openPR Recherche & Suche
Presseinformation

E-Zigarette: Harm-Reduction-Maßnahme? Einstiegsdroge?

26.05.201609:23 UhrGesundheit & Medizin
Bild: E-Zigarette: Harm-Reduction-Maßnahme? Einstiegsdroge?
Prof. Dr. Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt UAS.
Prof. Dr. Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt UAS.

(openPR) Suchtforscher Heino Stöver fordert klare Hinweise der Gesundheitspolitik für Verbraucherinnen und Verbraucher / Statement zum Welt-Nichtrauchertag am 31. Mai

In mehreren europäischen Ländern ist in den vergangenen Jahren der Trend zu beobachten, dass die Nutzung von E-Zigaretten zugenommen hat. Anstatt Tabak zu verbrennen, wird in der elektronischen, oft batteriebetriebenen Zigarette eine (meist) nikotinhaltige Flüssigkeit (Liquid) verdampft. Gleichzeitig nimmt deshalb die Debatte um die E-Zigarette zu. Expertinnen und Experten weisen auf die Unsicherheiten bei der Gefährdung der Verbraucherinnen und Verbraucher hin, andere halten den Konsum von E-Zigaretten für eine mögliche Methode zur Schadensminimierung bzw. sogar Tabakentwöhnung. Prof. Dr. Heino Stöver, geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), nimmt zum Welt-Nichtrauchertag 2016 am 31. Mai, ausgerufen von der Weltgesundheitsorganisation WHO, zum Thema E-Zigaretten Stellung.

Es steht die Frage in der Diskussion, ob die E-Zigarette eine Ausstiegshilfe oder eine Einstiegsdroge darstellt. Stöver vertritt die Meinung, dass neben anderen Rauchentwöhnungsstrategien die E-Zigarette eine weitere Ausstiegshilfe sei: „Eine Veröffentlichung im Dezember 2014 bestätigt, dass die Erfolgschancen auf einen dauerhaften Rauchstopp mit der E-Zigarette von 4 % auf 9 % mehr als verdoppelt werden. Die Gefahr, dass E-Zigaretten ein Einstiegsprodukt sein könnten, ist gering: E-Zigaretten werden von Nichtraucherinnen und Nichtrauchern eher selten probiert. Auch zeigt eine im Januar 2015 veröffentlichte Studie, dass nicht rauchende Jugendliche wenig an E-Zigaretten interessiert sind.“

Die Gesundheitsgefährdung durch elektronische Dampferzeugnisse im Vergleich zum konventionellen Tabakkonsum schätzt Stöver als geringer ein: „In anderen Ländern werden die Risiken des Konsums vor dem Hintergrund einer hohen tabakbedingten Sterberate viel stärker abgewogen: Die Organisation Public Health England geht beispielsweise davon aus, dass E-Zigaretten etwa 95 % weniger schädlich seien als Tabakzigaretten und gründete daraufhin eine nationale Public-Health-Strategie. Natürlich sind E-Zigaretten nicht völlig ohne Gesundheitsrisiken, es geht hier aber um einen realistischen und pragmatischen Schadensabwägungsprozess. Auch in der Gesundheitspolitik sollten Harm-Reduction-Erwägungen eine wichtige Rolle spielen.“

Manche Gesundheitspolitiker/-innen befürchten, dass E-Zigaretten zu einer gesellschaftlichen Akzeptanzsteigerung des Rauchens beitragen könnten. „Es ist nicht davon auszugehen, dass die E-Zigarette die Entwicklung des Nichtraucherschutzes behindert, da im Zentrum gesundheitspolitischer Anstrengungen weiterhin die Reduktion des Tabakkonsums steht. Die E-Zigarette soll als Alternative für ehemalige Dauerkonsumentinnen und -konsumenten von Tabakzigaretten eine Rolle spielen. Es ist somit eine weniger riskante ‚Substitutionsbehandlung‘, eine sogenannte ‚Harm Reduction-Maßnahme‘. Eine Akzeptanzsteigerung wird dadurch nicht provoziert; es ist eher eine Anerkennung, riskantere Konsumformen mit einer E-Zigarette zu überwinden“, erläutert Stöver.

