openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Geldquellen, Glücksspiele und Groschengräber – Spielsucht: Wie viel Freiheit können wir uns leisten?

(openPR) Bonn/Bremen – Gerhard Meyer ist ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Spielsucht. Er forscht und lehrt an der Universität Bremen http://www-user.uni-bremen.de/~drmeyer und beschäftigt sich seit 25 Jahren mit den Ursachen dieser Sucht, möglichen Folgen und Therapien. Im Gespräch mit der Zeitschrift Mut http://www.mut-verlag.de sagte Meyer, dass der Staat in der Vergangenheit die eigentliche Aufgabe eines Monopols, nämlich Spielsucht zu bekämpfen, aus dem Auge verloren habe. Das Bundesverfassungsgericht habe im März 2006 den Staat explizit aufgefordert, seine Verantwortung ernst zu nehmen: „Das Glücksspielmonopol des Staates kann nicht darin bestehen, die Gewinne daraus für den Steuertopf zu maximieren. Vielmehr ist er verpflichtet, einen angemessenen Spielerschutz zu garantieren.“ Bisher sähen vor allem die Finanzminister „im Glücksspiel eine lukrative Geldquelle“.



Meyer zufolge könne mit der Teilnahme an Sportwetten die „dynamische Entwicklung eines Suchtverhaltens“ verbunden sein. Für besonders problematisch hält er jedoch das Automatenspiel, an dem rund 80 Prozent der Spielsüchtigen hingen. Es gebe Automatenspiele in Spielhallen oder Gaststätten und Glücksspielautomaten in den Spielbankdependancen: „Diese beiden Automatentypen haben sich in letzter Zeit deutlich angenähert. In den Spielhallen kann ich heute mit 20 Cent Einsatz 2.000 oder 3.000 Euro gewinnen. Früher waren das harmlose Groschengräber.“ Der Spielsucht-Experte spricht sich jedoch explizit gegen Verbote aus. Man brauche das legale Glücksspielangebot, da Verbote nichts brächten. Dies belege die Alkohol-Prohibition in den USA in den 1920er Jahren. Besser sei es, durch die Reduzierung des Spielumsatzes die Anzahl pathologischer Spieler zu verringern. Nach einer repräsentativen Umfrage hätten sich 2006 fast 40 Prozent der Deutschen an einem Glücksspiel beteiligt. Davon spielten 33 Prozent Lotto, drei Prozent waren im Kasino oder an Automaten in den Spielhallen. Vier Prozent spielten Sportwetten.

„Der Gesetzgeber ist gefordert. Mit einem staatlichen Monopol kann der Spielerschutz grundsätzlich besser realisiert werden. Privatunternehmen, an der Börse gelistet, sind ihren Aktionären verpflichtet. Denen werden sie kaum verkaufen können, dass sie mal eben auf zehn oder 30 Prozent Gewinn verzichten müssen, um den geforderten Spielerschutzmaßnahmen nachzukommen“, so Meyer. Auch die jüngste Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes im Fall Placanica habe die Zulässigkeit nationaler Monopole im Glücksspielbereich bestätigt, solange sie dem Ziel der Gefahrenabwehr gerecht würden.

Dass Spielsucht ein ernst zu nehmendes gesellschaftliches Problem darstellt, unterstreicht auch Helmut Sürtenich, Vorstand des Düsseldorfer Sportwettenanbieters Stratega-Ost http://www.stratega-ost.de. „Doch wo will man die Grenzen ziehen zwischen individueller Freiheit und dem Schutz des Einzelnen oder der Gemeinschaft vor den negativen Folgen der Spielsucht? Meiner Meinung nach ist jeder – zumindest in weiten Teilen – Schmied seines eigenen Glückes. Wer mit Verboten hantiert, schränkt immer die Freiheit ein“, so Sürtenich. Wenn man Spielsucht völlig ausrotten wolle, dann müsse man alle Angebote, sowohl privat als auch staatlich, verbieten. Und selbst dann würde man das Ganze nur in die Illegalität verschieben.

