Stark präzisiert die Lage vor der Steuben-Schurz-Gesellschaft in Frankfurt
Die Frankfurt School of Finance and Management war denkbar passender Veranstaltungsort für den Vortrag von Prof. Jürgen Stark, Direktoriumsmitglied der EZB, seit Jahren Mitglied im EU-Wirtschafts- und Finanzausschuss, Mitglied in hohen Fachkommissionen der Regierung und früherer Vizepräsident der Deutschen Bundesbank. Wohl nur ein Insider jener Institutionen, die jetzt am Zug sind, Maßnahmen gegen das von Börsen- und Bankenwelt verursachte weltweite Finanz- und Wirtschaftsdebakel zu ergreifen, schien in der Lage, so präzise Auskunft zu geben.
Zunächst stellte die Präsidentin der Steuben-Schurz-Gesellschaft, Dr. Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels, dem Vortrag von Prof. Stark drängendste Fragen voran, wie sie sich denn auch die schockierte Öffentlichkeit stellt angesichts der unglaublichen Vorgänge in der Finanzbranche bis zum nahen Kollaps ganzer Länder. Wie die „Kernschmelze“ im Finanzsektor abwenden, wie die Dynamik von US-hausgemachter Hypothekenkrise zur globalen Wirtschaftskrise stoppen? Nur zwei unter den Fragen, die Prof. Stark für nur zu berechtigt hielt. Unter vielen der Gründe nannte er Exzesse im Bankengeschäft, schwere Fehleinschätzungen der Kreditwirtschaft vor allem im Risikobereich, weil ja Risiken einfach von einer Ebene zur nächsten gereicht wurden, sodann sei die Finanzbranche für einen Vertrauensverlust verantwortlich, sei es in Belangen von Bonität oder bei Einstufungen von Finanzprodukten oder Dienstleistern.
Zum Fazit von Prof. Stark gehörte, dass trotz notwendig gewordener schwerwiegender Eingriffe die Regierungen nur im Zeitrahmen der Krisenbewältigung finanzwirtschaftlichen Einfluss nehmen sollten, dass der Leitzinssatz der EZB nicht, wie von einigen Ländern gefordert, bis zur Nullgrenze gehen dürfe, dass zur Wahrung der Unabhängigkeit die Bankenaufsicht getrennt werden müsse vom Verantwortungsbereich der EZB-Geldpolitik und das letztlich die derzeitige Neustrukturierung und Konsolidierung der Finanzwelt in ihrer Schrumpfung enden werden, besonders aber ein Anpassungsprozess stattfinden müsse und werde zwischen Finanzwelt und Realwirtschaft.
Die Richtung der kenntnisreichen Fragen aus dem Publikum, darunter der bekannte Wirtschaftsautor Dieter Balkhausen, machten recht deutlich, dass die Finanzwelt keine Nachsicht finden dürfe, wenn es um eine nachhaltige Behebung der schweren Fehler geht, wie sie vor und seit Beginn der Hypothekenkrise in den USA, dem Fall der Lehmann-Bank und all den weltweiten Folgen gemacht wurden. An der EZB soll es nicht liegen, wie es Prof. Stark mit seiner Analyse und Beschreibung der Strategien für eine Problembewältigung nahelegte. Mit seiner abschließenden vorsichtig-bescheidenen Prognose, wonach der Abwärtstrend in den Wirtschaftszahlen etwas geringer ausfallen werde als bisher, war sie sogar nicht ganz ungeeignet, die Zuhörer mit ein wenig Zuversicht zu entlassen.











