openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Biber schaffen Lebensräume für Fledermäuse

13.11.202508:30 UhrEnergie & Umwelt
Bild: Biber schaffen Lebensräume für Fledermäuse

(openPR) * Die Studie untersuchte in Gebieten mit und ohne Biberdämme, wie intensiv Fledermäuse jagten, wie viele Fluginsekten vorkamen und welche Lebensraum-Elemente wie tote Bäume es gab.
* Bei Biberteichen kamen mehr Fledermausarten vor, darunter auch mehr gefährdete Arten, als an anderen Abschnitten.
* Die Jagdaktivität der Fledermäuse an den Biberteichen war 1.6-mal so hoch wie im Gebiet ohne Biberaktivitäten, die Frassaktivität war sogar um 2.3-mal höher.

Der Biber war im 19. Jahrhundert in weiten Teilen Europas bis auf wenige tausend Tiere ausgerottet. Doch dank Jagdverbot und Auswilderungsprojekten gibt es heute europaweit wieder über 1,4 Millionen Biber; in der Schweiz sind es rund 4900. Indem sie Bäche stauen und Bäume fällen, schaffen sie Lebensräume und Nahrung für viele andere Lebewesen, vor allem Fische und andere aquatische Lebewesen. Weniger klar ist bislang, wie sich die Bautätigkeit des Bibers auf Tiere und Ökosysteme an Land auswirkt. Dies hat nun ein Team von der WSL und der Eawag zusammen mit der nationalen Biberfachstelle bei info fauna für Fledermäuse untersucht.

Dazu verglichen die Forschenden an acht Flüssen im Schweizer Mittelland jeweils zwei Abschnitte, einen mit Biberdamm und einen ohne jeglichen Bibereinfluss. Sie zeichneten die Echolot-Rufe der Fledermäuse bei der Insektenjagd auf, um deren Menge zu schätzen, und zählten Fluginsekten, die sie mit speziellen Fallen knapp über der Wasseroberfläche fingen. Ausserdem schauten sie sich die Qualität der Vegetation mit und ohne Biber an: Die Zahl der stehenden und liegenden toten Bäume, die Pflanzenarten und die Waldstruktur, also wie lückig und unterschiedlich hoch das Kronendach ist.

Gefährdete Fledermausarten

Im Schnitt kamen pro Nacht bei Biberteichen fünf und an den anderen Bachabschnitten vier Fledermausarten vor, von schweizweit dreissig einheimischen Arten. Auch flogen an Biberteichen öfter bedrohte Arten der roten Liste. Die Fledermäuse jagten in Biberrevieren zudem 2.3 mal häufiger als in den Kontrollstrecken, was sich an der Struktur der Echolotrufe ablesen liess. «Ich hätte nicht mit einer so deutlichen Zunahme der Fledermäuse gerechnet», sagt Valentin Moser, der die Studie als Teil seiner Doktorarbeit an der WSL durchgeführt hat.

Was lockte die Fledermäuse an? Zum einen waren das der vielfältigere, offenere Baumbestand und das tote Holz in den Biberrevieren, aber auch die grössere Anzahl an Insekten. «Die Qualität des Lebensraums ist in Biberrevieren besser und die Futtermenge höher als ausserhalb», sagt Moser. Eine der bedrohten Arten, die Mopsfledermaus, schlafe zum Beispiel unter abblätternden Rindenstücken an stehenden, toten Bäumen. «In den Bibersystemen gibt es diese häufig», sagt Moser. Ein Teil der Bäume stirbt, weil Biber sie fällen, ein anderer, weil sie im gestauten Wasser absterben. «So stehen die Baumstämme noch jahrelang da und bieten einen sehr wertvollen, weil seltenen Lebensraum», sagt Moser.

Ihre Resultate haben die Forschenden im Fachjournal Journal of Animal Ecology veröffentlicht. Darin betonen sie, dass Biber als natürliche Unterstützer beim Schutz von bedrohten Arten wie Fledermäusen helfen können. Dem schliesst sich Christof Angst an, der Leiter der nationalen Biberfachstelle bei info fauna, dem Nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Fauna: «Fast alle Fledermäuse sind gefährdet und stehen auf der Roten Liste. Die brauchen Unterstützung und der Biber scheint genau das für uns zu übernehmen.»

