(openPR) Die „Hall of Fame“ des Sports im Deutschen Historischen Museum ehrt einen Rudertrainer und zwei Ruderer, von denen einer niemals an Olympischen Spielen teilgenommen hat. Das ZDF wählt „Unsere Besten: Die schönsten olympischen Momente“ – da steht er nicht zur Auswahl. Und auch sonst erinnern sich nur Wenige an den Ruderer. Und das, obwohl viele Athleten in anderen Ländern nach einem Olympiasieg zu Helden, mindestens aber zu Prominenten wurden. Findet die einzige Erinnerung an Horst Hoeck in einer Berliner Kneipe in der Wilmersdorfer Straße 149 statt?
Horst Hoeck (1904-1969): Olympiateilnehmer 1928 (Amsterdam) im Doppelzweier und Olympiasieger 1932 (Los Angeles) im Vierer mit Steuermann. Gegen die haushoch favorisierten Italiener unterliegt das Boot des Berliner RC im Vorlauf, kann sich im Endlauf aber Zoll um Zoll an die Spitze kämpfen, und siegt schließlich mit 30 cm Vorsprung. Erinnerungen an die Fußball-WM 1954 werden wach – gegen Ungarn in der Vorrunde 3:8 verloren, im Finale 3:2 triumphiert. Die deutschen Fußballer sind heute noch Helden … aber Horst Hoeck und seine Kameraden, die in Los Angeles eine von nur drei sportlichen Goldmedaillen für Deutschland erringen konnten und mit dem Sensationserfolg deutsche Sportgeschichte schrieben?
Die Erinnerung an Horst Hoeck lebt weiter in der Alt-Berliner Kneipe und bürgerlichen Speisegaststätte, die sein Vater Wilhelm Hoeck 1892 in Charlottenburg eröffnete und die Horst Hoeck nach dem Tode seiner Eltern von 1933 bis 1969 leitete. Hier hängt ein Original-Riemen aus dem 1932er Gold-Vierer, hier ist die Sieger-Urkunde der X. Olympischen Spiele zu bewundern.
Matthias Gerschwitz hat Geschichte und Geschichten dieses Fixsternes am Berliner Gastro-Himmel recherchiert. So entstand „Molle und Medaille“, ein Buch, das eher eine Liebeserklärung an die als Wein- und Sekthandlung mit Probierstube – bald erweitert um eine Großdestillation und Liqueurfabrikation – eröffnete Kneipe als eine reine Chronik ist. Um Schnaps, Likör und Bier geht es hier, um Horst Hoecks sensationellen Olympiasieg. Um eine Registrierkasse, eine Musikbox und weit mehr als einhundert Jahre Kneipentradition. Und natürlich um Menschen – denn ohne Menschen ist die schönste Kneipe nichts wert. Bereits bei der ersten Einkehr erliegt der Gast der Faszination einer beinahe vergessenen Zeit. Und auch der Stammgast lässt sich immer wieder begeistern. Denn „Wilhelm Hoeck 1892“ ist alt und antik, echt und authentisch, original und originell. Vertäfelte Wände aus dunklem Holz, Spiegelflächen, rustikale, blank gescheuerte Tische, ehrwürdige Schnapsfässer und Batterien von alten Flaschen. Das „Etablissemang“ verdient den Titel „Zille sein Milljöh in Reinform“ – denn Zille kommt natürlich auch drin vor, in den Geschichten rund um „Wilhelm Hoeck 1892“, die in diesem Buch zusammengestellt ein schönes Stück Alt-Berlin wieder auferstehen lassen.
Matthias Gerschwitz:
MOLLE und MEDAILLE
Books on Demand Norderstedt 2008
100 Seiten, 67 teils farbige Abbildungen
ISBN 978-3-8370-4108-8 - € 9,95