Jedoch kritisiert Stöver die zahlreichen Forschungslücken hinsichtlich des E-Zigaretten-Konsums: „Von großer Relevanz ist die Frage nach den Gründen für den fehlenden Risikoabwägungsprozess in der deutschen Gesundheits- bzw. Tabakpolitik. An den Folgen ihres Tabakkonsums sterben in Deutschland täglich rund 300 Menschen, von der E-Zigarette sind bislang keine Mortalitätsdaten bekannt. Es werden Forschungsergebnisse benötigt, die Aussagen zu gesundheitsschädlichen Wirkungen der E-Zigarette treffen.“ Daneben sind die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz, die Überprüfung der Gateway-Hypothese zum Einstieg in den Tabakkonsum über elektronische Dampferzeugnisse sowie die Rolle der Gesundheitspolitik bei der Unterstützung von Dauerraucherinnen und- rauchern beim Umstieg bzw. Ausstieg von Interesse.

Der Verbraucherschutz wird hinsichtlich des Konsums von E-Zigaretten ab Mai 2016 durch die europäische Tabakproduktrichtlinie reguliert, die klare Vorschriften zur Produktqualität von E-Zigaretten enthält. „Es ist irritierend, eine tabak- bzw. nikotinlose E-Zigarette unter der Tabakproduktrichtlinie zu regulieren. Es sollten alle Möglichkeiten der Produktsicherheit beachtet werden: Auf dem Etikett sollten Angaben zur Herkunft des Liquids enthalten sein, zum Geschmack und zur Zusammensetzung, v.a. dem Nikotinanteil, sowie über die Beimischungen. Leider haben hier öffentliche Debatten über Kontrollstrategien und -alternativen in Deutschland gefehlt“, appelliert Stöver an die Gesundheitspolitik. „Ich befürworte eine Abgabe nur an über 18-Jährige; diese Produkte gehören nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen.“

Zur Person:
Prof. Dr. Heino Stöver ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und seit 2009 Professor der Frankfurt UAS am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die sozialwissenschaftliche Suchtforschung. Er ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt UAS. Zurzeit leitet er das Forschungsprojekt „Der Konsum von elektronischen Dampferzeugnissen (eDe) unter Jugendlichen“, das neben der Analyse des Konsums auch praktische Vorschläge für einen verbraucherschutzorientierten Umgang mit elektronischen Dampferzeugnissen entwickelt. Er hat den Master-Studiengang „Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe“ der Frankfurt UAS mitinitiiert.

Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Heino Stöver, Telefon: 069/1533-2823, E-Mail: E-Mail

Weitere Informationen unter: www.frankfurt-university.de/isff

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 905018
 690

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „E-Zigarette: Harm-Reduction-Maßnahme? Einstiegsdroge?“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von Frankfurt University of Applied Sciences

Zweiter Frankfurter Zukunftskongress: Die Zukunft dreifach denken: nachhaltig, digital und transformativ
Zweiter Frankfurter Zukunftskongress: Die Zukunft dreifach denken: nachhaltig, digital und transformativ
Zweiter Frankfurter Zukunftskongress findet am 11. Oktober 2022 an der Frankfurt UAS statt  Keynotes von Maja Göpel und Volker Mosbrugger geben wertvolle Denkanstöße für unser Handeln   Klimawandel, Digitalisierung und New Work sind die aktuellen Herausforderungen für ein nachhaltiges und werteorientiertes Miteinander. Wie die kulturelle Transformation dieser Zukunftsthemen mit einem gemeinsam ausgearbeiteten Ansatz gelingen kann, stellt der zweite Frankfurter Zukunftskongress heraus. Er findet am 11. Oktober 2022 an der Frankfurt Universi…
Mit dem autonomen Kleinbus von Dorf zu Dorf
Mit dem autonomen Kleinbus von Dorf zu Dorf
Frankfurt UAS und Hochschule Hannover entwickeln Konzept zum kombinierten Transport von Personen und Gütern im ländlichen Raum Im Hinblick auf bedarfsgerechte und zukunftsorientierte Verkehrskonzepte spielen die Themen Mobilität und Logistik im ländlichen Raum eine zentrale Rolle. Autonome Shuttles könnten hier neue Chancen bieten, um diese Gebiete für mehr Menschen als Wohnraum attraktiver zu gestalten – gleichzeitig muss jedoch die Wirtschaftlichkeit dessen gewährleistet werden. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Kombinom“ wird eine Potenzi…

