Die Zero-Click-Suche stellt die klassische Suchmaschinenoptimierung auf den Kopf. Immer häufiger liefert Google Antworten direkt, ganz ohne Website-Klick. Für Unternehmen bedeutet das: Sichtbarkeit zählt mehr als Traffic. In diesem Artikel erfahren Sie, was sogenannte "zero click searches" genau sind, warum sie zunehmen, welche Chancen sie bieten und wie Sie Ihre Inhalte gezielt dafür optimieren.
Definition: Was ist eine Zero-Click-Suche?
Wie Google & Co. Informationen liefern, ohne dass ein Klick nötig ist.
Der Begriff Zero-Click-Suche (Englisch: zero click searches) beschreibt eine Suchanfrage, bei der der Nutzer bereits auf der Ergebnisseite (SERP – Search Engine Results Page) die gesuchte Information erhält, ohne eine Website anklicken zu müssen. Die Antwort erscheint direkt in einem hervorgehobenen Bereich – etwa als Featured Snippet, Knowledge Panel, Wetteranzeige, Währungsumrechner, Öffnungszeiten oder Karten-Ausschnitt.
Typische Beispiele sind:
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„Wie viele Einwohner hat Berlin?“ – Google zeigt die Zahl direkt an.
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„Wetter Hamburg“ – eine Vorschau erscheint sofort.
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„Pizza in der Nähe“ – Google Maps listet Lokale mit Adresse und Öffnungszeiten.
Das bedeutet: Der Nutzer findet, was er sucht, ohne eine Website aufzurufen. Er klickt nicht auf ein Ergebnis, sondern bleibt auf der Suchseite.
Google AI Overview: Das neue Gesicht der "zero click searches"
Mit der Einführung von Google AI Overview (2024 zunächst in den USA, mittlerweile international ausgerollt) erreicht das Thema Zero-Click-Suche eine neue Dimension. Statt nur einzelne Informationen auszuspielen, fasst Google bei vielen Suchanfragen nun ganze Absätze zusammen, generiert Zusammenfassungen aus mehreren Quellen und zeigt diese prominent oberhalb der klassischen Suchergebnisse an.
Wie funktioniert AI Overview?
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Google analysiert mithilfe generativer KI mehrere Websites gleichzeitig.
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Daraus entsteht eine automatisch formulierte, meist mehrsätzige Antwort.
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Diese wird ganz oben in den Suchergebnissen eingeblendet, oft noch vor jedem Link.
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Quellen werden nur klein und teils anonymisiert eingeblendet („basierend auf Quellen wie…“).
Das Ergebnis: Der Nutzer erhält eine vollständige Antwort meist ohne jeden Anreiz, weiter zu klicken.
Hintergrund: Warum nehmen Zero-Click-Suchen zu?
Hinter dieser Entwicklung steckt das Ziel der Suchmaschinen, möglichst schnell und effizient passende Antworten zu liefern – idealerweise ohne Medienbruch. Vor allem Google optimiert seine Dienste darauf, Nutzer im eigenen Ökosystem zu halten. Dafür nutzt Google eigene Inhalte, Datenpartner, strukturierte Informationen aus Websites sowie KI-generierte Snippets.
Die Folge: Immer mehr Suchanfragen führen zu keiner externen Interaktion mehr. Laut Studien sind je nach Gerätetyp und Region inzwischen 50–65 % aller Suchen sogenannte Zero-Click-Suchen. Besonders häufig tritt dieses Phänomen bei mobilen Suchen auf, da hier der Nutzer besonders schnelle Antworten bevorzugt.
Nicht nur Google – auch andere Suchmaschinen setzen auf Zero-Click
Auch wenn Google mit einem Marktanteil von über 90 % den Ton angibt, verfolgen andere Suchdienste ähnliche Strategien. Bing zeigt ebenfalls direkte Antworten, Wetterdaten, Börsenkurse oder Wikipedia-Inhalte an. DuckDuckGo, das auf Datenschutz setzt, blendet ebenfalls sogenannte „Instant Answers“ ein, z. B. bei Rechenaufgaben, Definitionen oder Faktenabfragen.
Der Unterschied: Bei Google sind Zero-Click-Ergebnisse besonders vielfältig und tief integriert, z. B. durch den Knowledge Graph oder Google Maps. Andere Anbieter nutzen ähnliche Prinzipien, aber mit geringerem Funktionsumfang.
Bedeutung für SEO, Marketing und PR
Zero-Click-Suchen verändern die Logik klassischer SEO-Strategien. Bisher war das Ziel klar: Inhalte suchmaschinenfreundlich aufbereiten, um Klicks auf die eigene Website zu generieren. Doch wenn immer mehr Nutzer die Website gar nicht mehr erreichen, sondern bereits auf der Suchergebnisseite alles finden, müssen Unternehmen jetzt umdenken.
Die Sichtbarkeit der eigenen Inhalte darf sich nicht mehr nur an Klickzahlen messen lassen. Auch die Präsenz in Snippets, Panels und Rich Results wird relevant. Wer Informationen so aufbereitet, dass sie direkt von Google genutzt werden können, bleibt sichtbar auch wenn kein Klick erfolgt.
