(openPR) Was haben wir zu "Boys don´t cry" geheult. Und zu "Sweet Dreams" getanzt. Zu "Like a Virgin" unsere erste Abfuhr erteilt bekommen, dann wieder viel "Nothing compares to you" gehört, und so weiter und so fort. Auch Erinnerungen an die Achtziger?
Twix hieß damals noch Raider, Dieter und Thomas waren noch ein Modern Talking, und Michael Jackson hatte noch eine Nase. Ja die guten alten Zeiten. Leider gab es damals auch FCKW und Dauerwelle (die das FCKW verursachte), und Schulterpolster, Milli Vanilli, Moonwashed Jeans, Smileys, und Männer, die plötzlich die Frauen verstehen wollten.
Und nun, in Zeiten der ewigen Neuinszenierung, des Recyclings, wagt sich ein Wiederholungstäter ans Werk. Miko Jackson, ansässig im fernen Argentinien, wo offensichtlich Frauen mit schönen Stimmen wohnen. Nach den internationalen Erfolgen seiner letzten beiden Fusionsalben, "Bossa ´n Stones" und "Bossa ´n Marley", worin ihm bereits die Paarung zweier total unterschiedlicher Musikrichtungen gelungen ist und die beide auf Platz 1 der Albumcharts in Brasilien und Argentinien landeten, ist es nur naheliegend, dass sich jemand wie er an das aktuelle Experiment wagt. "Jazz and ´80s" heisst die Scheibe. Zwölf bekannte Hits der Eighties gekreuzt mit dem legendären Sound des Jazz! Sollte man in den Achtzigern schon musiktauglich gewesen sein, kennt man die Lieder mit Garantie. Es mag kaum überraschen, dass Miko Jackson es auch diesmal wieder hinbekommen hat.
Das Album verleitet dazu, Cocktailpartys zu geben. Man fühlt sich schlagartig aklimatisiert, eingehüllt in diese samtig weichen, oft leicht verhauchten Klänge, sexy Saxophon, sexy Kleidchen, sexy Drinks. Der Jazz entfremdet diese bekannten Melodien dezent und entfernt den poppigen, manchmal punkigen Sound von damals. Er macht ihn zeitloser, anpassungsfähiger. Kaum vorstellbar, denke man an "Should I stay or should I go" von einer der damals einflussreichsten Punkbands "The Clash", bei dem man sich Pogo tanzend das Trauma der Achtziger verinnerlichte. Nach der VerJAZZlichung nicht wiederzuerkennen!
Manche der damaligen Interpreten sind heute noch im Geschäft und sicherlich begeistert, ihre millionenfach gespielten "Sünden der Vergangenheit" neu und in diesem jazzigen Glanz zu hören. Würde man heute noch "Schieber" tanzen, dann würde dieses Album definitiv dazu einladen.
Ja, vieles aus diesem "Damals" scheint unsterblich: Espandrillos, VoKuHiLas, Leggings unterm Rock, große runde Ohrringe, blauer Liedschatten und eben die Musik. Nur glücklicherweise etwas generalüberholt. Danke nach Argentinien!
Vö: 29.09.06 (Chet Records)
http://www.chet.de