Das könnte Sie auch interessieren:

Bild: Erfolgreicher Auftakt der InterTabac; Großes Potenzial der E-ZigarettenBild: Erfolgreicher Auftakt der InterTabac; Großes Potenzial der E-Zigaretten
Erfolgreicher Auftakt der InterTabac; Großes Potenzial der E-Zigaretten
Berlin – Die derzeit in Dortmund stattfindende Tabakmesse InterTabac bietet rund 640 Aussteller aus 57 Ländern eine internationale Plattform für die Tabak- und E-Zigaretten Branche. Dabei nimmt der Anteil der Next Generation Products von Jahr zu Jahr zu. Der Verband des eZigarettenhandels (VdeH) nimmt dies zum Anlass erneut auf das Potenzial der E-Zigarette …
Bild: Ansteckungsraten in Gefängnissen können reduziert werden!Bild: Ansteckungsraten in Gefängnissen können reduziert werden!
Ansteckungsraten in Gefängnissen können reduziert werden!
Infektionskrankheiten sind unter Gefangenen überrepräsentativ häufig verbreitet. Gefängnisse gelten als Katalysatoren für die Übertragung von HIV/AIDS und Hepatitis B/C. Oft geht dieses Problem mit der Drogenabhängigkeit der Gefangenen einher. Deshalb untersuchte Prof. Dr. Heino Stöver, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), mit seinem Team Ansätze der Schadensminimierung (Harm Reduction) in Gefängnissen. Das Forschungsteilprojekt „Harm reduction and co…
"E-Zigaretten: Was wir wissen, müssen"
"E-Zigaretten: Was wir wissen, müssen"
Wie sicher sind Tabakerhitzer und E-Zigaretten? Ist die E-Zigarette eine Einstiegsdroge ins Rauchen? Welche Um- und Ausstiegsprogramme gibt es? An der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) findet am 15. Oktober 2020 die 3. Fachtagung „E-Zigarette: Was wir wissen, müssen“ statt, um diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Sie richtet sich …
Bild: Alternativer Drogen- und Suchtbericht kritisiert Gesamtstrategie der BundesdrogenpolitikBild: Alternativer Drogen- und Suchtbericht kritisiert Gesamtstrategie der Bundesdrogenpolitik
Alternativer Drogen- und Suchtbericht kritisiert Gesamtstrategie der Bundesdrogenpolitik
Alternativer Drogen- und Suchtbericht kritisiert Gesamtstrategie der Bundesdrogenpolitik im Allgemeinen und die vertanen Chancen beim Umgang mit der E-Zigarette im Speziellen. Im heute veröffentlichten sechsten Alternativen Drogen- und Suchtbericht, verfasst von ExpertInnen und FachautorInnen, werden erneut die Vorteile der E-Zigarette bei der Rauchentwöhnung …
Bild: Statement: E-Zigaretten als Mittel zur Tabakentwöhnung anerkennenBild: Statement: E-Zigaretten als Mittel zur Tabakentwöhnung anerkennen
Statement: E-Zigaretten als Mittel zur Tabakentwöhnung anerkennen
Ein Team um Prof. Dr. Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences fordert Politik und Medizin auf, Raucher/-innen besser über E-Zigaretten aufzuklären / Nutzung von Alternativprodukten erheblich weniger schädlich als fortgesetztes Rauchen von Tabakzigaretten Dass Rauchen schlecht für die Gesundheit ist, ist bekannt. Doch auch E-Zigaretten …