„Wenn der Staat als eine Art Schutzherr seine Bürger vor allem Bösen bewahren wollte, dann müsste – auf die Spitze getrieben – der Verkauf ungesunder Nahrung, teurer Designerklamotten, ökonomisch und ökologisch fragwürdiger Autos etc. verboten werden. Dies ist in einer liberalen Gesellschaft unvorstellbar“, sagte der Stratega-Vorstand. Zudem könne er nicht erkennen, warum der Staat ein besserer Anbieter von Sportwetten sei als ein Privatunternehmen, das Gewinn machen wolle: „Auch der Staat hat doch ein manifestes Interesse daran, Kasse zu machen. Sonst gäbe es keine Tabaksteuer, sondern ein totales Rauchverbot. Bisher haben die Bundesländer die Einnahmen aus dem Glücksspiel immer gern genutzt, um den Haushalt aufzupäppeln. Wer ein realistisches Bild vom Wesen der Menschen beziehungsweise der Politiker habe, der könne nicht daran glauben, dass sich dies in Zukunft ändere. Die Beurteilung des Placanica-Urteils durch Meyer hält Sürtenich ebenfalls für fragwürdig: „Die meisten Beobachter in den Medien haben den Fall anders beurteilt. Sie sehen durch Placanica eher die Privaten im Vorteil.“

Medienbüro.sohn
V.i.S.d.P: Gunnar Sohn
Ettighoffer Strasse 26a
53123 Bonn
Germany

Telefon: +49 - 228 - 6 20 44 7
Telefax: +49 - 228 - 6 20 44 75

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 128686
 1565

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Geldquellen, Glücksspiele und Groschengräber – Spielsucht: Wie viel Freiheit können wir uns leisten?“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von medienbüro.sohn

Sascha Lobo und die halbautomatische Netzkommunikation
Sascha Lobo und die halbautomatische Netzkommunikation
Facebook-Browser könnte soziale Netzwerke umpflügen Berlin/München, 27. Februar 2009 - Millionen Deutsche sind mittlerweile in sozialen Netzwerken wie XING, Wer-kennt-wen, Facebook oder StudiVZ organisiert, haben ein Profil und präsentieren sich auf irgendeine Art im Web, ob mit Bildern, kurzen Texten, Blog-Beiträgen oder Links, die sie interessant finden. „Es lässt sich kaum leugnen: Wir sind zum Glück nicht mehr Papst, wir sind jetzt Netz. Die Menschen haben begonnen, wichtige Teile ihres gesellschaftlichen Treibens ins Internet zu verlag…
Finanzbehörden müssen mit Mittelstand innovativer umgehen
Finanzbehörden müssen mit Mittelstand innovativer umgehen
Schnelle Verfahren zur Stundung von Steuern und Anpassung von Vorauszahlungen Berlin, 26. Februar 2009 – Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) bvmw.de fordert die Finanzbehörden und Sozialversicherungen zu einem flexiblen und innovativen Umgang mit kleinen und mittleren Unternehmen auf, die unverschuldet in Not geraten sind und bei denen unerwartete Liquiditätsengpässe auftreten. Eine Möglichkeit bestünde in einfachen und schnellen Verfahren, um Steuern und Sozialabgaben vorübergehend zu stunden oder Vorauszahlungen anzupassen…

Das könnte Sie auch interessieren:

