(openPR) Welchen hohen Stellenwert Verantwortung in unserer heutigen Gesellschaft hat, konnte der Philosoph Hans Jonas mit seinem Buch „Das Prinzip Verantwortung“ bereits im Jahre 1979 sehr weitsichtig und eindringlich erläutern. Die Grundgedanken seiner Ausführungen erhellen auch heute noch, warum es zwingend notwendig ist, sich der individuellen Verantwortung bewusst zu stellen. Die technologischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts haben dazu geführt, dass die Reichweite des menschlichen Handelns globale Ausmaße annimmt – sowohl in der räumlichen als auch in der zeitlichen Ausdehnung.
Dieses Novum lässt sich mit herkömmlichen ethischen Handlungsgrundsätzen nicht mehr erfassen, da diese vor allen Dingen das unmittelbare Zusammenleben der Menschen geregelt haben. Die Auswirkungen menschlichen Handelns betrafen in der Vergangenheit überwiegend Bereiche, die räumlich und zeitlich sehr nahe beieinander lagen. Die Konsequenzen des eigenen Handelns waren somit überschaubar und kalkulierbar.
Das hat sich im Zuge der gewaltigen Fortschritte in der Hochtechnologie grundlegend gewandelt. Die Effekte menschlicher Handlungen reichen inzwischen weit in die Zukunft hinein und weit über den räumlichen Nahbereich hinaus, so dass die Konsequenzen des Handelns den Menschen selbst oder seine unmittelbare Umgebung oft gar nicht mehr betreffen. Damit verliert sich der Zusammenhang zwischen der eigentlichen Handlung und ihren Folgen. Hinzu kommt, dass viele der Auswirkungen nicht umkehrbar sind und damit der Nachwelt als Bedingungen quasi aufgezwungen werden.
Die Folgen von Umweltzerstörung und Klimawandel, die die heutige Menschheit verursacht, werden z. B. noch viele nachfolgende Generationen zu tragen haben. Und schon gegenwärtig betreffen sie längst nicht nur diejenigen, die sie herbeigeführt haben, sondern jeden Menschen auf der Erde, egal wie er selbst lebt. Aufgebrauchte endliche Ressourcen sind für die Nachwelt unwiederbringlich verloren, und im Gegenzug hinterlassen wir Sondermüll, der auf Jahrtausende versiegelt bleiben muss.
Eingriffe in das genetische Material – sei es das von Pflanzen, Tieren oder des Menschen selbst – sind in ihren Langzeitwirkungen noch nicht einmal ansatzweise überschaubar, betreffen aber im extremsten Falle (der Genveränderung am Menschen oder des Klonens) ganz direkt das Leben zukünftiger Menschen. Unsere heutigen Entscheidungen wirken also nicht selten auf Menschen, die erst mehrere Generationen nach uns leben werden und die an den Entscheidungen keinen eigenen Anteil haben. Und trotzdem müssen sie die Folgen bewältigen und unsere Rechnungen bezahlen. Diese grundsätzlichen Veränderungen hinsichtlich der Wirkungsmacht und der Reichweite menschlichen Handelns machen es notwendig, den Entscheidungen und Handlungen das Kriterium der Verantwortung hinzuzufügen.
Verantwortung zu übernehmen, heißt heutzutage also auch, zeitlich und räumlich weitreichende Konsequenzen für die Zukunft zu beurteilen und abzuwägen. Das ist wiederum selbst sehr problematisch, da sich zum Beispiel bei der Entwicklung von neuen hochkomplexen Technologien im Vorfeld gar nicht abschätzen lässt, ob deren Anwendung langfristig gute oder weniger gute Auswirkungen haben wird. Die Verhinderung genetisch bedingter Krankheiten durch Veränderung des Erbmaterials kann beispielsweise kurzfristig vielleicht Menschen helfen, die von solchen Krankheiten bedroht sind. Langfristig kann es aber einen schwer wiegenden Eingriff in den Genpool der gesamten Menschheit bedeuten. Wer kann hier eigentlich eine gesicherte Entscheidung treffen?
Mit der größeren Reichweite des Handelns nimmt also auch die Komplexität der Welt unaufhaltsam zu, und es wird immer schwieriger, die Konsequenzen von Entscheidungen einzuschätzen. Deshalb wird es umso wichtiger, die eigenen Entscheidungen und Handlungen danach zu befragen, ob man persönlich die Verantwortung für deren Folgen übernehmen kann – ob die möglichen Folgen mit unseren inneren Überzeugungen zu vereinbaren sind.
Die Beantwortung dieser Frage kann letzten Endes nur bei uns selbst liegen. An unserem individuellen Wertesystem und auf Grundlage unserer persönlichen Denkstrukturen entscheidet sich, wie wir uns zu einer Sache verhalten. Voraussetzung dafür ist, dass es sich wirklich um unsere eigenen Strukturen und Werte handelt, die wir bewusst entwickelt haben. Nur dann können sie Basis von eigenverantwortlichen Entscheidungen sein. Wertvorstellungen, die nicht mit unseren inneren Überzeugungen im Einklang stehen, eignen sich dazu nicht, denn diese werden wir in letzter Instanz nicht verantworten können.
Das gilt für die großen Zusammenhänge des Lebens in gleicher Weise wie für den unternehmensinternen Kontext und auch für ganz persönliche Entscheidungen im Privat- und Berufsleben.
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