Bild: Teenager und E-Zigaretten – Chancen und GefahrenBild: Teenager und E-Zigaretten – Chancen und Gefahren
Teenager und E-Zigaretten – Chancen und Gefahren
… bislang kaum erforschten Feld zu generieren.“ Der Wissenschaftler erforscht neben dem Konsum Jugendlicher vor allem, ob elektronische Dampferzeugnisse eine signifikante Rolle als „Einstiegsdroge“ in den Tabakkonsum spielen oder inwiefern bzw. in welchem Ausmaß sie von rauchenden Jugendlichen als Ausstiegshilfe verwendet werden. Gemeinsam mit Dr. Bernd …
Bild: E-Zigarette: Trend oder Alternative?Bild: E-Zigarette: Trend oder Alternative?
E-Zigarette: Trend oder Alternative?
… beinhaltet. Langzeitfolgen der E-Zigarette - wie sie kürzlich von einigen Politikern propagiert wurden - gibt es allerdings nicht. Zudem sind die sozialen Wirkungen als Einstiegsdroge umstritten. Es häufen sich Berichte, wonach Kinder und Jugendliche vermehrt die E-Shisha oder E-Zigarette probieren. Zwar sind die so genannten E-Liquids auch ohne Nikotin …
Bild: VdeH begrüßt Anerkennung der geringeren Schädlichkeit von E-Zigaretten durch Bündnis90/Die GrünenBild: VdeH begrüßt Anerkennung der geringeren Schädlichkeit von E-Zigaretten durch Bündnis90/Die Grünen
VdeH begrüßt Anerkennung der geringeren Schädlichkeit von E-Zigaretten durch Bündnis90/Die Grünen
VdeH begrüßt Anerkennung der geringeren Schädlichkeit von E-Zigaretten gegenüber herkömmlichen Zigaretten durch Bündnis90/Die Grünen Der Aspekt Harm Reduction muss beim Thema Steuern zwingend einbezogen werden Eine Differenzierung von E-Zigaretten gegenüber Tabak ist bei der Steuerlast zwingend erforderlich Der VdeH fordert: - Keine „Tabaksteuer“ auf …
Bild: E-Zigarette auf dem Vormarsch – wo bleibt der Verbraucherschutz?Bild: E-Zigarette auf dem Vormarsch – wo bleibt der Verbraucherschutz?
E-Zigarette auf dem Vormarsch – wo bleibt der Verbraucherschutz?
… Raucher. Die Befürchtung, dass jene Tabakkonsumierende, die auch E-Zigaretten dampfen, ihre Sucht zementieren, ist wissenschaftlich nicht belegt. Auch dass die E-Zigarette künftig als Einstiegsdroge Jugendlichen den Weg in die Tabaksucht ebnet, ist bislang nicht erwiesen“, führt Stöver aus. Gesetzliche Vorgaben, was E-Zigaretten enthalten dürfen und wie sie …
Bild: Wie kann die HIV-Ansteckungsrate in Gefängnissen reduziert werden?Bild: Wie kann die HIV-Ansteckungsrate in Gefängnissen reduziert werden?
Wie kann die HIV-Ansteckungsrate in Gefängnissen reduziert werden?
Forschungsteilprojekt der Frankfurt UAS untersucht Ansätze zur Schadensminimierung bei Häftlingen Infektionskrankheiten sind unter Gefangenen überrepräsentativ häufig verbreitet. Gefängnisse gelten als Katalysatoren für die Übertragung von HIV/AIDS und Hepatitis C. Oft geht dieses Problem mit der Drogenabhängigkeit der Häftlinge einher. Deshalb untersucht Prof. Dr. Heino Stöver, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), mit seinem Team Harm-Reduction-Ansä…
Sie lesen gerade: E-Zigarette: Harm-Reduction-Maßnahme? Einstiegsdroge?