Die nationale Biberfachstelle hatte die Gesamtleitung des Biberforschungsprojekts des Bundesamtes für Umwelt inne, dem sich die Forschenden im Rahmen der Forschungsinitiative Blue-Green Biodiversity von WSL und Eawag anschlossen. Derzeit erarbeitet die nationale Biberfachstelle einen Synthesebericht zuhanden des Bundes, der aufzeigt, wie man den Biber am besten in Naturschutzprogramme integrieren kann und was man unbedingt vermeiden soll, um zukünftige Konflikte zu umgehen. «Der Biber schafft wieder funktionale, sehr artenreiche und widerstandsfähige Gewässer, und zwar billiger und besser als der Mensch mit Ingenieurskunst und Baggern», sagt Angst.

Forschungsinitiative Blue-Green Biodiversity

Die Forschungsinitiative Blue-Green Biodiversity ist eine Eawag-WSL-Zusammenarbeit, die sich mit der Biodiversität an der Schnittstelle von aquatischen und terrestrischen Ökosystemen befasst. Die Initiative wird vom ETH-Rat finanziert.

wissenschaftliche Ansprechpartner:
Valentin Moser
Doktorand
Ökologie der Lebensgemeinschaften
E-Mail
+41 44 739 2408

Originalpublikation:
Moser V., Capitani L., Zehnder L., Hürbin A., Obrist M.K., Ecker K., … Risch A.C. (2025) Habitat heterogeneity and food availability in beaver‐engineered streams foster bat richness, activity and feeding. J. Anim. Ecol. https://doi.org/10.1111/1365-2656.70136

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 1296285
 161

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Biber schaffen Lebensräume für Fledermäuse“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von idw - Informationsdienst Wissenschaft

Bild: „Wie Fake News fühlen Sie sich?“Bild: „Wie Fake News fühlen Sie sich?“
„Wie Fake News fühlen Sie sich?“
Im KI-Zeitalter können Digitale Bilder, Videos oder Audiodateien täuschen – und sie tun es immer häufiger. Die wachsende Zahl von Fälschungen und gezielten Desinformationen gefährdet nicht nur individuelle Urteile, sondern auch das Vertrauen in Medien, Wissenschaft und Politik. Mit VeNIM („Vertrauenskonzept für eine nachhaltige Informations- und Medienarchitektur“) wurde erstmals systematisch erforscht, wie sich digitale Inhalte künftig auf Echtheit und Herkunft prüfen lassen. Das von der Cyberagentur finanzierte Projekt wurde Ende 2024 durc…
Bild: DAAD-Preis 2025 für gelebte Internationalität und herausragende Leistung: EAH Jena ehrt Katherin Morales MoralesBild: DAAD-Preis 2025 für gelebte Internationalität und herausragende Leistung: EAH Jena ehrt Katherin Morales Morales
DAAD-Preis 2025 für gelebte Internationalität und herausragende Leistung: EAH Jena ehrt Katherin Morales Morales
„Es ist mir eine große Freude und zugleich eine besondere Ehre, den DAAD-Preis 2025 an eine junge Frau zu überreichen, die auf eindrucksvolle Weise zeigt, wie akademische Exzellenz und persönlicher Einsatz zusammenwirken können“, betonte Prof. Dr. Mario Brandtner, Vizepräsident für Studium, Lehre und Weiterbildung, bei der Preisverleihung am 28.10.2025 im Volkshaus Jena. Bereits während ihres Bachelorstudiums im Umweltingenieurwesen an der Universidad de los Andes in Bogotá, Kolumbien, beschäftigte sich Frau Morales Morales mit Fragen der Na…

Das könnte Sie auch interessieren:

