(openPR) Vom 24. bis 25.10.2008 findet an der Leuphana Universität Lüneburg die internationale Konferenz zur Situation der Hirtenvölker statt. Neben Rebecca Harms, Abgeordnete im Europaparlament für Bündnis 90/Die Grünen, werden auch hochkarätige Experten wie Ben Knighton (Oxford Center for Mission Studies), Echi Christina Gabbert (Max Planck Institute Ethiopia), Steffen Keulig (Freunde der Naturvölker) oder Jennifer Tang (University of Victoria, Canada) u.a. teilnehmen. Die Eröffnungsveranstaltung findet am 24.10. um 10 Uhr auf dem Campus Rotes Feld, Wilschenbrucher Weg statt.
Wir sind im Nordosten Ugandas in Karamoja. Es ist die Heimat verschiedener, halbnomadisch lebender Karamojong Stämme, die nur selten mit der Außenwelt in Berührung kommen und vom Rest des Landes als äußerst rückständig gebrandmarkt werden. Ihr Auskommen sichern sie sich traditionell durch Rinderhaltung. Viehraub, Hunger und Militäroperationen prägen den Alltag der Karamojong; viele verloren ihr Leben, unzählige flüchteten. Waffenhandel, Umweltzerstörung und Klimawandel verschärfen die Situation.
Militär: „Dann lauern wir ihnen auf und erledigen sie. Wenn wir sie kriegen, verschonen niemanden.“
Augenzeuge: „Das Militär hat begonnen jeden zu töten. Sie machen keinen Unterschied.“
O-Töne, die nur annähernd die Situation in dieser von der Welt vergessenen Erdregion wider zu spiegeln vermögen. In dieser Gegend waren Anfang des Jahres für ein EU Projekt unterwegs gewesen: Sacha Kagan, vom Institut für Kulturtheorie, Kulturforschung und Künste und der Filmemacher Steffen Keulig, Freier Mitarbeiter des Medienzentrums der Leuphana Universität und 1. Vorsitzender von Freunde der Naturvölker. Der auf dieser Reise entstandene Dokumentarfilm „Land der Dornen“ wurde zuletzt auf der Biennale de l'Environnement in Paris am 26. September 2008 gezeigt. Der Film wie auch die internationale Konferenz ist Teil einer europaweiten Kampagne für den Erhalt der Hirtenvölker unter Federführung der französischen NGO ACTED. Beteiligt mit Veranstaltungen und Seminaren zum Thema sind neben der Leuphana auch Universitäten in Prag, Genf, Groningen und Bordeaux.
Die Filmdokumentation „Land der Dornen“ wird in der Aula um 18.30 Uhr gezeigt. Ein weiterer Vortrag von Freunde der Naturvölker über die Situation der Saami Rentiernomaden in Finnland findet am 25.10. ab 13.00 Uhr statt. Hierzu wird auch ein neu produzierter Filmbeitrag gezeigt:
Wir sind auf dem Weg in den finnischen Norden. Entlang der Bahnlinie: Massen an abgeholzten Kiefern. Die geschlagenen Stämme sind ein Vorbote für das mögliche Ende der saamischen Rentierkultur. Am Bahndamm warten sie auf ihren Abtransport in die nächste Zellstofffabrik. Holz ist einer der Rohstoffe Finnlands. Seit Jahrzehnten boomt der Absatz in alle Industrienationen der Erde. Die saamischen Rentierzüchter aus Nelim sind von Alters her Nomaden. Sie würden in noch bewaldete Gebiete weiter ziehen. Doch russische Grenzzäune versperren ihnen und ihren Herden den Weg. Die Tradition des Umherziehens kann nicht Aufrecht erhalten werden. Zudem ist der finnische Staat bestrebt, flächendeckend die Farmwirtschaft einzuführen. So wird für die Saami die traditionelle Rentierhaltung immer schwieriger. Und das bedeutet, dass die jahrtausende saamische Stammeskultur, die auf Nomadentum und Rentierzucht basiert, Schritt für Schritt ausstirbt. Der Umweltschützer Kalevi Padaar ist einer derjenigen, die sich gegen die finnische Holzindustrie wehren. Mit all den Schwierigkeiten, die sich aus einer unklaren Rechtslage ergeben. Der Konflikt ist regional nicht lösbar, wurde uns immer wieder gesagt. So hoffen die Saami nun auf die EU und internationales Recht, um ihre Kultur zu retten.
Die Teilnahme an der Konferenz steht für alle Interessierten offen. Das vollständige Programm sowie weitere Informationen in Englisch und Deutsch finden Sie unter: http://www.karamoja.eu/