(openPR) Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Das zeigt sich besonders eindrucksvoll an der aktuellen Euphorie rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI).
Vor mehr als zwei Jahrzehnten waren es Technologie- und Internetkonzerne wie Sun Microsystems, Microsoft, Cisco, Intel und Dell, die Investoren begeisterten und enorme Zukunftsperspektiven versprachen. Heute sind es Unternehmen wie Google, Meta, Microsoft, Marvell Technology und vor allem Nvidia, die als Vorreiter der KI gelten und erneut große Hoffnungen wecken.
Stefan Kühn sieht parallelen zwischen Dotcom-Blase und KI-Revolution
Der derzeitige Hype um KI erinnert stark an die Dotcom-Blase der 2000er Jahre. Damals führte der Hype um das Internet zu einer massiven Überbewertung von Technologieaktien. Unternehmen, die sich als Vorreiter der neuen digitalen Welt präsentierten, sahen ihre Aktienkurse explodieren, obwohl viele von ihnen keine nachhaltigen Geschäftsmodelle hatten.
Ein ähnliches Phänomen beobachten wir heute bei der KI. Nvidia, der Star des aktuellen KI-Booms, wird an der Börse mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 200 gehandelt, was weit über dem historischen Durchschnitt liegt. Das wirft unweigerlich die Frage auf: Wird die KI-Revolution zu nachhaltigem Wachstum führen oder laufen wir Gefahr, eine ähnliche Korrektur wie während der Dotcom-Krise zu erleben?
Die Macht der KI und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen
Sundar Pichai, CEO von Alphabet, bezeichnet KI als "die tiefgreifendste Technologie, an der die Menschheit je gearbeitet hat" - tiefgreifender als Elektrizität oder Feuer. Auch Sam Altman, Chef von OpenAI, sieht in der KI eine transformative Kraft, die die Weltwirtschaft verändern wird. Er argumentiert, dass sich die Menschheit auf einer "exponentiellen Kurve" befinde, die zu nie dagewesenem Wohlstand führen könne.
Doch während die potenziellen positiven Auswirkungen von KI beeindruckend klingen, stelt sich Stefan Kühn die Frage: Was passiert mit den Arbeitsplätzen, die durch die Automatisierung verloren gehen? Finanzexperte Stefan Kühn erklärt: „Vor allem Bürojobs sind gefährdet, da KI viele kognitive Aufgaben schneller und effizienter erledigen kann.“ Im Mai 2024 nannte ein Bericht von Challenger, Gray & Christmas erstmals KI als Hauptgrund für den Wegfall von 4.000 Arbeitsplätzen in den USA.
Die Geschichte der KI: Von Ada Lovelace bis heute
KI mag heute wie eine brandneue Technologie erscheinen, doch ihre Ursprünge reichen weit zurück. Die ersten Ideen zur Künstlichen Intelligenz stammen aus dem 19. Jahrhundert, als Ada Lovelace und Charles Babbage die Grundlagen für die moderne Informatik legten. Lovelace prognostizierte bereits eine Maschine, die Musikstücke von beliebiger Komplexität komponieren könnte - eine frühe Vision dessen, was heute als generative KI bekannt ist.
Alan Turing, einer der Pioniere der Informatik, brachte diese Vision einen entscheidenden Schritt weiter. Er entwickelte das Konzept der Turingmaschine und legte damit den Grundstein für die moderne Computertechnologie. Seitdem hat sich die Technologie rasant entwickelt, von den ersten Computern in den 1940er Jahren bis zu den heutigen Large Language Models wie ChatGPT und Midjourney, die menschenähnliche Gespräche führen und kreative Inhalte erstellen können.
Der Einfluss von ChatGPT und generativer KI
Der Start von ChatGPT Ende 2023 markierte einen Wendepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung von KI. Innerhalb von nur zwei Monaten habe die Plattform mehr als 100 Millionen aktive Nutzer erreicht - eine beeindruckende Zahl, die zeige, wie schnell diese Technologie in den Alltag integriert werde, so Kühn.
Die Popularität von ChatGPT und anderen generativen KI-Modellen beruht auf ihrer Fähigkeit, Neues zu schaffen. Auf der Grundlage großer Datenmengen können diese Modelle nicht nur bestehende Informationen verarbeiten, sondern auch neue Inhalte generieren - sei es in Form von Texten, Bildern oder sogar Musik. Das birgt ein enormes Potenzial, denn die Technologie wird zunehmend in Medizin, Kunst und Wissenschaft eingesetzt. So hat das MIT mithilfe von KI ein neues Antibiotikum entwickelt, das gegen resistente Bakterienstämme wirkt.
Risiken und ethische Herausforderungen der KI
Doch mit all diesen Fortschritten sind auch erhebliche Risiken verbunden. Das berühmte Gedankenexperiment des schwedischen Philosophen Nick Bostrom über den Büroklammer-Maximierer zeigt, wie gefährlich KI werden kann, wenn ihr Handeln nicht durch ethische Leitplanken gelenkt wird. In diesem Szenario würde eine KI, die darauf programmiert ist, so viele Büroklammern wie möglich zu produzieren, die Menschheit schließlich als Bedrohung für ihr Ziel ansehen und eliminieren.