Bild: Artenvielfalt durch Baukunst: Biber schaffen LebensräumeBild: Artenvielfalt durch Baukunst: Biber schaffen Lebensräume
Artenvielfalt durch Baukunst: Biber schaffen Lebensräume
… manchmal geäußerte Sorge, der Biber würde freifließende, stark strömende Bachabschnitte in seinen Revieren zerstören, ist daher unbegründet. „Tatsächlich schafft er zusätzliche, faszinierende Lebensräume: Teiche, Dämme, versumpfte Zonen – ohne dass freifließende Abschnitte ganz verschwinden“, so Prof. Daniel Hering, Letztautor der Studie. Vor allem die …
Bild: Windenergieanlagen verschlechtern den Zugang von Fledermäusen zu Gewässern in der AgrarlandschaftBild: Windenergieanlagen verschlechtern den Zugang von Fledermäusen zu Gewässern in der Agrarlandschaft
Windenergieanlagen verschlechtern den Zugang von Fledermäusen zu Gewässern in der Agrarlandschaft
… Treibhausgase wie CO2 durch eine erneuerbare Stromproduktion zu reduzieren. Der Ausbau der Windenergienutzung hat jedoch auch negative Auswirkungen auf Wildtiere und deren Lebensräume. Dies kann mitunter dazu führen, dass einige Wildtierarten potenziell schlechter mit der Klimaerwärmung zurechtkommen. Prof. Dr. Christian Voigt und Dr. Carolin Scholz …
Biber-Management in der Schweiz
Biber-Management in der Schweiz
Damit das Überleben des Bibers in der Schweiz gesichert werden kann, müssen seine natürlichen Lebensräume besser vernetzt werden. Gleichzeitig sind allfällige Schäden in der Land- und Forstwirtschaft auf ein Minimum zu reduzieren. Dies sind die Hauptstossrichtungen des vom BUWAL in Zusammenarbeit mit den Kantonen und den betroffenen Kreisen ausgearbeiteten …
Bild: Wie die Digitalisierung dem Naturschutz hilft!?Bild: Wie die Digitalisierung dem Naturschutz hilft!?
Wie die Digitalisierung dem Naturschutz hilft!?
… https://www.openpr.de/news/1032911/Das-Jahr-startet-mit-IMMONATUR.html. Nun ist es endlich soweit: die erste Spende geht an ein Projekt des Vereins Aktion Fischotterschutz. Während die engagierten Mitglieder Lebensräume an dem Fluss Ise für Fischotter, Biber und die Grüne Flussjungfer (eine seltene Libelle) schaffen, erleichtert ein Wohnungsunternehmen mehr …
Bild: Das Biberland im Sinntal ist gesichertBild: Das Biberland im Sinntal ist gesichert
Das Biberland im Sinntal ist gesichert
… Etwa 132 Biber besetzen hier 44 Biberreviere und nur 36 Biber leben in sieben Revieren nördlich davon. Wo Biber sind, entstehen bei uns längst verschwundene Lebensräume. Bachbegradigungen werden überformt und die Dynamik der Bachauen kehrt zurück. Überall entstehen natürliche Strukturen und die Artenvielfalt steigt sprunghaft an, ohne dass der Mensch …
Bild: Nistkästen für den GartenBild: Nistkästen für den Garten
Nistkästen für den Garten
… Richard Weiland bestehende Pläne weiter, damit die neuen Nistkästen noch hochwertiger und langlebiger sind. Ferner können die Nistkästen zum Reinigen von außen geöffnet werden.Lebensräume schaffen In der BUND Geschäftsstelle werden die Gartenbesitzer beraten, wie und wo die Nistkästen angebracht werden, etwa um die Vögel vor Räubern zu schützen. Nach …
Bild: Die Biber kommenBild: Die Biber kommen
Die Biber kommen
… Gefahr schnell abtauchen zu können. Ein Mosaik aus fließenden und stehenden Gewässern entsteht, begleitet von Auenwald sowie einer dichten Kraut- und Weichholzvegetation. Es sind Lebensräume, die bei uns fast verschwunden sind. Seitdem der Biber in den Main-Kinzig-Kreis zurückgekommen ist, nahm die Artenvielfalt auf den Biberflächen rasant zu. Ein Teil …
Bild: Alle 25 heimischen Fledermausarten bedroht – Internationale Fledermausnacht soll aufklären und sensibilisierenBild: Alle 25 heimischen Fledermausarten bedroht – Internationale Fledermausnacht soll aufklären und sensibilisieren
Alle 25 heimischen Fledermausarten bedroht – Internationale Fledermausnacht soll aufklären und sensibilisieren
… statt und wird in Deutschland vom NABU und weiteren örtlichen/regionalen Naturschutzverbänden gefördert. Die auch als Batnight bekannte Internationale Fledermausnacht soll über die Lebensräume, die Verhaltensweisen und vor allem die Gefährdung der Fledermäuse informieren und dazu beitragen, Berührungsängste zu mindern und die Bereitschaft zum aktiven …
So fühlen sich Meise, Igel & Co. wohl
So fühlen sich Meise, Igel & Co. wohl
VERBRAUCHER INITIATIVE zu mehr Artenvielfalt im Garten Berlin, 14. Mai 2020. Die Artenvielfalt in Deutschland ist akut bedroht. Schuld daran sind allen voran schrumpfende Lebensräume und die Folgen intensiver Landwirtschaft. Privatgärten sind eine wichtige Zufluchtsstätte für Vögel, Igel & Co. geworden. Die VERBRAUCHER INITIATIVE gibt Tipps, wie …
Sie lesen gerade: Biber schaffen Lebensräume für Fledermäuse