Bild: GAMEr OVER: Berliner Modellprojekt macht junge Menschen stark gegen GlücksspielsuchtBild: GAMEr OVER: Berliner Modellprojekt macht junge Menschen stark gegen Glücksspielsucht
GAMEr OVER: Berliner Modellprojekt macht junge Menschen stark gegen Glücksspielsucht
… Modellprojekt „GAMEr OVER – Aufsuchende Präventionsarbeit Glücksspiel“ in den belasteten Bezirken Spandau und Mitte. Mit 2- bis 3-stündigen, kostenfreien Präventionsveranstaltungen zum Thema Online-/Glücksspiele geht das Projekt dorthin, wo sich Jugendliche und junge Erwachsene jeden Tag aufhalten: in Schulen und Bildungsträger. Die ersten Seminare geben den …
Mehr Monopol wagen
Mehr Monopol wagen
… erweckte in dem Interview den Eindruck, als würden bestimmte Experten die europäische Rechtsprechung falsch interpretieren. Der Staatsvertrag verstoße nicht gegen geltendes Europarecht.Glücksspiele, so Repnik weiter, seien „kein x-beliebiges Gut, das den freien Kräften des Marktes überlassen werden darf“. Gefahren wie Spielsucht, Betrug, Manipulation …
Machtkampf um Millionen vor Bundesverfassungsgericht - Bundesländer nutzen Lotteriegesellschaften als Finanzquelle und Versorgungsanstalt
Machtkampf um Millionen vor Bundesverfassungsgericht - Bundesländer nutzen Lotteriegesellschaften als Finanzquelle und Versorgungsanstalt
… erwartet. Doch schon jetzt ist klar: Es geht um viel Geld. Rund 27 Milliarden Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr für Wetten und Glücksspiele aus, davon rund 1,5 Milliarden Euro für Sportwetten. Bisher sichern sich jedoch staatliche Anbieter wie Spielbanken, Lottogesellschaften und die Sportwettenfirma Oddset http://www.oddset.de den Großteil …
Bild: Geldquellen Gier Gefahren - Geldabschöpfung in Wirtschaft und PolitikBild: Geldquellen Gier Gefahren - Geldabschöpfung in Wirtschaft und Politik
Geldquellen Gier Gefahren - Geldabschöpfung in Wirtschaft und Politik
Karl-Heinz Mantel beschäftigt sich in "Geldquellen Gier Gefahren" mit den Problemen, die durch Geld und Gier entstehen. Der Verfasser hat ursprünglich Geldquellen gesucht, sich damit beschäftigt, und dabei Gier und Gefahren gefunden. Geld kann man natürlich auf normale Weise verdienen, doch man kann auch erheblich mehr mit Hilfe unfairer ggf. illegaler …
Bild: Der eine Euro wird wohl nicht schadenBild: Der eine Euro wird wohl nicht schaden
Der eine Euro wird wohl nicht schaden
Glücksspiele können eine sehr verlockende Schuldenfalle sein, sie können nämlich abhängig machen. Was das bewirken kann haben wir hier ein wenig erläutert: Häufig entstehen die Spielschulden in Folge einer Spielsucht, durch die der Spieler den eigenen Überblick über die individuellen finanziellen Möglichkeiten verliert. Hierbei kann der Betroffene ein …
Bild: Konzession für Wiesbadener Internetspielbank bis 2011 verlängertBild: Konzession für Wiesbadener Internetspielbank bis 2011 verlängert
Konzession für Wiesbadener Internetspielbank bis 2011 verlängert
… wurde. "Das wurde so geheim gehalten, dass keiner davon wusste, auch die Gewerkschaft nicht", sagt der Betriebsratsvorsitzende. Verlängert wurde damit die Erlaubnis via Internet Glücksspiele anzubieten. Immerhin 75.000 Spieler beteiligten sich 2006 über das World-Wide-Web am Roulette in Wiesbaden. Für die Spielbank ist das Internet-Spiel ein riesiger …
Bild: Das Schweigen der BetroffenenBild: Das Schweigen der Betroffenen
Das Schweigen der Betroffenen
… muss ernst genommen werden. Keine Frage. Gleichwohl zählt im Unterschied zur Alkoholsucht das pathologische Glücksspiel zu den Erkrankungen, die wenig erforscht sind. Außerdem finden Glücksspiele in zunehmendem Maße in quasi rechtsfreien Räumen statt: in Online Casinos im Internet. Viele der Anbieter haben sich in Ländern niedergelassen, die sich jedem …
Hohes Suchtpotenzial bei Online-Glücksspiel – Beratung während der Corona-Krise
Hohes Suchtpotenzial bei Online-Glücksspiel – Beratung während der Corona-Krise
Vor dem Hintergrund der Corona-Krise weist die Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG) darauf hin, dass Online-Glücksspiele in Deutschland weitgehend illegales Glücksspiel darstellen. Ausnahmen stellen auch die Angebote der staatlichen Lotteriebetreiber und der Soziallotterien dar. Im Bereich Sportwetten laufen aktuell noch die Verfahren zur Konzessionsvergabe. …
Bild: Entscheidung des Verwaltungsgerichts Schleswig vom 30.01.2008Bild: Entscheidung des Verwaltungsgerichts Schleswig vom 30.01.2008
Entscheidung des Verwaltungsgerichts Schleswig vom 30.01.2008
… von Spielsucht und des Jugendschutzes nur im Bereich von Lotterie und Sportwetten private Anbieter ausschließen darf. Denn andere bundesgesetzlich geregelte Glücksspiele, wie z.B. Automatenspiele unterliegen nicht solchen Beschränkungen.“ (Quelle: Pressemitteilung des VG Schleswig vom 30.1.2008) Die Bedenken des VG Schleswig werden offensichtlich von …
Das Schweigen der Betroffenen
Das Schweigen der Betroffenen
… muss ernst genommen werden. Keine Frage. Gleichwohl zählt im Unterschied zur Alkoholsucht das pathologische Glücksspiel zu den Erkrankungen, die wenig erforscht sind. Außerdem finden Glücksspiele in zunehmendem Maße in quasi rechtsfreien Räumen statt: in Online Casinos im Internet. Viele der Anbieter haben sich in Ländern niedergelassen, die sich jedem …
Sie lesen gerade: Geldquellen, Glücksspiele und Groschengräber – Spielsucht: Wie viel Freiheit können wir uns leisten?