Risiken der Zero-Click-Suche: Wenn Sichtbarkeit ohne Interaktion verpufft
So nützlich Zero-Click-Suchen für den Nutzer sein mögen – aus Sicht von Unternehmen birgt der Trend auch erhebliche Risiken. Die zentrale Herausforderung: Sichtbarkeit ersetzt nicht automatisch Wirkung. Nur weil Inhalte prominent auf der Suchergebnisseite erscheinen, bedeutet das nicht, dass sie auch konvertieren.
1. Weniger Klicks = weniger Conversions
Zero-Click bedeutet: Der Nutzer sieht Informationen, klickt aber nicht weiter. Für Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf Websitebesuche, Kontaktformulare oder Online-Shops angewiesen ist, kann das unmittelbare Folgen haben:
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Weniger Website-Traffic
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Sinkende Conversion-Raten
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Weniger Leads oder Newsletter-Anmeldungen
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Geringere Verweildauer auf der eigenen Seite
Selbst wenn ein Featured Snippet Inhalte aus der eigenen Website anzeigt, bleibt der Klick oft aus. Der potenzielle Kunde informiert sich, aber tritt nicht in direkten Kontakt. Der klassische Conversion-Funnel wird so unterbrochen, bevor er überhaupt beginnt.
2. Weniger Kontrolle über die Darstellung
Zero-Click-Ergebnisse werden von Suchmaschinen automatisch erzeugt. Das heißt: Unternehmen haben kaum Einfluss darauf, welcher Ausschnitt ihrer Inhalte gezeigt wird oder wie er formuliert erscheint. Das kann problematisch sein, wenn:
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Zitate aus dem Zusammenhang gerissen werden
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veraltete Informationen angezeigt werden
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Inhalte ohne Markennennung erscheinen
Gerade für PR ist das kritisch: Die Botschaft lässt sich nicht mehr vollständig steuern, der Absender bleibt oft unsichtbar. Das kann zur Verwässerung der Kommunikationsstrategie führen.
3. Kein direktes Nutzerverhalten messbar
Zero-Click-Suchen führen zu einer Situation, in der der Nutzer zwar mit der Marke in Kontakt kommt, aber keine klassische Interaktion stattfindet. Das hat auch Auswirkungen auf das Monitoring und die Erfolgsmessung:
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Kein Tracking über Analytics-Tools
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Keine Daten über Verweildauer oder Klickpfade
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Keine klare Attribution von PR-Erfolgen
Das erschwert die Auswertung von Kampagnen und macht es schwieriger, den konkreten Beitrag von SEO-optimierten Inhalten zur Leadgenerierung oder zum Imageaufbau nachzuweisen.
Auswirkungen auf Website-Traffic und KPIs
Die wichtigste Folge: Klassische Metriken wie Klickrate (CTR) oder Seitenaufrufe verlieren an Aussagekraft. Wer weiterhin rein auf Traffic-Optimierung setzt, verfehlt möglicherweise sein Ziel.
Stattdessen sollte der Fokus auf der inhaltlichen Präsenz in Google-Diensten liegen. Sichtbarkeit in Snippets, Google Maps, dem Knowledge Graph oder bei Google Business wird zur zentralen Herausforderung. Es gilt, die eigenen Inhalte so zu gestalten, dass sie von Suchmaschinen extrahiert und genutzt werden können, ohne dabei die Kontrolle über die Botschaft zu verlieren.
Ein weiteres Problem: Bei Zero-Click-Suchen bleibt oft unklar, woher die Information stammt. Das kann zur Verwässerung der Markenkommunikation führen. Gerade in der PR ist es wichtig, den Absender erkennbar zu machen. Das gelingt über kluge Formulierungen, markenbezogene Begriffe und strukturierte Daten.
Was kann man tun?
Wer sich mit Zero-Click-Suchen auseinandersetzt, sollte zwei Ziele verfolgen: Sichtbarkeit trotz fehlender Klicks und Kontrolle über die eigenen Informationen. Dazu gibt es verschiedene Ansätze.
1. Inhalte für Snippets optimieren
Google bevorzugt strukturierte Antworten auf konkrete Fragen. Wer häufige Fragen zu seinem Thema kurz und präzise beantwortet, hat gute Chancen, in einem Featured Snippet zu landen. Dabei helfen klare Überschriften, direkte Antworten und saubere Formatierung. FAQ-Bereiche oder Glossare sind dafür besonders geeignet.
Praxistipp: Eine Frage wie „Wie funktioniert Produkt XY?“ sollte direkt unter einer H2-Überschrift stehen, gefolgt von einer sachlichen Antwort in 2–3 Sätzen.
2. Strukturierte Daten nutzen
Technisch gesehen hilft das Markup von Inhalten mit sogenannten Schema.org-Daten, Suchmaschinen die Inhalte besser einzuordnen. Wer etwa Veranstaltungen, Bewertungen, Produkte oder Organisationen beschreibt, kann strukturierte Daten hinterlegen. Google erkennt diese Inhalte dann besser und zeigt sie in angereicherten Suchergebnissen an.