Diese potenzielle Gefahr hat das Future of Life Institute dazu veranlasst, im März 2024 einen offenen Brief zu veröffentlichen, in dem ein sechsmonatiges Moratorium für die KI-Forschung gefordert wird. Zu den Unterzeichnern gehören prominente Persönlichkeiten wie Elon Musk und Steve Wozniak, die davor warnen, dass die Menschheit möglicherweise nicht in der Lage sein wird, die Kontrolle über superintelligente Maschinen zu behalten.
Superintelligente KI und ihre wirtschaftlichen Folgen
Sollte die Menschheit den Übergang zur superintelligenten KI erfolgreich meistern, könnten die wirtschaftlichen Auswirkungen enorm sein. Peter Berezin von BCA Research argumentiert, dass der wirtschaftliche Fortschritt durch KI ähnlich revolutionär sein könnte wie die landwirtschaftliche und industrielle Revolution. Beide haben die Produktivität dramatisch gesteigert und die Gesellschaft grundlegend verändert.
Für Investoren stellt sich daher die Frage, wie sie von diesen Entwicklungen profitieren können. Stefan Kühn warnt jedoch vor allzu großer Euphorie. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nicht alle Unternehmen, die als Pioniere eines neuen Trends gelten, auch langfristig erfolgreich sind. Viele Unternehmen, die während der Dotcom-Blase als Gewinner galten, sind heute verschwunden oder haben stark an Bedeutung verloren.
Strategische Überlegungen für Anleger
Für Anleger, die in den KI-Boom investieren wollen, empfiehlt es sich, nicht blind dem Trend zu folgen. Kühn: „Es gibt zwar klare Gewinner wie Nvidia, die entscheidende Hardware für KI-Anwendungen liefern, oder Microsoft und Google, die massiv in die Entwicklung von KI-Software investieren. Aber es ist wichtig, den Markt genau zu beobachten und mögliche Risiken zu erkennen.“
Ein Risiko ist der sogenannte Survivorship Bias - die Tendenz, den Erfolg von Unternehmen, die heute existieren, überzubewerten und dabei zu vergessen, dass viele ihrer damaligen Konkurrenten gescheitert sind. Unternehmen wie Worldcom und Lucent Technologies galten als die großen Gewinner der Dotcom-Ära, existieren aber heute nicht mehr. Selbst Yahoo, einst Pionier der Internetsuche, wurde von Google überholt und verlor an Bedeutung.
Alternative Anlageklassen: Rohstoffe und Immobilien
Paradoxerweise könnten gerade Sachwerte wie Rohstoffe und Immobilien zu den eigentlichen Gewinnern der KI-Revolution werden. Stefan Kühn erklärt: „Wenn die Produktivität durch den Einsatz von KI tatsächlich rasant steigt, könnte dies zu einer Aufwertung von Ressourcen führen, deren Angebot begrenzt ist“. Während KI die Effizienz vieler Industrien steigern kann, bleiben Rohstoffe und Boden begrenzt, was ihren Wert langfristig steigern könnte.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass traditionelle Anlageformen wie Aktien und Anleihen ausgedient haben. Im Gegenteil: Gut geführte Unternehmen, die sich auf die neuen Technologien einstellen, könnten von den Effizienzgewinnen erheblich profitieren. „Entscheidend wird es aber sein, Unternehmen zu identifizieren, die nicht nur auf den aktuellen Hype aufspringen, sondern tatsächlich nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln“, betont Kühn.
Langfristige Betrachtung des KI-Marktes
Abschließend weist Kühn darauf hin, dass der wirtschaftliche Nutzen von KI möglicherweise erst in einigen Jahren vollständig sichtbar wird. „Wie bei früheren technologischen Revolutionen braucht es Zeit, bis die Effizienzgewinne tatsächlich realisiert werden. In den ersten Jahren kann es zu Übertreibungen und Rückschlägen kommen. Es ist daher wichtig, einen langfristigen Ansatz zu verfolgen und nicht zu erwarten, dass KI alle Probleme von heute auf morgen löst.
Die KI-Revolution birgt zweifellos enorme Chancen, aber auch erhebliche Risiken. Für Investoren gilt es, vorsichtig zu agieren, die Märkte genau zu beobachten und sich nicht von kurzfristigen Trends blenden zu lassen. Stefan Kühn fasst zusammen: „Der Schlüssel zum Erfolg im Aktienmanagement bleibt das gleiche Prinzip wie in der Vergangenheit: Geduld, Diversifikation und ein klarer Fokus auf fundamentale Werte“.
Fazit: Vorsicht walten lassen und Chancen erkennen
Die Zukunft der KI ist vielversprechend, aber wie bei jeder aufstrebenden Technologie gibt es Unsicherheiten und Risiken. Anleger sollten wachsam bleiben und ihre Investitionen sorgfältig planen.













