(openPR) So hochbrisant sind die Daten, dass professionelle Seelenhelfer lieber den Mantel des Schweigens über sie ausbreiten: Wie eine Fülle von Studien übereinstimmend belegt, nützt die pharmalastige Psychiatrie seelisch Belasteten nicht mehr als Psychotherapie – und Psychotherapie nicht mehr als Laien- und Selbsthilfe.
Wenn wir uns in einem Befindlichkeitstief unschlüssig sind, ob wir eher auf Unterstützung im vertrauten Umfeld setzen oder einen Profi aufsuchen sollen: Wie sähe eine brauchbare Entscheidungshilfe aus? Therapieforscher bemühen sich seit Jahrzehnten darum. Sie vergleichen, was eine größere Anzahl von Laienhelfern und berufsmäßigen Behandlern innerhalb eines festgelegten Zeitraums bei Menschen in Gang bringen, denen Psychiater die unterschiedlichsten Diagnosen verpasst haben: von A wie „Angststörung, generalisiert, ICD F 41.1“ bis Z wie „Zwangsstörung, vorwiegend Grübelzwang, ICD F 42.0“. Und sie überprüfen, ob und wie lange erzielte Besserungen hinterher andauern. Was kam dabei heraus?
Er mutet geradezu grotesk an, an den Haaren herbeigezogen, vom Stammtisch aufgeschnappt. Und doch zählt er zu den bestbestätigten Erkenntnissen psychologischer Forschung: der Befund, dass Amateure beim Beraten und Behandeln von Menschen, die als psychisch krank gelten, in der Regel nicht weniger zustande bringen als professionelle Seelenheilkundige – vorausgesetzt, sie sind „interpersonal kompetent“, wie Sozialwissenschaftler sagen: offen, herzlich, engagiert, einfühlsam, verständnisvoll und geschickt in der Gesprächsführung. Ein Großteil der Laien erreicht mindestens gleich viel: das gilt sowohl im allgemeinen als auch für einzelne „Störungsbilder“, wie z.B. soziale Fehlanpassung, Phobien, Psychosen und Übergewicht. Darauf deuten mittlerweile mehrere hundert Vergleichsstudien hin, obendrein über ein Dutzend Metaanalysen, statistische Zusammenfassungen von bereits stattgefundenen Untersuchungen. Ihnen widmet der Publizist Harald Wiesendanger, studierter Philosoph und Psychologe, sein soeben erschienenes neues Buch „Seelentief – ein Fall für Profis?“ (http://supr.com/stiftung-auswege-shop/category/buecher/) In Wahrheit, so belegt er mit weithin unbekannten Ergebnissen der Therapieforschung, helfen viele Laien seelisch Belasteten mindestens ebenso gut wie vermeintliche Experten. Professionelle Psychotherapie bringt weitaus weniger, als ihre Anwender uns weismachen. Soweit sie nützt, verdankt sie dies keineswegs wissenschaftlich abgesicherten Methoden und Theorien, sondern sogenannten „allgemeinen Wirkfaktoren“, die manche Amateure hervorragend einzusetzen verstehen: darunter aufmerksame Zuwendung, Anteilnahme, Wertschätzung, freundliches Auftreten, glaubhaftes Engagement, geschickte Gesprächsführung, Herzlichkeit, Weisheit und Empathie.
Belege dafür liefert die von Wiesendanger 2005 gegründete Stiftung Auswege (www.stiftung-auswege.de) mit ihren bislang 27 Therapiecamps, an denen über 500 chronisch Kranke teilnahmen – die meisten mit behandlungsbedürftigen psychischen Störungen. Über 90 Prozent von ihnen machten innerhalb von neun Camptagen Fortschritte wie zuvor, in der Obhut von Ärzten und Psychologen, seit Monaten und Jahren nicht. Das bestätigen Fragebogenerhebungen und Auswertungen von Tagebüchern ebenso wie ärztliche Vor- und Nachkontrollen. Daraus folgt? Es geht auch ohne Profis - oft sogar besser.