Praxistipp: Für PR-relevante Inhalte lohnt sich die Auszeichnung von Organisation, Event und Person. So erscheinen z. B. CEO-Zitate oder Unternehmensprofile direkt in der Google-Suche.
3. Lokale Sichtbarkeit pflegen
Gerade bei lokalen Suchanfragen dominieren Zero-Click-Ergebnisse. Google zeigt Öffnungszeiten, Telefonnummern, Wegbeschreibungen und Bewertungen – oft ohne Websitebesuch. Unternehmen sollten daher ihre Google-Business-Profile stets aktuell halten und mit relevanten Informationen füllen.
4. Markenbildung stärken
Da bei Zero-Click-Ergebnissen oft kein direkter Link zur Quelle erscheint, wird der Wiedererkennungswert der Marke wichtig. Wer regelmäßig unter seinem Markennamen publiziert und eindeutige Begriffe verwendet, bleibt im Gedächtnis – auch wenn kein Klick erfolgt.
Praxistipp: In Snippet-optimierten Antworten den Markennamen oder Slogans gezielt einbauen, z. B. „Laut der Analyse von Müller PR sind …“. Das erhöht die Chance, dass der Absender genannt oder zumindest assoziiert wird.
Zero-Click-Suche: Kontrollverlust oder Chance?
Auf den ersten Blick scheinen Zero-Click-Suchen ein Problem für PR und Marketing darzustellen – schließlich wird der direkte Besuch der Website verhindert. Doch bei genauerem Hinsehen ergeben sich auch Chancen.
Wer in den relevantesten Suchanfragen prominent erscheint, erhöht seine Markenpräsenz. Wer Informationen liefert, die von Google übernommen werden, positioniert sich als Experte. Und wer seine Daten strukturiert, erhöht die Sichtbarkeit auf Dauer – auch ohne Klick.
Für die PR gilt dabei: Inhalte müssen so gestaltet sein, dass sie auch ohne Kontext funktionieren. Ein gutes Zitat, eine knackige Aussage oder ein prägnanter Fakt kann in einem Snippet genauso wirksam sein wie in einem Artikel. Auch Interviews, Statistiken oder FAQs lassen sich so aufbereiten, dass sie für Zero-Click-Ergebnisse relevant werden.
Checkliste: Content für Zero-Click-Suche optimieren
1. Inhalte klar strukturieren
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Überschriften in H2- oder H3-Format gliedern
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Fragen als Zwischenüberschriften formulieren („Wie funktioniert…?“)
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Antworten direkt, knapp (max. 2–3 Sätze) und sachlich unter der Frage liefern
2. Häufige Fragen beantworten (FAQs)
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Eigene Inhalte auf typische Nutzerfragen analysieren
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FAQ-Bereiche erstellen oder erweitern
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Antworten so formulieren, dass sie auch ohne Kontext verständlich sind
3. Featured Snippets gezielt ansprechen
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Definitionen, Listen oder Schritt-für-Schritt-Anleitungen erstellen
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Absätze so schreiben, dass sie direkt als Snippet taugen
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Keywords an den Anfang des Absatzes setzen
4. Strukturierte Daten (Schema.org) nutzen
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Passende Markups für:
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Organisation
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Person (z. B. CEO, Experten)
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Event / Produkt / FAQ / HowTo
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Technische Umsetzung über CMS-Plugins oder manuell prüfen (z. B. mit dem Google Rich Results Test)
5. Klare, zitierfähige Aussagen formulieren
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Kurze, prägnante Sätze mit hohem Informationsgehalt
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Zitate mit Namensnennung versehen
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Fachlich korrekt, aber allgemein verständlich schreiben
6. Eigene Marke sichtbar machen
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Markennamen in Antworten einbauen („Laut Müller PR…“)
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Eindeutige Begrifflichkeiten und eigene Wortmarken verwenden
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Slogans oder Wiedererkennungsmerkmale integrieren
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Veröffentlichung von Beiträgen und Pressemitteilungen auf externen Portalen
7. Lokale Sichtbarkeit optimieren (für Local Zero-Click)
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Google Business Profile vollständig ausfüllen und regelmäßig aktualisieren
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Öffnungszeiten, Telefonnummer, Website, Angebote korrekt angeben
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Rezensionen aktiv einholen und beantworten
8. Content-Mix prüfen
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Neben klassischen Artikeln auch Glossare, Lexikon-Einträge oder Ratgeber integrieren
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Inhalte mit hoher Zero-Click-Wahrscheinlichkeit gezielt planen (z. B. Zahlen, Definitionen, Listen)
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Auch für Sprachsuche (Voice Search) optimieren – natürlich, dialogisch formulieren
9. Monitoring & Anpassung
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Ranking-Veränderungen und Snippet-Präsenz beobachten (z. B. mit Sistrix, Ahrefs, Semrush)
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Zero-Click-Quellen identifizieren (Welche Inhalte werden übernommen?)
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Inhalte regelmäßig aktualisieren und verbessern