(openPR) Im Vergleich zu Männern haben Frauen häufig ein niedrigeres Körpergewicht, ein geringeres Plasmavolumen, einen höheren Fettanteil und eine geringere Nierenleistung (glomeruläre Filtrationsrate). Daher ergeben geschlechtssensible klinische Zulassungsstudien geschlechtsabhängige pharmakokinetische Unterschiede von Arzneimitteln. Dennoch führen diese Erkenntnisse in den Fachinformationen nur selten zu Dosierungsempfehlungen, die zwischen den Geschlechtern differenzieren. In der Realität führt dies bei Frauen zu häufigeren unerwünschten Nebenwirkungen, berichten Dr. Katharina Wenzel-Seifert und Kollegen im aktuellen Reader "Medizin und Geschlecht".
"Unter Therapie mit Antipsychotika haben Frauen im Vergleich zu Männern ein durchschnittlich um 60% höheres Risiko für das Auftreten schwerer unerwünschter Nebenwirkungen.
Dies kann zum einen auf pharmakokinetischen Unterschieden, z.B. einem verlangsamten Lebermetabolismus bzw. einer verminderten renalen Elimination der Medikamente beruhen. Zum anderen gibt es pharmakodynamische, v.a. östrogenabhängige Unterschiede, die zu einer erhöhten Sensitivität für Antipsychotika sowohl hinsichtlich des therapeutischen Effekts als auch unerwünschter Nebenwirkungen ... führen können. Aufgrund dieser Unterschiede sollten viele Antipsychotika bei Frauen niedriger dosiert werden", empfiehlt die Psychiatrin und gibt Empfehlungen zu konkreten Dosierungsbestimmungen.
Der Reader "Medizin und Geschlecht" bietet in 30 kurzen Einzelbeiträgen Einblicke in medizinrelevante Geschlechtsunterschiede - d.h. meist: in frauenspezifische biopsychosoziale Problemfelder, auf die das Gesundheitswesen bisher kaum eingestellt ist.
>> Bärbel Miemietz (Hrsg.) Medizin und Geschlecht - Perspektiven für Lehre, Forschung + Krankenversorgung. Pabst, Hardcover, 180 Seiten, ISBN 978-3-89967-787-4