(openPR) Hamburg, den 1. Mai 2007 - Neue Aspekte für die Leiharbeit: Genossenschaftliche Selbstorganisation bringt Vorteile
In der Zeitarbeit stecken aus Sicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern innovative Aspekte, die bisher noch nicht ausgelotet sind. So hat die Free-lancer-Genossenschaft medien denk fabrik das Bedürfnis entdeckt, dass Freie und Selbständige Leiharbeit selbst organisieren. Sie brauchen mehr Flexibilität, als sich manche herkömmliche Leiharbeitsfirmen vorstellen können. So bekommen Selbständige in Kultur und Medien ihre Aufträge manchmal in Form von Leiharbeit, manchmal als Freiberufler. Und dann wird es kompliziert: Wie sollen sie ihre Sozialversicherungen organisieren? Als Angestellte, als Selbständige oder als Freie in der Künstlersozialkasse? Wenn die Leiharbeitsfirma darauf angelegt ist, im Interesse der Arbeitenden zu handeln, wird die Suche nach Lösungen leichter.
Medien-Genossenschaft für den Arbeitsverleih gerüstet
Die Voraussetzungen dafür hat die medien denk fabrik die eG jetzt geschaffen. Sie macht den Betroffenen das Angebot, die technischen Möglichen dafür zu nutzen. Die Genossenschaft hat einen Tarifvertrag mit dem ver.di in Hamburg abgeschlossen, die Genehmigung der Arbeitsagentur ist erteilt. Alle FreiberuflerInnen können jederzeit zu jedem Auftraggeber sagen: "Sie können mich in jeder beliebigen Form beschäftigen. Ich nehme Aufträge an, schließe Werk- und Dienstleistungsverträge, und als Leiharbeit gibt's mich über meine Genossenschaft!"
Neue Lösungen für Schauspieler
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In ersten Gesprächen zeichnen sich weitere Chancen auch für den Strukturwandel in Kultur und Medien ab. Überall in der Kultur werden die Mittel drastisch gekürzt. Bisher war es üblich, immer dort die Personalkosten abzubauen, wo sich der geringste Widerstand abzeichnet. Beim Theater sind es ausgerechnet die Schauspieler, die sich nicht wehren. Schon traditionell fehlt an kleinen Bühnen der König Lear, denn die Verträge der jovialen Herren werden nach zwölf Jahren nicht mehr verlängert. Eine Hilfskonstruktion aus Gasverträgen und Armut vor dem Ruhestand ist die Folge. Das kann man auch anders lösen: Durch eine Kombination aus Zeitarbeit statt der Gastspiel- Verträge und echtem selbständigen Engagement des Schauspielers. Dazu müssen Schauspieler, Theater und Leiharbeitsfirma in einem kooperativen Dialog eine Lösung für den Schauspieler finden. Das ist mehr als nur die Auslagerung von Personal aus der betrieblichen Struktur des Theaters, und zwar ein Mehr, das nur im partnerschaftlichen Gleichschritt zu erreichen ist.
Neue Chancen für den Strukturwandel
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In manchen Fällen lagern Kultureinrichtungen Betriebsteile aus. Dann werden einige abgefunden und entlassen, andere arbeiten in Vollzeit weiter. Für manchen Personal-Disponenten in Theater- oder Medienbetrieben ein Horror: Sie brauchen eben manchmal viele Leute an einem Ort zur gleichen Zeit. Auch scheinen die chinesischen Billiglohnbuden damit überfordert zu sein, Kostüme für korpulente Operndivas nähen zu lassen, man wird die Diva durch magersüchtige Gesichter ersetzen müssen. Eine andere Lösung wäre es, das Arbeitsvolumen gleichmäßig auf das bestehende Personalstand gleich zu verteilen . Dann bekommt zwar jeder bisher Beschäftigte einen kleineren Teil vom Kuchen, aber sie könnten gemeinschaftlich nach neuen Aufträgen Ausschau halten. "Dieser Ansatz ist mit Sicherheit effizienter als einige Beschäftigte zu halten und andere in die Selbständigkeit zu entlassen. Für viele führt das Unternehmertum in eine Kümmer-Existenz, weil die Liquidität für eine effektive Startphase fehlt. Das ist kollektive leichter zu wuppen", verspricht die medien denk fabrik.
Chancen für alle Kultur- und Medienbranchen
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Die innovativen Aspekte des genossenschaftlichen Ansatzes gelten für alle Medien- und Kulturbetriebe gleichermaßen. Sie sind alle Tendenz-Betriebe, die zum größten Teil weisungsgebundene Tätigkeiten zu vergeben haben. Daher können sie in vielen Fällen nicht auf Werk- oder Dienstleistungsverträge ausweichen. Vorbilder gibt es kaum, für die IT-Branche gibt es eine Vermittlungsgenossenschaft, bei den Darstellern eine Vermittlungsagentur. In der Medienbranche hätte die Selbstorganisation für Kulturbetriebe einen enormen Vorteil, denn als Entleiher würden sie von den privaten Netzwerken der Genossenschaftsmitglieder profitieren.
verantwortlich: Christian Sternberg,

weitere Information für Redaktionen: http://www.mediendenkfabrik.de/weblog
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