(openPR) Die wirtschaftliche Stabilität des deutschen Mittelstands steht auf tönernen Füßen. Während die Öffentlichkeit gebannt auf die Schlagzeilen der DAX-Konzerne blickt, zeichnet sich bei den über 3,5 Millionen kleineren und mittleren Unternehmen ein dramatisches Bild ab: Diese Betriebe, die über 97% aller deutschen Unternehmen ausmachen und das eigentliche Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden, halten nur durch den permanenten persönlichen Einsatz ihrer Inhaber durch - oft bis zur völligen Erschöpfung. "Was in den Statistiken nicht auftaucht, ist der immense persönliche Tribut, den Unternehmer und ihre Familien täglich zahlen", erklärt Meike Schneider, Mentorin für Unternehmerpaare und erfahrene Unternehmensberaterin aus Stuttgart.
Während die Medien täglich über Stellenabbau bei VW, Siemens & Co. berichten, sind es gerade die kleinen und mittleren Unternehmen, die seit Jahren als verlässliche Arbeitgeber fungieren. Der Preis dafür ist hoch: "Viele Unternehmer arbeiten längst am absoluten Limit", beobachtet Schneider. "Sie jonglieren gleichzeitig explodierende Energiekosten, Personalmangel und wachsende Bürokratie – und das alles ohne die Ressourcen und Abteilungen, die Großunternehmen zur Verfügung stehen."
Die permanente Überlastung hat einen besonders kritischen Grund: den wachsenden Liquiditätsdruck. "Viele Unternehmer stecken in einer Zwickmühle", erklärt Schneider. "Einerseits steigen Energie-, Material- und Personalkosten massiv, andererseits scheuen sie sich, diese Kostensteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben – aus Angst, Aufträge zu verlieren." Die Folge: Immer mehr Mittelständler leben von der Hand in den Mund. "Was viele nicht sehen: Die Liquiditätsreserven, die in der Corona-Zeit aufgebraucht wurden, konnten bis heute nicht wieder aufgebaut werden. "Stattdessen verschlimmert sich die finanzielle Situation weiter."
Verschärft wird die Situation durch ein Personal Dilemma, das viele Mittelständler in die Zange nimmt. "Der Fachkräftemangel führt zu einer paradoxen Situation", beobachtet Schneider. "Unternehmer halten auch an weniger leistungsstarken Mitarbeitern fest – aus Angst, in der aktuellen Arbeitsmarktlage überhaupt keinen Ersatz zu finden. Die fehlende Wertschöpfung dieser Mitarbeiter gleichen sie dann durch eigene Mehrarbeit aus." Eine fatale Spirale: Die Unternehmer arbeiten noch mehr, um die Produktivitätslücken zu schließen, während gleichzeitig die Rentabilität ihrer Betriebe sinkt.
Die Auswirkungen dieser Dauerbelastung reichen weit über das Unternehmen hinaus. "Wenn beide Partner im Unternehmen arbeiten, verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben komplett", warnt Schneider. "Selbst am Abendbrottisch dreht sich alles um betriebliche Probleme, Personalsorgen und Liquiditätsengpässe. Es gibt keinen Rückzugsort mehr, keine Zeit für Regeneration." Besonders kritisch wird die Situation mit Blick auf die nächste Generation. "Während sich die aktuelle Unternehmergeneration aufreibt, schreckt der offensichtliche Dauerstress potenzielle Nachfolger ab. Die Kinder sehen sehr genau, welchen Tribut das Unternehmertum von ihren Eltern fordert – und entscheiden sich häufig bewusst gegen eine Übernahme des Familienbetriebs."
Damit steht weit mehr auf dem Spiel als nur einzelne Unternehmen. "Der klassische Mittelstand ist das soziale Rückgrat ganzer Regionen", betont Schneider. "Diese Unternehmen sind es, die seit Jahrzehnten verlässlich Ausbildungsplätze schaffen, lokale Vereine sponsern und sich in den Gemeinden engagieren. Sie kennen ihre Mitarbeiter noch persönlich und übernehmen soziale Verantwortung weit über das gesetzliche Maß hinaus." Wenn diese Strukturen wegbrechen, verlieren Regionen weit mehr als nur Arbeitsplätze – sie verlieren einen wesentlichen Teil ihres sozialen Kitts.
"Was wir jetzt brauchen, ist ein grundlegendes Umdenken", resümiert Schneider. "Der Mittelstand ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich zu wichtig, um seine Inhaber zwischen Kostendruck, Personalmangel und Dauerstress aufzureiben. Wir müssen Wege finden, wie Unternehmertum auch in Zukunft lebbar bleibt – nicht nur für die aktuelle Generation, sondern auch für die, die nachfolgen sollen. Sonst verlieren wir die Substanz, die unsere Wirtschaft und Gesellschaft seit Jahrzehnten trägt."












