(openPR) Ein deutsch-türkischer Unternehmer setzt beim Bierverkauf auf Landsleute. Bünyamin Türksoy will von Lünen am Rand des Ruhrgebiets aus den deutschen Markt erobern. Zielgruppe des Bey-Biers sind überwiegend junge Deutsch-Türken. Dabei setzt Türksoy vor allem auf Durchschnittlichkeit im Geschmack.
Von der Wand in Bünyamin Türksoys Eckbüro lächelt Mustafa Kemal Atatürk, der Vater der modernen Türkei, und hält ein Glas milchig-weißen Raki in der Hand. „Man sieht dieses Bild von Atatürk ganz selten, weil er trinkt“, sagt Türksoy. „Ich habe gedacht, das passt perfekt.“ Von Lünen am Rand des Ruhrgebiets aus soll Türksoys Bey-Bier, benannt nach einem Stadtbezirk in Istanbul und strikt nach deutschem Reinheitsgebot gebraut, den deutschen Markt erobern. Zielgruppe sind vor allem die vielen jungen Deutsch-Türken.
Voriges Jahr legte Türksoy das Rezept fest und ließ in einer Großbrauerei versuchsweise 5000 Hektoliter brauen. Seither hat er 2000 Kneipen und Kioske in Nordrhein-Westfalen für sein Flaschen-Bey unter Vertrag. Täglich kämen acht hinzu, sagt der Geschäftsmann und hofft, in diesem Jahr auf 5000 zu kommen. „Das ist vorsichtig geschätzt.“
Der 48-Jährige ist Unternehmer in zweiter Generation. Sein Vater kam 1963 als Bergmann nach Deutschland, machte sich nach einem Jahr mit einem Supermarkt selbstständig und verlegte sich danach auf die Herstellung kräftig gewürzter türkischer Würste, Sucuk genannt. Später wurde die Marke verkauft, und das Geschäft konzentrierte sich auf den Vertrieb landwirtschaftlicher Produkte. Türksoys Mutter kehrte nach einem Jahrzehnt in die Türkei zurück, und er selbst wuchs zwischen beiden Ländern auf. Nach einem Wirtschaftsstudium in der Türkei lernte er Anfang der 80er Jahre in Münster seine deutsche Frau kennen und zog mit ihr fünf Kinder groß.
Sein erster Anlauf auf dem Biermarkt, mit einer Brauerei nach deutschem Vorbild in der Türkei, scheiterte. Gegen die Übermacht des türkischen Efes-Biers mit 80 Prozent Marktanteil war nicht anzukommen. Also kehrte Türksoy sein Geschäftsmodell um und kam auf türkisches Bier für Deutschland.
„Das ist eine komplette Marktlücke“, findet Willi Möller, einer von zwei Brauereiexperten, die Türksoy von großen Firmen abgeworben hat. „Weil viele Deutsche in der Türkei Urlaub machen, weil viele Türken in Deutschland leben. So hat man von Anfang an eine Kundenklientel, die die Marke liebt und mag.“
Um auf den richtigen Geschmack zu kommen, ließen Türksoy und seine Mannschaft mehrere Varianten von Studenten der Dortmunder Uni aus verschiedenen Ländern testen und entschieden sich dann für einen Mittelweg. „Wir haben gesagt, wir müssen einen gemeinsamen Geschmack finden“, erklärt der Unternehmer. Heraus kam ein leichtes, helles, mildes Bier.
Zu unauffällig, als dass eine neue Marke damit auf den dichten deutschen Markt vordringen könnte, glaubt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Peter Hahn. Bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 110 Litern im Jahr sind immerhin schon 1300 Brauereien mit 5000 Sorten dabei, den Bierdurst in Deutschland zu stillen. „Denkbar wäre, dass man da vielleicht mit einer Innovation kommen kann. Aber dieses Bier ist keine Innovation“, sagt Hahn. „Das ist ein Bier wie alle anderen.“
Türksoy dagegen setzt darauf, dass gerade die Durchschnittlichkeit zum Erfolg führen kann: Biere mit ausgeprägtem Charakter sind oft nur in ihrer Herkunftsregion beliebt oder nur dort erhältlich. Er wartet auf den richtigen Moment, um nach Berlin mit seinem großen türkischen Bevölkerungsanteil zu expandieren.
„Das ist ein großer Markt für uns“, hofft der Unternehmer, der seit zwei Jahren deutscher Staatsbürger ist. „Die Türken hier, die gehören in Deutschland nicht richtig dazu, und sie gehören in der Türkei nicht richtig dazu. Jetzt können sie sagen, das ist etwas, was zu uns gehört.“